Fixpreise als Antwort auf Uber

Zahlen Zuger dank neuer App weniger fürs Taxifahren?

Die Taxi Keiser AG (Bild) führt die erste Taxi-App der Schweiz in Zug ein.

(Bild: Screenshot)

Seit Montag ist in Zug die erste offizielle Taxi-App der Schweiz im Einsatz. Der einzige lokale Partner ist die Taxi Keiser AG, welche neu Fixpreise anbietet. Doch auch wenn sich die Technologie dieselbe ist: Das Zuger Taxiunternehmen bleibt preislich in anderen Dimensionen als Uber.

Taxifahren ist teuer in der Schweiz, sehr teuer sogar. Wer heute in Zug telefonisch ein Taxi bestellt, hat ausserdem keine Kostenkontrolle. Es sei denn, er nutze Uber, wo der Preis für eine bestimmte Strecke im Voraus berechnet wird.

Nun bietet auch das grösste Zuger Taxiunternehmen Fixpreise an, wenn der Kunde die Strecke bei der Bestellung schon weiss (was ja meistens der Fall ist). Die Taxi Keiser AG vertritt auf der ersten Taxi-App der Schweiz namens «go!» den Kanton Zug.

«Mit dieser neuen App bietet Taxi Keiser Taxi-Fahrdienste zum fairen Fixpreis an», heisst es in einer Medienmitteilung. Die App vermittle über «renommierte Taxiunternehmen» Fahrdienste an Kunden, liest man. Durch die Pauschalpreise garantiere man dem Fahrgast Preissicherheit. Die Abhängigkeit von Nachfragespitzen oder Wartezeiten im Stau falle damit weg.

«80 bis 90 Prozent der Kunden werden ihr Taxi auch weiterhin telefonisch bestellen.»
Roberto Salerno von yourmile

Start und Ziel eruiert

Die go!-App folge dem Prinzip der Einfachheit und Transparenz. Der Start- oder Einsteigeort wird mittels GPS-Ortung, basierend auf Google-Maps, eruiert. Das Ziel wird anhand von Google-Daten und eigenen Favoriten erkennbar gemacht.

Die Auswahl der Fahrzeuge ist je nach lokalem Angebot der Taxiunternehmen nach Preis sortiert und auf dem Screen zu sehen. Schliesslich wird der Fixpreis angezeigt, der direkt ans In-App-Payment-System gekoppelt ist, und man kann mit Kreditkarte bezahlen.

Preisvergleich Zug–Flughafen Kloten

Mit oder ohne App: Gegen den umstrittenen Billiganbieter Uber hat die Zuger Taxibranche keine Chance. Doch der Kunde profitiert monetär durchaus. zentralplus hat den Test gemacht: Eine Fahrt vom Bahnhofplatz Zug zum Zürcher Flughafen kostet mit «Uber Pop» 78 bis 104 Franken. Die Firma Ennetsee Helfenstein bietet die Strecke tagsüber für 120 und nachts für 130 Franken an. 1A Bahnhof Taxi verlangt 140 Franken. Bei Taxi Keiser kostet die gleiche Fahrt laut der Berechnung von «go!» stolze 226 Franken mit dem Standardtaxi.
Redaktionelle Ergänzung: Geschäftsführer Sven Sattler legt Wert auf die Feststellung, dass Taxi Keiser für bekannte Pauschaldestinationen, wie den Flughafen, ebenfalls Pauschalpreise anbietet. Die Fahrt kostet 135 Franken. Allerdings sei dies auf der App nicht programmierbar. Man muss sich also telefonisch oder per Mail melden. «Wir erwarten, dass die App vor allem von Kunden aus der Region für kürzere Strecken genutzt wird», so der Geschäftsführer.

Nur ein Anbieter

Mit der «Auswahl» und den «unterschiedlichen Preisen» ist es allerdings in Zug so eine Sache. Denn im Unterschied zu anderen Regionen wie Zürich, Bern oder St. Gallen zum Beispiel macht nur Taxi Keiser bei der App mit und hat deshalb faktisch ein Monopol.

Zudem kann man nur die Standard-Taxis von Keiser über die App bestellen und buchen. Für den Van oder gar die Limousine müssen Kunden weiterhin bei der Taxizentrale anrufen.

Deshalb ändert sich wohl vorläufig nicht viel in Zug. Roberto Salerno von der Firma yourmile AG aus Kloten, welche die App entwickelte, erwartet deshalb – zumindest kurzfristig – wegen der Digitalisierung keinen Stellenabbau bei den Taxizentralen der Partner. «80 bis 90 Prozent der Kunden werden ihr Taxi auch weiterhin telefonisch bestellen», sagt Salerno. Es handle sich für Taxi Keiser einfach um einen zusätzlichen Bestellkanal.

Die App «go!» wurde im März 2017 lanciert.

Die App «go!» wurde im März 2017 lanciert.

(Bild: Screenshot )

Antwort auf Uber

Die neue App sei eine Antwort der Schweizer Taxibranche auf die Bestellplattform von Uber, fügt der Marketingleiter hinzu. «Uber hat die Kundenbedürfnisse abgeholt.»

Auf die Frage, warum nur Taxi Keiser auf der App zu finden ist, meint Salerno: «Wir waren mit Geschäftsführer Sven Sattler dank dem Verband TaxiSuisse der ASTAG schon früh in Kontakt, und er hat das Projekt von Beginn an moralisch unterstützt. Somit war die Wahl für Zug getroffen.» Die App sei eine offene Plattform, aus wirtschaftlichen Gründen bleibe man in Zug momentan bei einem Anbieter.

