«In der Region ist fast jedes Haus betroffen»

Unwetter beschert Luzerner Dachdeckern Aufträge für mehr als zwei Jahre

Der Hagelsturm vom Dienstag hat in Wolhusen eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. (Bild: zvg/Screenshot Tele1)

Das Unwetter von Anfang Woche beschert den Handwerkern volle Auftragsbücher. Der Luzerner Dachdecker Xaver Bühlmann hat in 40 Jahren noch nie ein derartiges Sommergewitter erlebt. Im Moment steht vor allem die Schadenbegrenzung im Vordergrund.

Abgedeckte Dächer, zertrümmerte Ziegel und zerborstene Scheiben: Die Unwetter der letzten Tage haben eine Schneise der Verwüstung in der Zentralschweiz hinterlassen (zentralplus berichtete). Die Schäden sind immens.

Die Dachdecker im Kanton Luzern haben derzeit alle Hände voll zu tun, wie Xaver Bühlmann, Präsident der Luzerner Sektion des Branchenverbands Gebäudehülle Schweiz auf Anfrage von zentralplus bestätigt. Der Schweizer Branchenverband vertritt die Interessen von über 640 Betrieben – 42 davon im Kanton Luzern. Darunter sind hauptsächlich Dachdecker-, Fassadenbauer- und Abdichterfirmen.

Bühlmann, der seit 20 Jahren ein Dachdeckerunternehmen ins Malters betreibt, arbeitet bereits seit 40 Jahren in der Branche. Vom Hagelsturm, der in der Nacht auf Mittwoch wütete, war die Region Wolhusen bis Sempach besonders heftig betroffen – darunter auch Ruswil, Buttisholz, Nottwil und Grosswangen. «So ein Unwetter habe ich noch nie erlebt», sagt der Luzerner Dachdecker.

Dachdecker im Dauereinsatz

«In der Region ist so ziemlich jedes Haus betroffen. In Wolhusen ist es besonders extrem. Kein Ziegel und keine Platte war mehr ganz. So etwas haben wir noch nie erlebt. Es ist ein riesiges Chaos», so Bühlmann. Er erinnert sich an einen Hagelsturm im Jahr 1984, der damals ebenfalls über das Luzernbiet zog. «Aber der war bei Weitem nicht so heftig», sagt er.

«Die noch nie dagewesenen grossen, flächendeckenden Hagelschäden sind momentan das grösste Problem», so Bühlmann. «Wir sind zurzeit dabei, die beschädigten Häuser mit Notabdeckungen abzudichten und so für Schadenbegrenzung zu sorgen», erklärt der Dachdecker das Vorgehen. Dabei werden die Handwerker laut Bühlmann von Feuerwehren und vom Zivilschutz unterstützt. «Die Schadensbehebung wird Monate, wenn nicht gar Jahre dauern», sagt der Dachdecker. Nicht zuletzt auch wegen Lieferproblemen bei gewissen Materialien.

Fachkräftemangel bei Dachdeckerbetrieben

«Wir haben mit dem Unwetter auf einen Schlag Aufträge für die nächsten zwei Jahre bekommen. Davor hatten wir Aufträge bis zu ein halbes Jahr im Voraus», erklärt Bühlmann. Schon vor dem Unwetter sei die Auftragslage bereits sehr gut gewesen. «Momentan wird viel saniert, die Auftragsbücher sind voll», so der Präsident von Gebäudehüllen Luzern.

Seit dem Unwetter steht die Dachdeckerbranche allerdings besonders unter Druck. Denn seit geraumer Zeit herrscht ein Fachkräftemangel, wie Bühlmann bestätigt. Daher sind die Dachdecker auch auf Unterstützung aus der weiteren Umgebung zur Bewältigung des Auftragsvolumens angewiesen.

«Wir werden zurzeit durch verwandte Berufsleute wie Zimmermann und Spengler unterstützt. Wir arbeiten mit den Kapazitäten, die wir haben», so Bühlmann. Der Dachdecker ist sich sicher: «Wenn erst einmal alle Häuser neu gemacht sind, wird es ein Auftragsvakuum geben.»

Schadensumme steigt auf über 60 Millionen Franken

Bei der Gebäudeversicherung Luzern gehen indes immer neue Schadensmeldungen ein. Nach dem Montagsgewitter schätzte die Gebäudeversicherung den durch das Unwetter entstandenen Schaden auf rund 60 Millionen Franken, gerechnet wird mit über 7000 Schadensmeldungen.

Auf Anfrage von zentralplus erklärt Markus Clerc, Leiter Direktionsstab bei der Gebäudeversicherung Luzern, dass derweil gar mit mehr als 60 Millionen Franken gerechnet wird. «Die Tendenz ist eher steigend», so Clerc. Noch kann nicht beziffert werden, welche Auswirkungen das Dienstagsunwetter auf die Höhe der gesamten Schadensumme hat. Laut Clerc dürften dazu erst kommende Woche konkretere Zahlen vorliegen.

Auch wenn der Hagelsturm vom Dienstag in der Region Wolhusen für immense Verwüstungen gesorgt hat, geht die Gebäudeversicherung derzeit davon aus, dass die Schäden vom Montagsgewitter auf den ganzen Kanton gerechnet grösser ausfallen werden. Fest steht schon jetzt: Das Unwetter gilt damit als grösstes Elementarereignis seit über 15 Jahren.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Rudolf 1
    Rudolf 1, 30.06.2021, 17:28 Uhr

    Die letzten werden also ihr neues Dach in zwei Jahren bekommen?

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