OK-Präsident im Interview

Wie solidarisch ist das Luzerner Fest wirklich?

Gibt erstmals detailliert über die Finanzen Auskunft: OK-Präsident Oliver Furrer. (Bild: Montage bra)

Die Organisatoren des Luzerner Festes ziehen Bilanz. Immer weniger Besucher sind bereit, ein Festabzeichen zu kaufen. Heuer haben bei 100’000 Besuchern lediglich 40’000 Franken Gewinn für einen guten Zweck rausgeschaut. Ist das genug? Wir haben mit OK-Chef Oliver Furrer darüber gesprochen. 

Feiern für den guten Zweck? zentral+ spricht mit Oliver Furrer, OK-Präsident des Luzerner Fests, über Geld. Und erstmals werden detaillierte Zahlen genannt. Welche finanziellen Mittel braucht es, um einen solchen Anlass auf die Beine zu stellen? Und die grosse Frage: Warum springt nicht mehr dabei raus?

zentral+: Herr Furrer, ein Gewinn von rund 40’000 Franken für gemeinnützige Zwecke. Im Verhältnis zu einem Budget von 1,3 Millionen Franken ist es allerdings wenig. Wie sehen Sie das?

Oliver Furrer: Das muss man differenziert betrachten. Wir gehen wirklich sehr haushälterisch mit unseren Einnahmen um und drehen jeden Franken zweimal. Wir überlegen uns jeweils gut, was wir wo aufstellen und bauen. Soll man zum Beispiel einen Platz überdachen oder nicht? Das sind nicht zuletzt Kostenfragen. 

«Die Kosten sind in den letzten Jahren stark gestiegen.» 

zentral+: Wo entstehen die grössten Kosten? 

Furrer: Die höchsten Kosten fallen in den Bereichen Infrastruktur, Entsorgung, Unterhaltung, Marketing und Sicherheit an. In einigen dieser Bereiche sind die Kosten für Drittleistungen in den letzten Jahren stark gestiegen. Bei der Infrastruktur waren wir vor fünf Jahren noch bei knapp unter 300’000 Franken, heute sind wir bei etwa 370’000. Die Sicherheitskosten beliefen sich 2010 auf ungefähr 60’000. Heute sind wir bei 150’000. 

zentral+: Wer verdient schlussendlich wie viel an diesem Luzerner Fest? 

Furrer: Wir arbeiten mit einem neunköpfigen Organisationskomitee. Für die Geschäftsstelle werden Kosten von 30’000 Franken aufgewendet. Die OK-Mitglieder erhalten zusammen 70’000 Franken Entschädigung. Das ergibt rund 7’800 Franken pro Kopf. Das OK wendet nebenberuflich 3’500 Stunden auf. Die meiste Arbeit wird also auf freiwilliger Basis geleistet. Ich selber müsste demnach eigentlich einer der Hauptsponsoren sein, wenn ich meine Arbeit voll entschädigen würde (lacht).

«Die Idee ‹Feiern für einen guten Zweck› soll bekannter werden.»

zentral+: Auf der Linie 8 fährt übers ganze Jahr ein vbl-Bus mit grosser Werbung fürs Luzerner Fest. Wird die Werbung mit Geldern bezahlt, die eigentlich sozialen Institutionen zugute kommen könnte?

Furrer: Mit der Buswerbung wollen wir erreichen, dass die Idee «Feiern für einen guten Zweck» bekannter wird. Wir sind überzeugt, dass uns eine ganzjährige Präsenz dabei hilft. Die Kosten und der Unterhalt für die Werbung sind komplett über Sponsorengelder gedeckt und es bleibt sogar ein Beitrag für die Stiftung. 

zentral+: Lidl wird in Zukunft Hauptsponsor des Luzerner Festes. Da muss man als Besucher ja gar kein Festabzeichen mehr kaufen? 

Furrer: Ich habe nicht den Eindruck, dass die Besucher des Luzerner Festes in diese Richtung denken werden. Man muss sehen: Die Sponsoren leisten den wichtigsten Beitrag an das Fest. Wir brauchen sie und ohne geht es nicht. Sie bringen nicht nur Geld, sondern stellen auch vergünstigt ihre Leistungen zur Verfügung. Darüber hinaus steckt viel Herzblut in ihrer Arbeit. Alle vier Partner überweisen nicht nur Geld, sonder engagieren sich tatkräftig vor Ort. 

zentral+: Warum zwackt man für mehr Einnahmen nicht eine Umsatzbeteiligung von den Verpflegungsständen ab? 

