Entsorgungs-Muffel aufgepasst

Zuger Firma holt deinen Recycling-Abfall von zuhause ab

Patrik Tschümperlin und Steva Ndjemena haben den Reycling-Service WeGreen ins Leben gerufen. (Bild: zvg)

Jeden Monat aufs Neue in der Ökihof-Kolonne stehen? Ächz. Ein Startup plant, den Zugern diese Mühsal zu ersparen und das Recyceln stattdessen selber zu übernehmen. Ein Dienst, der mit Zugs rigorosem Abfallgesetz gar nicht einfach umzusetzen war.

Die Weinflaschen kumulieren sich in der Ecke, die Zalando-Kartons stapeln sich – beträchtlich wankend – bis zur Decke. Schon längst hätte man entsorgen gehen müssen. Auch wenn die Zugerinnen ihren Ökihof lieben, so gibt es dennoch schönere Tätigkeiten, denen man abends nach der Arbeit oder an Samstagen nachgehen kann. Auch die langen Autokolonnen vor dem Ökihof nerven.

Das weiss Patrik Tschümperlin aus eigener Erfahrung. «Im letzten Sommer entstand darum unsere Idee eines Abfall-Abholservices», erklärt der Zuger. Sowohl für ihn als auch für seine Geschäftspartnerin Steva Ndjemena ist das Thema Entsorgung Neuland, beide kommen eigentlich aus der Finanzbranche.

Die Idee der beiden: Wer sich die Zeit fürs Recyclen künftig sparen will, schliesst bei WeGreen Services ein Abo ab. Monatlich oder alle zwei Wochen kommt jemand vorbei, holt von Alu über Petflaschen bis hin zu leichtem Sperrgut alles ab.

Zebas Segen ist dem Startup sicher

«Wir haben relativ bald gemerkt, dass die Umsetzung des Vorhabens nicht ganz so einfach ist. Dies insbesondere wegen dem geltenden Abfallgesetz und dem Zuger Zweckverband Zeba», so Tschümperlin. Der Abfall, der von Zugern produziert wird, gehört nämlich dem Kanton, die Entsorgung unterliegt klaren Regeln (zentralplus berichtete).

«Wir haben darum das Gespräch gesucht mit der Zeba und unsere Idee vor dem Verwaltungsrat vorgestellt. Ende Oktober erhielten wir die Bewilligung dafür, dass wir Wertstoffe aus Haushälten abholen dürfen.» Dies unter der Bedingung, dass alles auf den Ökihöfen im Kanton Zug entsorgt werde. «Das ist sowieso in unserem Sinn. Allein schon aus ökologischen Gründen.»

Das Angebot hat seinen Preis

Wie sähe der Service von WeGreen denn im Konkreten aus? Gehen wir von einer Dreier-WG aus, bei der gerne Bier und Wein getrunken wird. So viel, dass sich das Alu und das Leergut nach einem Monat schon in den Gängen stapelt. Tschümperlin erklärt: «Die Einwohner können online ein Abonnement abschliessen für beispielsweise einen monatlichen Service. Man fixt einen Termin, zwei Tage vorher schicken wir einen Reminder, damit die Bewohnerinnen ihr Recyclinggut zu einem bestimmten Zeitpunkt vors Haus stellen», erklärt der Geschäftsführer.

Kostenpunkt? Der monatliche Service kostet pro Entsorgung 49 Franken, der zweiwöchentliche Dienst schlägt mit je 68 Franken zu Buche. «Wir können jeweils vier 35-Liter-Säcke mitnehmen.» Tschümperlin präzisiert: «Weil Abfallsäcke nicht sonderlich ökologisch sind, erhalten Abonnenten je vier festere Säcke aus recyceltem Pet, welche verschliess- und wiederverwendbar sind. Diese geben sie uns gefüllt mit und erhalten im Gegenzug leere Taschen.» Karton könne separat mitgegeben werden.

«Überhaupt sind wir ziemlich kulant. Auch Sperrgut bis 20 Kilogramm und Kleidersäcke nehmen wir mit. Wir wollen ja nicht, dass die Leute extra deswegen doch noch zum Ökihof fahren müssen.»

Ob die Hauswarte erfreut sind?

Bloss: Ist es überhaupt erlaubt, dass man die Wertstoffe vor dem Haus deponiert, bis sie abgeholt werden? «Es ist zwar verboten, den Abfall auf öffentlichem Grund zu deponieren. In den Siedlungen geht das jedoch.» Ein Problem darin sieht Tschümperlin nicht. «Die Abonnenten wissen ja, in welchem Zeitraum wir vorbeikommen, darum bleiben die Wertstoffe nicht lange liegen.»

Das Projekt klingt, als habe das Startup eine ziemliche Fahrzeugflotte im Einsatz. Falsch gedacht. «Bis jetzt steht einzig ein grosser VW-Bus im Einsatz, mit dem wir die Tour jeweils fahren. Da passt ziemlich viel rein», so Tschümperlin. Das genüge auch insofern, als WeGreen zunächst im Kanton Zug beginnt. Sollte das Konzept auf Gegenliebe stossen, sei eine Ausweitung auf andere Kantone denkbar. «Dies im sinnvollen Rahmen. Es würde etwa keinen Sinn machen, für einen einzigen Kunden eine Stunde zu fahren», so der Geschäftsführer.

Neben ihm und Steva Ndjemena helfen auch Tschümperlins Ex-Frau und seine Söhne beim Startup mit. «In Zukunft möchten wir mit Zuger Non-Profit-Organisationen arbeiten. Ziel ist es, eine Beschäftigung zu bieten für Arbeitslose oder Asylbewerber. Längerfristig wäre es schön, fixe Mitarbeiterinnen anzustellen.»

Verwendete Quellen
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