Macht das Modell Verkehrshaus Schule?

Wo Familien in Luzern noch Rabatte erhalten

Wer die Halle «Strassenverkehr» im Verkehrshaus betritt, kommt an der magischen Spiegelwelt «SEE YOU» der bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung nicht vorbei.

(Bild: zvg/Rob Lewis)

Das Verkehrshaus bittet Familien seit diesem Jahr stärker zur Kasse, das Familienticket ist passé. Das Thema ist auch in anderen Museen präsent, trotzdem hält man am Rabatt fest und will kulant bleiben.

Papi, Mami, zwei Kinder. So sieht noch immer der Stereotyp einer Familie aus. Die Realität ist aber bunter: Eltern trennen sich, lernen neue Partner kennen, erziehen allein oder adoptieren Kinder. Die klassische Familie wird abgelöst durch Patchwork- oder Regenbogenfamilien – auch wenn in der Schweiz gleichgeschlechtliche Paare noch keine Kinder adoptieren dürfen.

Die Realität wird also komplizierter. Dies zumindest aus Sicht von Museen und Freizeitparks. Darum hat das Verkehrshaus das Familienticket auf Anfang 2018 nach 15 Jahren abgeschafft (zentralplus berichtete).

Die Kontrolle sei zu aufwendig und kompliziert geworden, der Onlineverkauf dadurch schwierig. Zudem wurden Familientickets missbraucht. Darum zahlt seit 1. Januar jede Person – egal, ob erwachsen oder Kind – einen fixen Eintritt. Für klassische Familien wird der Museumsbesuch somit etwas teurer (siehe Box am Textende).

Das wahre Problem: die Schnäppchenmentalität

Wie sieht es bei anderen Museen und Freizeitangeboten aus? Wo gibt’s noch Familienrabatt und wie wird das gehandhabt?

Beispiel Gletschergarten: Im Gegensatz zum Verkehrshaus gewährt dieser noch Familienrabatt: 35 Franken zahlen Eltern mit eigenen Kindern bis 16 Jahre. Einzeln zahlen Erwachsene 15 Franken, Kinder ab 6 Jahren 8 Franken. Eine klassische Familie mit zwei Kindern spart so also immerhin 11 Franken (siehe Box am Textende).

«Wir haben schon lange einen modernen und offenen Familienbegriff.»

Andreas Burri, Gletschergarten

Die immer bunteren Familienmodelle sind auch hier ein Thema, trotzdem will man am Familienticket festhalten, wie Direktor Andreas Burri sagt. «Wir haben schon lange einen modernen und offenen Familienbegriff, deshalb sind wir hier kulant und sehen keinen Handlungsbedarf.»

Der Gletschergarten hofft also auf die Ehrlichkeit der Kunden. Ob Grosseltern mit Enkeln oder Patchworkfamilien – an der Kasse fehlt schlicht die Zeit, um das alles zu prüfen. «Und es gibt immer noch viele klassische Familien, sie sind für den Gletschergarten ein wichtiges Zielpublikum», sagt Burri.

Mehr zu schaffen als Familien macht ohnehin die allgemeine Schnäppchenmentalität – jeder hofft auf Vergünstigungen oder Rabatt. «Das sorgt für viele Diskussionen. An der Kasse zu arbeiten, ist ein happiger Job», sagt Burri. Der Gletschergarten finanziert sich grösstenteils über Eintritte. Subventionen von der öffentlichen Hand erhält er kaum.

Man lässt Kulanz walten

Beim benachbarten Bourbaki-Panorama sieht es ähnlich aus: Familienrabatte sind hier ein Thema, das entsprechende Angebot heisst «Generationenticket». Egal also, ob Kinder in Begleitung von Grosseltern, Eltern oder sonstigen Verwandten kommen, sie erhalten einen Rabatt. Ein Erwachsener mit Kindern zahlt 24 Franken, zwei Erwachsene 35 Franken. Je mehr Kinder dabei sind, desto grösser das Sparpotenzial, wobei fünf Kinder das Maximum sind.

Auch im Bourbaki geht man kulant mit dieser Vorgabe um und kontrolliert bei Erwachsenen mit Kindern nicht, ob sie verwandt sind. Man habe auch nicht vor, an dieser Praxis etwas zu ändern, heisst es.

Gern gesehene Gäste: Kinder mit Tablet vor dem Rundbild im Bourbaki-Panorama.

Gern gesehene Gäste: Kinder mit Tablet vor dem Rundbild im Bourbaki-Panorama.

(Bild: Natalie Boo/AURA)

Auch das Kunstmuseum Luzern gewährt weiterhin Familienrabatt – man unterscheidet wie im Bourbaki zwischen einem und zwei Elternteilen. Und auch hier sieht man momentan keinen Handlungsbedarf. Kommt hinzu, dass das Kunstmuseum nicht den gleichen Andrang von Familien hat wie das Verkehrshaus.

Zudem erhält man mit der Raiffeisenkarte nicht nur als Erwachsener einen Gratiseintritt, sondern zusätzlich für bis zu fünf Kinder. Das Angebot wird angeblich rege genutzt. Der Ausweis ist auch in den anderen Museen gültig, etwa im Museum Rosengart, das ansonsten keine speziellen Tarife für Familien kennt.