Furrer: Von den Verpflegungsständen erhalten wir eine fixe Standmiete. Das ist längerfristig besser für die Planung, weil der Schuss bei schlechtem Wetter auch nach hinten losgehen könnte. Bei schlechtem Wetter kommen weniger Besucher und weniger Essen und Trinken wird verkauft. So tragen wir das finanzielle Risiko nicht selber. 

«Das Luzerner Fest bleibt ein Fest für alle mit solidarischem Gedanken.»

zentral+: Wo gehen denn die zehn Franken hin, die ein Besucher für ein Festabzeichen hinblättert?

Furrer: Im Moment geht noch ein Teil als Beitrag an die Kosten. Natürlich ist es unser Wunsch, die zehn Franken des Festabzeichens eins zu eins für den guten Zweck einzusetzen. Fakt ist, wenn wir die Abzeichen nicht verkaufen würden, gäbe es nichts für die Stiftung und den guten Zweck. 

zentral+:  Die Stadt Luzern verlangt für ihre Leistungen immer mehr vom Luzerner Fest. Die Kosten im Bereich Sicherheit stiegen in den letzten sieben Jahren vehement an. Zehrt das an der Substanz des Festes? 

Furrer: Die Politik verlangt, dass Leistungen verrechnet werden. Die Stadt zahlt zirka 110’000 Franken ans Luzerner Fest, verrechnet aber im Gegenzug für die Reinigung, Beschilderungen, Energie oder Sicherheit rund 150’000 bis 160’000 Franken.

zentral+: Wäre es nicht ehrlicher, den solidarischen Gedanken angesichts des kleinen Beitrags nicht einfach aufzugeben? 

Furrer: Nein. Das Luzerner Fest bleibt ein Fest für alle – mit solidarischem Gedanken. Wir wollen weiterhin gemeinsam für einen guten Zweck feiern und das Fest mit einem Gewinn abschliessen. Die Organisation über eine Stiftung, die dem Gemeinwohl verpflichtet ist, macht Sinn. Unser Ziel ist es, dass in Zukunft mehr Besucher ein Festabzeichen kaufen. 

 

18’300 Festabzeichen verkauft

Die Stiftung «Luzerner helfen Luzernern» und das OK ziehen insgesamt eine positive Bilanz des Luzerner Festes 2015. Das Luzerner Fest 2015 hat einen Gewinn von 42’000 Franken realisiert. Der runde Betrag von 40’000 Franken wird an vier gemeinnützige Institutionen im Kanton Luzern ausgeschüttet. Folgende Beiträge werden verteilt:  

  • Kinderkrebshilfe Zentralschweiz: 10’000 Franken
  • Solidaritätsfonds für Mutter und Kind: 15’000 Franken 
  • ovive – Ferien für Kinder in Not: 10’000 Franken 
  • Akzent – Prävention und Suchttherapie: 5’000 Franken

 

Der Gesamtaufwand des Festes lag bei 1,3 Mio. Franken. Das Luzerner Fest hat immer höhere Kosten zu tragen und es werden tendenziell immer weniger Festabzeichen verkauft, so das Organisationskomitee. Mit 18’300 Stück wurden in diesem Jahr wieder leicht mehr Festabzeichen verkauft als im Vorjahr (rund 17’000 Stück). 2016 findet das Luzerner Fest in einem ähnlichen Rahmen wie dieses Jahr statt. Unter anderem soll noch stärker sichtbar werden, dass hinter dem Fest ein solidarischer Gedanke steckt. «Die Herzbühne war ein Anfang. Wir wollen den Bereich Benefiz aber weiter ausbauen», erklärt Oliver Furrer. 

Lidl Schweiz wird neuer Hauptsponsor. Für ihren Aufwand erhielten die neun OK-Mitglieder sowie das Sekretariat einen Goodwill-Beitrag. Total waren es knapp 100’000 Franken. Die höchsten Kosten fallen in den Bereichen Infrastruktur/Entsorgung, Unterhaltung, Marketing und Sicherheit an. In einigen Bereichen sind die Kosten für Drittleistungen in den letzten Jahren stark gestiegen. Beispielsweise erhöhten sich die Kosten im Bereich Sicherheit in den letzten sieben Jahren von 60’000 auf über 130’000 Franken.

 

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Gute Nacht
    Gute Nacht, 29.10.2015, 18:55 Uhr

    Mit bescheidenen 3% des Budgets kann der «solidarische Gedanke» für Reklamezwecke eingesetzt werden.

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