Bahn-Unternehmen auf Erfolgswelle

«Wir könnten den Pilatus sofort an die Chinesen verkaufen»

Der abtretende CEO der Pilatusbahnen AG André Zimmermann (links) mit VR-Präsident Oscar Schwenk. (Bild: bra )

Asien sei Dank: Die Pilatus-Bahnen AG gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten Unternehmen der Region. Nun werden 18 Millionen Franken in eine neue Seilbahn investiert. «Der Pilatus soll aber nicht zum Chinesenberg werden», sagte Verwaltungsratspräsident Oscar J. Schwenk gestern gegenüber zentral+.

Ein Unternehmen wie die Pilatusbahnen AG einfach nur als «gesund» zu bezeichnen, wäre untertrieben. «Enorm erfolgreich» ist eher zutreffend. An der ordentlichen Aktionärsversammlung herrschte dementsprechend eine gute und aufgelockerte Stimmung gestern Abend. In der Horwerhalle wurde die Unternehmensgeschichte gefeiert und mit viel Stolz eine neue Luftseilbahn präsentiert. Und vorne am Rednerpult wiederholte VR-Präsident Oscar J. Schwenk mehrmals: «Einstimmig, Danke. Gegenstimmen? Null. Enthaltungen? Null.»

Dabei fiel gestern Abend auf, dass während der ganzen ordentlichen Aktionärsversammlung keine Gegenstimmen zu verzeichnen waren. Es gab zum allgemeinen Amusement nur eine einzige Enthaltung, bei rund 2’000 Teilnehmern. Die Gewinnverteilung wurde angenommen, der Verwaltungsrat entlastet, die Organe wiedergewählt. Alles reibungslos. Der eigentliche Grund: Die Pilatus-Bahnen AG gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten und rentabelsten Firmen der Region.

Rekordmarken geknackt

Für das 125-jährige Transportunternehmen war es eine GV auf dem unternehmerischen Zenit. Der Umsatz des Bergbahnunternehmens wuchs in den letzten zehn Jahren um über 50 Prozent auf heute 27 Millionen Franken. Der Aktienkurs hat sich innerhalb von zwölf Jahren mehr als vervierfacht und liegt heute bei einem Steuerwert von 1’450 Franken pro Aktie. «Bestimmt haben wir in den letzten Jahren vieles richtig gemacht und können nun davon profitieren, sagt André Zimmermann gegenüber zentral+.

Ein Understatement auch das. Zimmermann ist seit zwölf Jahren Geschäftsführer der Pilatusbahnen AG. Während seiner Zeit wurden Schulden abgebaut, gleichzeitig investierte man über 50 Millionen Franken in neue Infrastrukturen. Ein «Geheimnis» um das neuste aller Bauvorhaben, eine weitere Investition von nicht weniger als 18 Millionen Franken, wurde gestern Abend gelüftet: Die Erneuerung der Luftseilbahn Fräkmüntegg-Pilatus Kulm. «Die Attraktivität des Pilatus bei Schweizerinnen und Schweizern sowie bei ausländischen Touristen kommt nicht von ungefähr», meint Zimmermann. Der Berg wurde gemäss seinen Worten «erneuert».

 

Schneller und mehr Kapazität: So wird die neue Luftseilbahn Fräkmüntegg - Pilatus Kulm aussehen.

Schneller und mehr Kapazität: So wird die neue Luftseilbahn Fräkmüntegg – Pilatus Kulm aussehen.

(Bild: Visualisierung pd)

 

Kernstück dieser vorgestellten Luftseilbahn sind zwei Kabinen, in denen jeweils 55 Personen Platz finden. Das ist fast eine Verdopplung der Kapazität und die Geschwindigkeit wird mit der neuen Anlage erhöht. Eine Fahrt ist in jeweils 3.6 Minuten geschafft. Ein cockpitähnlicher Aufbau und grosse Fenster solle dem Passagier ein «Gefühl des Fliegens» vermitteln, wie André Zimmermann sagt. Nach der Gesamtsanierung der Hotellerie- und Gastronomieinfrastruktur am Berg in den Jahren 2009 und 2011 steht nun genug Geld für dieses Projekt bereit. «Die Bauarbeiten sind bereits im Gange und werden voraussichtlich im Frühling 2015 abgeschlossen sein».

Pilatus soll kein «Asiatenberg» werden

Zur positiven Finanzlage der Pilatus-Bahnen beigetragen hat nicht zuletzt der Zuwachs an Besuchern aus Fernost. Die Bergbahn profitiert von der idealen Verkehrslage mitten in der Vierwaldstätterseeregegion. So sind die höchsten Zuwachsraten bei den Besuchern aus Asien zu verzeichnen. «China wächst sehr stark», sagt Beat Wälti, Leiter Markteting Verkauf an der anschliessenden Pressekonferenz gegenüber zentral+. Auch bei Gästen aus Singapur und anderen südostasiatischen Ländern wird der Pilatus immer beliebter.»

Letztes Jahr haben die Pilatusbahnen insgesamt 623’000 Fahrgäste transportiert und somit erneut eine Rekordmarke geknackt. Noch vor fünf Jahren war die Anzahl Fahrgäste noch um 80’000 geringer und stieg seither Jahr für Jahr an.

Dem Klischee, der Pilatus werde langsam aber sicher zu einem «Asiatenberg», will Wälti allerdings entgegnen: «50 Prozent der Pilatus-Besucher sind nach wie vor Schweizer, 15 Prozent Europäer und zehn Prozent Amerikaner. Asiatische Passagiere machen laut letztjährigen Erhebungen rund einen Viertel der Besucher aus», sagt Wälti.

Die Wachstumsraten bei den Chinesischen Touristen seien heute im zweistelligen Bereich. Verwaltungsratspräsident Oscar Schwenk betont, dass bei jedem Projekt am Berg nachhaltige Aspekte eine Rolle spielen. Massentourismus sei sehr ungesund für alle Anspruchsgruppen. «Sonst könnten wir den Pilatus gleich an die Chinesen verkaufen», sagt er.

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