Ein Jahresabo für Familien im Zoo

Auch die kantonalen Museen – Historisches und Natur-Museum – kennen zwar keine expliziten Familientarife, aber natürlich gehören Kinder und Familien hier zur Zielgruppe.

Die Eintrittspreise sind für Kinder bis 16 Jahre sehr tief – und es gibt den Kinderpass für 20 Franken, mit dem man unbegrenzt in beiden Häusern ein- und ausgehen kann. Hinzu kommen verschiedene Aktivitäten, die auf Familien zugeschnitten sind.

Auch Toni’s Zoo in Rothenburg – ein Hotspot für Familien – gewährt zwar keine Familienrabatte, dafür ist das Preismodell sehr transparent: Kinder bis 15 Jahre zahlen die Hälfte. Und für Familien, die häufig anreisen, gibt’s für 100 Franken ein Jahresabo, das sich ab dem dritten Besuch lohnt. Dafür werden aber die Ausweise kontrolliert.

Der FCL will schliesslich mit seinem Family-Corner punkten: Egal, ob Götti, Onkel oder Mutter: Wer mit Kindern an den Match anreist, erhält Rabatt und ein familienfreundliches Umfeld.

Wo Familien Rabatt erhalten

Folgende Familientarife gelten für Luzerner Museen und andere Freizeitangebote. Dazu ein Vergleich, was eine klassische Familie mit zwei Elternteilen und zwei Kindern spart – oder eben nicht.

Verkehrshaus:

Im grössten Luzerner Museum zahlt man seit Anfang 2018 pro Kopf: Erwachsene 32 Franken, Kinder bis 16 Jahre zahlen 12 Franken (Kinder unter 6 Jahren sind gratis). Abgeschafft wurde dafür der bisherige Tarif von 65 Franken für Eltern oder Grosseltern mit Kindern respektive Grosskindern. Eine vierköpfige Familie zahlt neu also 88 statt 65 Franken.

Gletschergarten:

Eltern mit eigenen Kindern zahlen pauschal 35 Franken (wobei auch bei Grosseltern und anderen Verwandten Kulanz gewährt wird). Sparbedarf für eine vierköpfige Familie: 11 Franken.

Bourbaki-Panorama:

Hier heisst das Familienticket «Generationenticket»: 1 Erwachsener und 2–5 Kinder unter 16 Jahren zahlen 24 Franken, für 2 Erwachsene kostet dasselbe 35 Franken. Eine vierköpfige Familie spart 3 Franken, eine siebenköpfige 24 Franken.

Kunstmuseum:

Eine erwachsene Person plus Kinder: 21 Franken; zwei erwachsene Personen plus Kinder: 30 Franken. Sparpotenzial: 12 Franken.

Museum Rosengart:

Keine Familientarife, Rabatte für Senioren, Studierende, Jugendliche und Gruppen. Erwachsene zahlen 18 Franken, Kinder zwischen 7 und 16 Jahren 10 Franken.

Historisches/Natur-Museum:

In diesen beiden kantonalen Museen gibt es keine expliziten Familientarife, jedoch viele spezielle Angebote. Die Preise für Kinder bis 16 Jahre sind mit 3 Franken sowieso günstig (unter 6 Jahren gratis). Zudem gibt es den Kinderpass für 20 Franken im Jahr, der unbegrenzt freien Eintritt in beide Häuser gewährt.

Zudem gibt’s ein gemeinsames Programm für Kinder in beiden Museen: Theater, Events, Führungen, Nacht im Museum, Familienplausch, Theatertouren etc.

FCL:

Der Club bietet mit dem Family-Corner vergünstigte Sitzplätze, eine kindergerechte Atmosphäre und sogar einen separaten Eingang. Es gibt keinen Einheitspreis für eine Familie, man zahlt pro Kopf: 30 Franken pro Erwachsener, 22 Franken für Jugendliche und 14 Franken für Kinder unter 16 Jahren (sonst kostet der günstigste Sitzplatz für Kinder 17 Franken). Ob Kinder mit Eltern, Gotti, Grosseltern oder anderen Verwandten anreisen, ist egal. Voraussetzungen sind:

  • Pro erwachsene Person mindestens 1 Kind/Jugendlicher, maximal 4 Kinder/Jugendliche
  • Pro Kind/Jugendlicher maximal 2 erwachsene Personen

SGV:

Auf den Schiffen auf dem Vierwaldstättersee ist die Junior-/Kinderkarte gültig: Kinder von 6 bis 16 Jahren fahren ein Jahr lang gratis mit. Kosten: 30 Franken.

Pilatus-/Rigibahn:

Kinder von 6 bis 16 zahlen die Hälfte, ebenso ist die Junior-/Kinderkarte gültig. Auf der Rigi fahren Kinder in Begleitung von mindestens einer erwachsenen Person im Juli und August gratis.

Toni’s Zoo:

Erwachsene zahlen 12 Franken Eintritt, Kinder von 4 bis 15 Jahren die Hälfte. Zudem gibt es ein Familienjahresabonnement für 100 Franken. Ab dem dritten Besuch lohnt sich das für eine vierköpfige Familie also.

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