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Eine Briefkastenfirma zu eröffnen, das lohnt sich, wenn man ein ausländisches Unternehmen ist. Im Kanton Zug jedenfalls boomt das Geschäft mit diesen sogenannten Domizilgesellschaften prächtig. Noch. zentralplus zeigt Ihnen auf, wie einfach das ist. Oder doch nicht? Eine Geschichte in vier Gifs und Dutzenden Anrufen.
Theoretisch ist es ganz einfach, eine Briefkastenfirma in Zug zu eröffnen, erklärt Roland Beeler, Geschäftsführer von Beeler+Partner Consulting. Und lohnen tut es sich auch. Jedenfalls vorläufig noch (siehe Box).
Doch warum sind eigentlich so viele Domizilgesellschaften in Zug angesiedelt? Beeler erklärt: «Das liegt wohl daran, dass es sich im Ausland herumgesprochen hat, dass die Bedingungen in Zug gut seien. Obwohl es überhaupt nicht darauf ankommt, wo in der Schweiz eine ausländische Firma eine Domizilgesellschaft eröffnet.»
Die Geissenpeter GmbH kriegt einen Briefkasten in Zug
Wir finden Zug auch gut. Und nehmen uns darum vor, eine solche Firma zu gründen. Doch zuerst zur Theorie. Was brauchen wir dazu überhaupt? Gehen wir einmal davon aus, wir besässen die Stuttgarter Firma Geissenpeter GmbH. Eine Firma, die damit wirtschaftet, Rheumadecken aus Ziegenhaar zu gewinnen. Und wir finden, dafür zahlen wir in Deutschland viel zu viel Steuern. Darum verlegen wir unseren Hauptsitz in die Schweiz. Laut Treuhänder sind dafür folgende Punkte zu befolgen.
Was die Ziegenpeter GmbH als Erstes braucht, ist ein Domizil. Das wäre also das Büro in Stuttgart, wo auch tatsächlich jemand sitzt:
Dazu braucht die Firma selbstverständlich eine Co-Adresse, also einen Briefkasten in Zug:
Dieser kann bei einem Anwalt oder einer anderen Firma untergebracht werden.
Eine AG bräuchte dazu einen Verwaltungsrat. Für unsere GmbH reicht ein Geschäftsführer.
Und last but not least kostet uns das zudem 20’000 Franken. Bei der AG wären es 100’000.
(Weil Geissen bekanntlich nicht mit Geld umgehen können, kommt hier das Busi zum Zug.)
Von ominös bis vielversprechend
Nun gut. Das klingt ja einfach. Das machen wir. Nur, wie findet man den passenden Briefkasten? Google spuckt beim Suchbegriff «Domizilgesellschaft gründen Zug» Dutzende Links von Unternehmen aus. Einige von ihnen tragen vielversprechende, andere durchaus ominöse Namen. «Unternehmensgründung-Weltweit», «Veritrust», «Zugimpex», «Swiss Prime Partners» oder «Launchswiss» heissen sie. Letztere bietet gar die Gründung per Online-Formular an.
«Kein Interesse»,
erklärt man uns bei verschiedenen Firmen.
Nun, wir wollen erst einmal ein paar Infos. Was müssen wir tun? Wie kriegen wir einen Briefkasten? Und was kostet der Spass? Die Begeisterung, mit Journalisten übers Thema zu sprechen, hält sich jedoch in Grenzen. «Der Chef ist leider nicht da», «Kein Interesse», «Wir melden uns», und sie tun es nicht.
Wir werden nach Moskau verbunden
Bei vielen Holdings nimmt man das Telefon schon gar nicht erst ab. Wir bedürfen einer neuen Strategie. Und legen uns eine Geschichte zurecht. Eine Anfrage für unsere Bekannten, die Familie Schneiter, die eine AG gegründet hat, um das opulente Erbe zu regeln.
Bei der nächsten Nummer nimmt ein Herr das Telefon ab. Er klingt, als wäre er weit weg. Das ist er auch. «Ich bin gerade in Moskau», erklärt der Mann mit österreichischem Akzent und bittet gleich darum, hochdeutsch zu sprechen. Die Situation wird geschildert, was muss Familie Schneiter nun unternehmen?
«Sie wissen ja nicht, ob der Schweizer Geheimdienst mithört.»
Mann bei einer Gründungsgesellschaft
Mit der Unternehmenssteuerreform III, die ab 2018 in der Schweiz Einzug hält, werden die steuerlichen Vorteile für Firmen merklich schlechter, denn alle Unternehmen sollen künftig ordentlich besteuert werden.
Der Treuhänder Roland Beeler erklärt: «Heute haben Domizilgesellschaften in Zug einen Steuersatz von 8,5 Prozent. Ab etwa 2019 gelten für alle Unternehmen die ordentlichen Steuersätze von 12 bis 13 Prozent.» Ob dann alle Firmen aus der Schweiz abziehen werden? «Es werden wohl nicht allzu viele sein», erklärt Beeler weiter, «denn die Steuerbelastung bleibt trotz der Erhöhung niedrig, vergleicht man sie mit dem Ausland.»
Am Samstag sei er wieder im Lande und im Büro erreichbar, die Bekannte solle sich doch gleich selber melden. Wird gemacht, lügen wir, und hängen ab.
Das Fazit: Erstens. Die Unternehmen, mittels derer man leicht zum Zuger Briefkasten kommt, mögen keine Journalisten. Zweitens. Würden wir am Samstag noch einmal beim Moskauer Herrn anrufen, würde es womöglich klappen mit der Gründung. Drittens. Man weiss nie, ob der Schweizer Geheimdienst mitlauscht.
(Bild: zentralplus)
Mehr zum Thema?
Die Alternative-die Grünen Zug haben am Freitag in einer Motion gefordert, dass Briefkastenfirmen in Zug abgeschafft werden (zentralplus berichtete). Im Verlaufe des Tages wird zentralplus zusätzlich darüber berichten.
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