Lieferengpässe bedrohen Weihnachtsgeschäft

Wo ist mein Geschenk? Corona bremst Luzerner Online-Handel

Wer Geschenke online bestellen will, sollte derzeit ein paar Tipps beachten. (Bild: Unsplash/Kira auf der Heide)

Längere Wartezeiten und höhere Preise: Zentralschweizer Onlinehändler spüren die weltweiten Lieferengpässe deutlich. zentralplus sagt dir, welche Produkte besonders betroffen sind und welche Tipps du beachten solltest, um an Weihnachten nicht mit leeren Händen dazustehen.

Heute bestellt, morgen im Briefkasten: Viele Onlinehändler werben mit dem schnellen Tempo, in dem das gewünschte Produkt beim Kunden ist. Doch derzeit braucht es vielerorts mehr Geduld. Denn weltweit kommt es zu Material- und Lieferengpässen.

Und das betrifft auch Onlinehändler und Anbieter in Luzern. So sind zum Beispiel bei Steg Electronics mit Hauptsitz in Littau derzeit viele Produkte nicht oder nur in wesentlich geringerer Menge verfügbar, wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigt. Auch beim Lehner-Versand in Schenkon haben die Vorlaufzeiten zwischen Bestellung und Lieferung wegen Corona stark zugenommen, wie Philipp Meier, Leiter Einkauf und Mitinhaber, sagt.

«Wir spüren die Auswirkungen von pandemiebedingten Produktionsausfällen, Rohstoff- und Container-Knappheit sowie global hoher Nachfrage inzwischen in fast allen Sortimentsbereichen», sagt auch Daniel Rei vom Onlinehändler Brack.ch, der in Willisau ein grosses Lager betreibt. Dass die Probleme die ganze Branche erfassen, bestätigt Selina Weingartner vom Onlinehändler Gonser aus Horw, der von Stand Up Paddles über Hygienemasken bis zum Weihnachtsbaum alles Mögliche für Haushalt und Hobbys im Angebot hat: «Die aktuelle Situation ist prekär und aussergewöhnlich.»

Einzigartiger Einbruch

Denn zu Einschränkungen und knappen Gütern kam es auch schon in der Vergangenheit, wie die Unternehmen berichten. Etwa als aufgrund des Mining-Booms von Kryptowährungen weltweit die Hochleistungsgrafikkarten knapp wurden. Oder als der Gleisunterbruch im deutschen Rastatt 2017 den Güterverkehr ins Chaos stürzte. Oder als diesen Frühling der Frachter «Ever Given» den Suezkanal blockierte.

«Aber in diesem globalen Ausmass gab es eine solche Situation noch nie und stellt uns vor grosse Herausforderungen», sagt Philipp Meier vom Lehner-Versand. «Die Planungssicherheit wie vor Corona existiert nicht mehr.» Auch Daniel Rei von Brack kann sich nicht an einen vergleichbaren Engpass in den letzten 20 Jahren erinnern.

Von der Playstation bis zum Drucker

Denn betroffen sind nicht mehr nur einzelne Produkte, wie zum Beispiel Velos und -zubehör. Sondern querbeet ganz unterschiedliche Warengruppen. Zum Beispiel Drucker, E-Scooter, Smartphones oder Bildschirme. Und natürlich alles, wo eh schon knappe Mengen vorhanden sind, etwa bei Spielkonsolen.

«Die Transportkosten sind aktuell bis zu 15 Mal höher als vor der Corona-Zeit.»

Philipp Meier, Lehner-Versand

Wie lange Kundinnen warten müssen, ist allerdings sehr unterschiedlich. «Bei Notebooks beispielsweise gibt es Modelle, die zwei Wochen länger brauchen, bis sie bei uns eingebucht werden», sagt Daniel Rei von Brack. «Aber auch welche, die sich drei Monate verspäten.» Wie schwierig die Situation ist, zeigt auch die Reaktion bei Steg Electronics: «Zur Wartezeit gibt es im Moment keine schlauen Aussagen.» 

Engpässe treiben die Preise in die Höhe

Klar ist: Das hat Folgen für das Portemonnaie der Kunden. Denn die Preise steigen zum Teil ziemlich stark, heisst es bei Steg Electronics. Auch Brack beobachtet besonders bei den Produkten aus Asien höhere Kosten. Das liegt zum einen an den knappen Ressourcen und dadurch teureren Rohstoffen, wie beispielsweise bei Halbleitern oder Holz, aber auch an den massiv gestiegenen Frachtkosten.

«Wer aktuell die Preise nicht anheben muss, hat vermutlich vorher zu viel für seine Produkte verlangt.»

Selina Weingartner, Onlineshop Gonser

«Die Transportkosten sind aktuell bis zu 15 Mal höher als vor der Corona-Zeit», sagt Philipp Meier vom Lehner Versand. Man komme nicht darum herum, die Verkaufspreise teilweise zu erhöhen. Das dürfte allen Anbietern ähnlich gehen. Oder wie Selina Weingartner vom Onlineshop Gonser es ausdrückt: «Wir behaupten: Wer aktuell die Preise nicht anheben muss, hat vermutlich vorher zu viel für seine Produkte verlangt.»

Wie lange dieser Zustand anhält, ist noch unklar. Steg Electronics geht davon aus, dass sich die Situation mindestens im ersten Halbjahr 2022 noch weiter zuspitzt. Ähnlich äussert sich Brack-Sprecher Daniel Rei: «Es ist derzeit nicht vorherzusagen, wann und wie schnell sich die Zulieferbedingungen wieder normalisieren werden.» Auch er rechnet aufgrund der globalen und komplexen Lage damit, dass die Umstände noch eine Weile anhalten.

Tipps für den Weihnachtseinkauf – das raten die Onlinehändler

Die Schaufenster und Beleuchtungen deuten es an: In etwas mehr als einem Monat ist Weihnachten. Wer seine Geschenke online einkauft, ist mit folgenden Tipps gut beraten:

  • Nicht bis zur letzten Minute warten: Früh genug bestellen, wenn man ein bestimmtes Produkt will. Lieferzeiten beachten.
  • Auf Alternativen ausweichen: Kann es auch ein Produkt in einer anderen Farbe oder von einer anderen Marke sein? Dann lohnt sich allenfalls ein Umsteigen, denn sogar innerhalb der Palette einzelner Hersteller gibt es grosse Unterschiede, was Verfügbarkeit und Lieferzeiten angeht.
  • Verzichten: Kritisch hinterfragen, welche und wie viele Geschenke es wirklich braucht, oder ob man auch etwas selber herstellen könnte.
  • Gutscheine: Wenn alles nichts nützt, bleibt im Notfall der Gutschein als Geschenk.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon