Wer Strom einkauft, legt drauf

Warum Luzerner Strompreise unterschiedlich stark steigen

Wer auf Strom aus eigener Produktion setzt, ist den Preisschwankungen auf dem Strommarkt weniger stark ausgesetzt. (Bild: CKW)

In Luthern kostet der Strom mehr als in Luzern oder Kriens. Im nächsten Jahr schnellen die Kosten in der Landgemeinde sogar noch mehr in die Höhe. Warum steigen die Strompreise im selben Kanton unterschiedlich stark? zentralplus hat nachgefragt.

Am 6. September ist im «Blick» eine Übersichtskarte mit Daten der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) über die Strompreise des Jahres 2022 und 2023 erschienen. Durchschnittlich steigen diese in der Schweiz im nächsten Jahr um 23 Prozent (zentralplus berichtete).

Auffallend ist, dass die Preiserhöhungen für Strom auch innerhalb desselben Kantons, ja sogar desselben Netzbetreibers unterschiedlich stark ausfallen. Dafür gibt es in erster Linie zwei Gründe.

Wer selber Strom produziert, ist unabhängiger – und oft günstiger

Früher galt: Die Eigenproduktion von Strom ist teuer, der Einkauf günstig. Dies ist angesichts der aktuellen Weltlage nicht mehr zwingend der Fall. Netzbetreiber mit einem geringen Anteil an Strom aus eigener Produktion sind stark abhängig vom Strommarkt. Dadurch sind sie in hohem Mass von den derzeitigen Preisschwankungen betroffen.

Verdeutlichen lässt sich dies an der Gemeinde Luthern. Die Zahlen der Elcom zeigen, dass in Luthern der Preis pro Kilowattstunde für einen 5-Zimmer-Haushalt nächstes Jahr um rund 56 Prozent steigt. Die Strompreise werden 2023 in Luthern zu den höchsten im ganzen Kanton zählen. Lediglich die Bevölkerung der Gemeinden Greppen, Vitznau und Weggis muss noch höhere Strompreise berappen. Diese drei Luzerner Gemeinden werden jedoch vom Elektrizitätswerk Schwyz (EWS) beliefert.

Bruno Christen, Präsident der Netzbetreiberin Elektra Luthern, erklärt den starken Anstieg mit den Turbulenzen an den Strommärkten.

«Die Entwicklung an den Strommärkten ist aktuell wie Kaffeesatz lesen.»

Bruno Christen, Präsident Elektra Luthern

Elektra Luthern verfügt über keinen Strom aus eigener Produktion. «Wir haben den Strom für die Jahre 2023 bis 2025 bereits eingekauft», sagt Christen. «Im Jahr 2023 sind wir vielleicht die Teuersten, aber nicht unbedingt in den Jahren 2024 und 2025.» Durch solche Verträge liessen sich Preisschwankungen über die Jahre glätten, weshalb Elektra Luthern immerhin garantieren könne, dass die Preise in den Jahren 2024 und 2025 nicht weiter steigen würden.

Grundsätzlich sei die Entwicklung an den Strommärkten momentan aber so unsicher, dass es sich wie «Kaffeesatz lesen» anfühle, so der Präsident von Elektra Luthern.

Schlecht gepokert hat Elektra Luthern im jetzigen Jahr. Die Genossenschaft hat auf dem Strommarkt einen Verlust von fast 800'000 Franken eingefahren. Der Grund für den hohen Verlust sei, dass man zu spät Strom eingekauft habe. «Die Verluste müssen wir nun teilweise über höhere Stromtarife kompensieren», sagt Christen.

Stromanbieter, die wenig Strom einkaufen, sind in geringerem Masse von den steigenden Preisen betroffen. Es profitieren daher Unternehmen, die auf ursprünglich teure, oftmals lokale Eigenproduktion setzten.

Strompreis-Abgaben können ebenfalls schwanken

Wer die Zahlen der Elcom genau studiert, wird feststellen: Auch innerhalb des Einzugsgebiets eines Stromanbieters können die Preise unterschiedlich stark ansteigen. So kostet etwa dasselbe Stromprodukt für einen 5-Personen-Haushalt der ewl in Kriens 2022 leicht mehr als in der Stadt Luzern. Im kommenden Jahr wird es genau umgekehrt sein.

Um dies zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Zusammensetzung des Strompreises.

Die Strompreise setzen sich grob gesagt aus drei Teilen zusammen: Die Konsumentinnen zahlen erstens die gelieferte elektrische Energie (Stromtarif), zweitens den Transport des Stroms bis zum Endverbraucher. Letzteres bezeichnet man als Netznutzungstarif. Drittens beinhaltet der Strompreis Abgaben an das Gemeinwesen und eine Abgabe zur Förderung erneuerbarer Energien. Grundsätzlich können alle drei Teile des Preises schwanken.

Der Grund für den unterschiedlichen Anstieg im Falle von Kriens und Luzern sind die Abgaben an das Gemeinwesen, die unterschiedlich berechnet werden. Wie die ewl mitteilt, ist die Konzessionsabgabe in Kriens direkt abhängig von den Netzpreiserhöhungen. In der Stadt Luzern hingegen handelt es sich um einen Fixbetrag pro kWh Strom. Dieser Fixbetrag wird auf das Jahr 2023 in der Stadt erhöht, von 0.9 auf 1.2 Rappen pro kWh.

In einer früheren Version haben wir die Gemeinde Luthern fälschlicherweise als «Entlebucher Gemeinde» bezeichnet. Für diesen Fehler möchten wir uns entschuldigen.

Verwendete Quellen
  • Artikel im «Blick»
  • Telefongespräch mit Bruno Christen, Präsident Elektra Luthern
  • E-Mailverkehr mit der ewl
  • Informationsseite der Elcom
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Alberto Fiasko
    Alberto Fiasko, 09.09.2022, 17:10 Uhr

    Die betroffenen Gemeinden sind topograpfisch so gelegen, dass problemlos kleine Wasserkraftwerke möglich wären.
    Dank der bürgerlichen Verhinderungs-politik leider nicht passiert.

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