Die Partner von «go!» zahlen eine Kommission auf jede Fahrt, und dazu kommt eine Grundgebühr. «Diese Zahlen wollen wir jedoch nicht publizieren», sagt Salerno. Sie lägen jedoch «einiges unter den Gebühren von Uber». Doch auch dazu will er nicht zitiert werden.

Auskunftsfreudiger ist Salerno zu den Downloadzahlen von «go!». Seit dem Start im März in Zürich, Baden und Freiburg sei die App bereits 11’000-mal heruntergeladen worden.

Sven Sattler, Geschäftsführer der Taxi Keiser, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Er lässt sich in der Medienmitteilung so zitieren, dass das Zuger Unternehmen mit der App auf eine gesamtschweizerische Lösung setze, «weil nur eine nationale Lösung Erfolg haben kann».

«Warum sollen wir von unserem kleinen Verdienst noch etwas abgeben?»
Der Taxifahrer Faruk Bozacilar

Es gibt auch Kritik an der App

Andere Taxiunternehmen fürchten die neue Konkurrenz durch die App nicht. Das Familienunternehmen «1A Bahnhof Taxi» aus Zug zum Beispiel. «Diese App überzeugt mich noch nicht. Uber ist besser», sagt Taxifahrer Faruk Bozacilar auf Anfrage. «Es genügt, wenn Taxi Keiser dort Mitglied ist, wir haben kein Interesse», sagt Bozacilar.

Bei «go!» wie bei Uber müsse man überdies zahlen, um Partner zu sein. «Warum sollen wir von unserem kleinen Verdienst noch etwas abgeben?», fragt Bozacilar.

Zu den Vorteilen der App sagt er, auch sie böten gewisse Pauschalpreise an. Für eine Taxifahrt von Zug zum Flughafen Kloten verlangt «1A Bahnhof Taxi» laut Bozacilar 140 Franken. Die Fahrt in die Gegenrichtung nach Zug koste 150 Franken. «Ich muss auf die Ankunft des Flugzeugs warten und brauche eine spezielle Bewilligung.»

Der günstige Fahrdienst Uber deckt die Region Zug von Zürich aus ab.

Der günstige Fahrdienst Uber deckt die Region Zug von Zürich aus ab.

(Bild: Screenshot)

Fixpreise verbreitet

Nicole Helfenstein von der Taxifirma Ennetsee Helfenstein hat kein Problem damit, dass Taxi Keiser als einziger Anbieter auf der App fungiert. «Jeder darf Erfolg haben», sagt sie. Ihre Firma generiere viele Kunden über Werbung in Google.

Fix- oder Pauschalpreise seien nicht aussergewöhnlich, fügt sie hinzu. Ihr Vater Josef habe bei der Gründung des Unternehmens die Idee eines günstigen Angebots für die Fahrt vom Zugerland zum Zürcher Flughafen gehabt. «Tagsüber kostet die Fahrt nach Kloten für vier Personen 120 Franken, nachts 130 Franken», erklärt Nicole Helfenstein.

Zu Uber meint die Unternehmerin, die Firma habe ja bekanntlich viele Probleme in den USA, aber auch in der Schweiz. «Doch von manchen Politikern wird der Dienst gelobt, wohl, weil sie international mithalten wollen.» Wer für Uber arbeite, müsse rund um die Uhr bereit sein und verdiene trotzdem fast nichts. «Doch Uber kassiert Kommission.»

Monopol auch bei SBB-Reiseplaner

Die SBB sind daran, einen einfachen Tür-zu-Tür-Service aufzubauen und insbesondere die erste und die letzte Reisemeile zu klären. Auch dort ist die yourmile AG mit der App «go!» beteiligt.

Laut Medienmitteilung erfolgt die Einbindung der Taxi-App in den SBB-Reiseplaner in diesen Tagen und zwar exklusiv. «Das heisst, keine Applikation eines möglichen Mitbewerbers erhält diese Chance», heisst es in der Medienmitteilung von yourmile AG.

Das Prinzip der freien Marktwirtschaft, das mancher Politiker so gerne hochhält, gilt offenbar in diesem Bereich nicht. Dem Kunden wird beim SBB-Reiseplaner keine Auswahl geboten. Gewerkschaften hatten im April gegen die Einbindung von Uber bei Post und SBB protestiert – offenbar mit Erfolg.

Die neue App «go!» ist die offizielle Branchenlösung der etablierten Taxibranche – und die Antwort auf Uber; dahinter steht der Schweizerische Nutzfahrzeugverband (ASTAG).

Wer benutzt Uber in Zug?

Zug ist kein Uber-Standort, Zürich schon. «Viele Zürcher nutzen Uber, um zu Randzeiten, wenn Busse und Bahnen nicht mehr so regelmässig fahren, in die umliegenden Städte und Kantone zu kommen – so auch in den Kanton Zug», erklärt Ali Azimi von der Uber-Pressestelle auf Anfrage.

Im Sinne des Umweltschutzes, aber auch, um die Effizienz unserer Partner-Fahrer zu erhöhen, habe man die App auch in Teilen des Kantons Zug freigeschaltet, so dass die Fahrzeuge eine unmittelbare Anschlussfahrt beispielsweise retour nach Zürich bekommen könnten. Azimi: «Entsprechend ist dort die Verfügbarkeit von Uber jedoch nicht so hoch wie in Zürich selbst.»

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