Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler soll der umstrittenen Oligarchen-Firma Eurochem geholfen haben, Kontakt zur Zuger Kantonalbank aufzunehmen. Das Problem: Der Kanton ist Mehrheitsaktionär der Bank und darf sich nicht einmischen.
Das Düngemittelunternehmen Eurochem mit Sitz in Zug sorgte diese Woche für Schlagzeilen. Diverse finanzielle Schlupflöcher ermöglichten es der sanktionierten Eigentümerin Alexandra Melnitschenko weiter vom Unternehmen zu profitieren (zentralplus berichtete). Nun gerät auch der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP) ins Spiel.
Anfang April dieses Jahres wurden die Konten der Eurochem von UBS und Credit Suisse eingefroren. Dies geschah im Zuge der Russland-Sanktionen. Der Konzern konnte damals wochenlang Zinszahlungen für Anleihen nicht tätigen, weil die US-Bank Citigroup die Transfers blockierte.
Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP) soll zu diesem Zeitpunkt einen zweifelhaften Anruf getätigt haben, berichtete «Tamedia» am Montag. Tännler rief den Chef der Zuger Kantonalbank Hanspeter Rhyner an und fragte, ob er Eurochem Rhyners Telefonnummer weitergeben dürfe. Der Konzern würde sich gern mit ihm in Verbindung setzen, um ein Konto zu eröffnen.
Das Problematische an der Causa: Der Kanton Zug ist mit 50,1 Prozent Aktienanteil Mehrheitsaktionär der Zuger Kantonalbank. Tännler war somit beim Anruf Vertreter des Mehrheitsaktionärs der Bank und kein unabhängiger Politiker. Nach Aktienrecht hatte er somit kein Weisungsrecht.
Tännlers Anruf ist ein potentieller Bruch des Aktienrechts
Sofern die Bank wegen des Anrufs ein Konto eröffnete, wird es für Tännler problematisch. Falls diese Entscheidung auch nur indirekt mit der Weisung Tännlers in Zusammenhang steht, könnte das ein Bruch im Aktienrecht sein, zitiert «Tamedia» einen Rechtsexperten. Solche Verbindungen könnten schnell die Finanzmarktaufsicht (Finma) auf den Plan rufen. Ob Eurochem ein Konto eröffnete, will die Kantonalbank mit Verweis auf das Bankgeheimnis nicht mitteilen.
Heinz Tännler äusserte sich zu den Vorwürfen wie folgt: «Selbstverständlich habe ich weder einen Auftrag noch eine Weisung erteilt und mich an alle Vorgaben der Compliance gehalten.» Es sei lediglich eine Kontaktvermittlung gewesen. Ob es zur Kontoeröffnung kommt, ist alleinig die Entscheidung der Zuger Kantonalbank gewesen, betont er.
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Kommentarschreiber, 22.11.2022, 10:38 Uhr Warum landen eigentlich (fast) alle Finanzgeschichten klandestiner Bankgeschäfte im Kanton Zug?
👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterFrancine, 21.11.2022, 22:01 Uhr Stoff für die Fasnacht: Detektiv Tännler – Anruf genügt! Schon manche(r) soll über einen Telefonanruf gestolpert sein. Der Finanz-Sheriff in Zug kreiert eben seine eigenen Gesetze. So lange der Rubel rollt, herrscht geeintes Stillschweigen… Fortsetzung folgt.
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