Luzerner Unternehmen verzeichnen mehr Aufträge

Zertifikatspflicht füllt Kassen von Sicherheitsfirmen

Die Kontrolle der Covid-Zertifikate, wie hier am Glücklich-Festival in Luzern, wird oft an private Sicherheitsfirmen ausgelagert. (Bild: aar)

Ohne Covid-Zertifikat gibt es seit Montag an vielen öffentlichen Orten keinen Einlass mehr. Doch wer kontrolliert all diese Zertifikate überhaupt? Unter anderem sind es private Sicherheitsfirmen, die dank der Zertifikatspflicht viele neue Aufträge an Land ziehen konnten.

Der Vorgang dauert nur wenige Sekunden. Handy gezückt, kurz den QR-Code des Covid-Zertifikats einscannen und schon erscheint ein grünes «Häkchen», das seit Montag den Einlass ins Restaurant, Museum oder ins Kino gewährt. Klingt alles ganz simpel. Doch es stellt sich die Frage: Wer kontrolliert überhaupt all diese Zertifikate an den Eingängen? Denn für die Betriebe stellt die Kontrolle der Zertifikate einen zeitintensiven Mehraufwand dar. Gewisse Wirte zum Beispiel haben zudem keine Lust und auch nicht die notwendige Erfahrung, um in ihrem eigenen Betrieb «Polizist» zu spielen (zentralplus berichtete).

Viele Betriebe setzen darum auf private Sicherheitsfirmen, die für die Kontrolle der Zertifikate und den entsprechenden Einlass zuständig sind. Deshalb sind solche Sicherheitsfirmen zurzeit gefragt. So beispielsweise die LU-Sicherheitsdienst AG mit Sitz in Oberkirch bei Sursee. Geschäftsführer Martin Heller bestätigt den gestiegenen Bedarf nach Sicherheitspersonal, wie er auf Anfrage von zentralplus sagt: «Wir verzeichnen deutlich mehr Aufträge seit der Einführung der Zertifikatspflicht. Bei den Kunden handelt es sich vor allem um Betriebe aus der Gastronomie und der Unterhaltung.»

«Qualität vor Quantität»

Heller erreichen sogar so viele Auftragsanfragen, dass er aufgrund personeller Kapazitäten nicht alle annehmen könne, wie er sagt. Doch auf die Schnelle zusätzliches Personal einstellen, komme deswegen nicht infrage: «Wir werden nicht extra zusätzliches Personal einstellen. Wir können und wollen nicht alle möglichen Aufträge annehmen. Im Vordergrund steht immer die Qualität, nicht die Quantität.»

Ähnliches berichtet auch die Sicherheitsfirma Daru-Wache AG in Luzern: «Es gab diverse Kunden, welche uns angefragt und beauftragt haben, bei ihnen die Zertifikatspflicht zu überprüfen», berichtet Armin Häfliger, CEO der Firma, auf Anfrage von zentralplus. Gleichzeitig relativiert Häfliger, dass diese zusätzlichen Aufträge prozentual kaum ins Gewicht fallen würden, da die Firma grundsätzlich gut ausgelastet sei. Auch die Daru-Wache werde darum kein zusätzliches Personal einstellen.

«Oft ist es für den Kunden günstiger, ein Sicherheitsunternehmen zu beauftragen, als eigenes Personal für diese Tätigkeit einzusetzen.»

Armin Häfliger, CEO Daru-Wache AG

Die neuen Aufträge verteilen sich bei beiden Firmen quer über die von der Zertifikatspflicht betroffenen Betriebe. Die meisten dieser Anfragen kommen von grösseren Organisationen, wie Häfliger von der Daru-Wache erklärt. Denn letztlich ist es für die Betriebe immer eine Kostenfrage, da die Kontrolle der Zertifikate mit einem personellen Mehraufwand verbunden ist.

Hier gilt es für die Betriebe abzuwägen, was finanziell mehr Sinn macht: Kontrollen durch das eigene Personal oder die Beauftragung einer externen Firma. Häfliger sagt dazu: «Oft ist es für den Kunden günstiger, ein Sicherheitsunternehmen zu beauftragen, als eigenes Personal für diese Tätigkeit einzusetzen.» Wie viel ein solcher Auftrag ungefähr kostet, wollten beide Firmen nicht kommunizieren.

Corona-Profiteure?

Unabhängig von den Einnahmen pro Einsatz werden die beiden Firmen auf jeden Fall froh sein über die neuen Aufträge, die durch die Zertifikatspflicht entstanden sind. Aber als Corona-Profiteure lassen sich die Sicherheitsfirmen trotz der neuen Aufträge kaum bezeichnen. Auch auf die Sicherheitsbranche hatte die Corona-Pandemie deutliche Auswirkungen und dies in zweifacher Hinsicht.

Sollte man seit Montag immer griffbereit halten: das Covid-Zertifikat. (Bild: ber)

Einerseits fielen die regulären Aufträge in der Event- und Tourismusbranche beinahe komplett weg, Kurzarbeit und finanzielle Einbussen waren die logische Konsequenz. So ist der LU-Sicherheitsdienst beispielsweise für einen geordneten Verkehr auf den Carparkplätzen beim Schwanenplatz und am Löwenplatz zuständig. Doch mit dem Zusammenbruch des Tourismus gebe es auf den beiden Parkplätzen derzeit nicht viel zu tun, wie Heller lachend erklärt.

Anderseits hat sich durch die Pandemie auch die Art der Aufträge stark verändert. «Seit Corona führen wir viele andere Aufträge durch als sonst», führt Heller aus. Neu seien sie vorwiegend im Gesundheitsbereich, im Detailhandel oder bei der Umsetzung von Schutzkonzepten von Unternehmen tätig. «Dadurch konnten wir relativ gut kompensieren, dass es in unseren herkömmlichen Tätigkeitsfeldern kaum noch Aufträge gab», ergänzt Heller.

Zertifikatspflicht für Angestellte kommt vor

Zuletzt stellt sich die Frage nach der Zertifikatspflicht beim eigenen Personal der Sicherheitsfirmen: Müssen Personen, die Covid-Zertifikate kontrollieren, selber zwingend auch eines haben? Das hängt vom Auftraggeber ab, erklärt Martin Heller vom LU-Sicherheitsdienst: «Welche Regeln für unsere Mitarbeitenden gelten, ist vom Schutzkonzept des jeweiligen Kunden abhängig.»

Um den Überblick zu behalten, welche Mitarbeitenden ein Zertifikat haben und welche nicht, vermerkt die Daru-Wache die betreffende Information in deren Profil: «Bei unseren Mitarbeitern wird das Covid-Zertifikat als Qualifikation im Planungssystem erfasst. So wie jede andere Qualifikation, eine Ausbildung oder ein Diplom auch.» So könne bei einem neuen Auftrag gleich gefiltert werden, welche Mitarbeitenden für die Ausführung des Auftrags überhaupt infrage kämen.

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