Luzerner Finanzdirektorin in Davos

Treffen mit einer Königin: Franziska Bitzi erzählt vom WEF

Die Luzerner Stadträtin Franziska Bitzi reiste bereits zum zweiten Mal ans WEF. (Bild: bic)

Das Weltwirtschaftsforum gilt als Treffen für Staatschefs und Wirtschaftsbosse. Seit zwei Jahren ist auch die Stadträtin Franziska Bitzi dabei. Im Gespräch mit zentralplus gewährt sie einen Einblick hinter die Kulissen.

In Davos treffen sich einmal im Jahr die Spitzen der globalen Wirtschaft und Politik, um über die Herausforderungen der Zeit zu sprechen. Seit zwei Jahren ist eine Frau unter ihnen, die nicht ganz auf die Gästeliste zu passen scheint: die Finanzdirektorin der Stadt Luzern, Franziska Bitzi (zentralplus berichtete).

Warum lädt das Komitee des Weltwirtschaftsforums (WEF) die Mitte-Lokalpolitikerin ein? Und warum nimmt sie an der Veranstaltung teil? Die Finanzdirektorin klärt auf.

Wiedergutmachung für den Bürgenstock

«Ich bin Teil der Delegation Kanton Luzern. Dass wir eingeladen wurden, hat seinen Ursprung in der Absage des geplanten WEF auf dem Bürgenstock», so die Stadträtin. Es sei sonst nicht üblich, dass kommunale und regionale Politiker nach Davos eingeladen werden.

Zur Erinnerung: Während der Pandemie im Jahr 2021 sollte das Event auf dem Bürgenstock im Kanton Nidwalden stattfinden, wurde dann jedoch kurzfristig abgesagt. Der Austragungsort wurde kurzerhand nach Singapur verlegt und auch dort letztlich abgesagt (zentralplus berichtete). An der Planung war neben Nidwalden auch der Kanton Luzern und die Stadt Luzern beteiligt.

Als Wiedergutmachung landeten Vertreter beider Kantone und der Stadt Luzern auf der exklusiven Gästeliste des Forums. «Erst stand Singapur im Raum, da wäre natürlich niemand hingeflogen. Dann im Mai 2022 bin ich nach Davos gefahren. Ich war mir sicher: Das ist eine einmalige Gelegenheit», erzählt die Finanzdirektorin. Dass dieses Jahr erneut eine Einladung im Briefkasten lag, habe sie erstaunt.

Der Teilnehmer-Badge von Franziska Bitzi. (Bild: Franziska Bitzi)

Lokalpolitik und Geopolitik

Sie überlegte nicht lange und sagte zum zweiten Mal zu. «Jetzt, wo ich weiss, wie es läuft, wollte ich unbedingt noch einmal teilnehmen», scherzt sie. Dieses Jahr sah es auch aus, wie es aussehen muss: schneebedeckt und winterlich.

«Die Lokalpolitik ist stark von der Geopolitik beeinflusst.»

Franziska Bitzi, Finanzdirektorin der Stadt Luzern

Es sei interessant, Gespräche zu führen, die über das Tagesgeschäft hinausgehen, erzählt Bitzi, die selbst internationales Recht und Völkerrecht studiert hat. Zudem sei klar: «Die Lokalpolitik ist stark von der Geopolitik beeinflusst. Ukraine-Krieg oder Klimakrise. Selbstverständlich sind wir als Stadt davon betroffen.»

Vertreter aus internationalen Grossstädten stehen regelmässig auf der Gästeliste. Letztes Jahr habe sie beispielsweise an einer Session mit der Bürgermeisterin aus Stockholm teilgenommen. Doch auch die Luzernerin konnte dieses Jahr mit ihren Erfahrungen punkten.

Sie habe anderen Teilnehmenden beispielsweise davon erzählt, dass Flachdächer in Luzern häufig bepflanzt werden – gegen die Aufheizung der Stadt. Anderen sei das neu gewesen und sie habe gemerkt: «Auch ich konnte Dinge einbringen, die einen Mehrwert bringen.»

Netzwerken an der Kaffeemaschine

Selbstverständlich sei ihr WEF-Erlebnis deutlich anders als das des Bundesrats. «Ich plane keine Treffen, um zu netzwerken. Ich setzte mehr auf Zufälligkeiten.» So sei sie letztes Jahr mit Vertreterinnen aus der Ukraine an der Kaffeemaschine ins Gespräch gekommen. Der Kontakt bestehe bis heute.

«Was man in der Zeitung sieht, ist immer nur die Prominenz. Am WEF passiert aber sehr viel mehr.»

Franziska Bitzi

Auch dieses Jahr stand die Ukraine im Mittelpunkt. So hielt Olena Selenska, die First Lady der Ukraine, ihre Ansprache direkt nach Gründer Klaus Schwab und Bundesrat Alain Berset. Sie forderte die Mächtigen in Davos auf, der «russischen Aggression» entgegenzuwirken.

Die Rede von Olena Selenska aus der Mitte des Saals. (Bild: Franziska Bitzi)

Die Stimmung sei insgesamt sehr rücksichtsvoll, interessiert und divers, erzählt die Finanzdirektorin weiter. Nicht alle hätten gewusst, wo Luzern liegt. Die Frage, was sie hier mache, hätte sie daher einige Male beantworten müssen. Die Reaktion sei aber immer wohlwollend gewesen.

Darüber hinaus habe sie an vielen Sessions zu Finanz- und Wirtschaftsthemen teilgenommen. Die Sitzungen seien meist zwischen 30 und 60 Minuten lang und im Format sehr unterschiedlich. Es gebe Gruppendiskussionen, Teamarbeit und Vorträge. «Was man in der Zeitung sieht, ist immer nur die Prominenz. Am WEF passiert aber sehr viel mehr», sagt Franziska Bitzi.

Von Königinnen, Frauenrechtlerinnen und Wanderschuhen

In einer Sitzung habe sie die Königin Maxima von Holland sprechen gehört. Diese ist Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für «finanzielle Inklusion und Entwicklung». Bitzi war hoch beeindruckt von der Kompetenz der Monarchin, erzählt sie. Auch die Session mit dem CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann habe sie besucht. Die Bilder gingen später durch die Schweiz, da Lehmann Wanderschuhe zu einem grauen Anzug trug.

Persönlich interessierte sich die Stadträtin besonders für die Themen Frauenrechte und Demokratie. Auch dieses Jahr habe sie daher einige Veranstaltungen dazu besucht. Sie habe beispielsweise die iranisch-amerikanische Menschenrechtlerin Masih Alinejad sprechen gehört, einen Tag bevor diese öffentlich zusammenbrach. Die Meldung schockierte weltweit.

Mit all diesen Eindrücken im Gepäck reiste Franziska Bitzi schon am Mittwoch zurück nach Luzern – pünktlich zur Stadtratssitzung. In Davos selbst habe sie in einer selbstfinanzierten Privatunterkunft geschlafen, erwähnt Bitzi augenzwinkernd. Denn die Stadt Luzern befindet sich derzeit im budgetlosen Zustand (zentralplus berichtete).

Bitzi kennt die Kritik am WEF

Das Weltwirtschaftsforum ist ein sehr teures und exklusives Event, das ist der Stadträtin klar. Und dass sie auf der Gästeliste gelandet ist, schätzt sie als grosses Privileg. Das Forum abzuschaffen, wie es Kritiker schon seit längerem fordern, findet sie nicht zielführend.

«Ich höre selbst von den NGOs, dass die Globalisierung nicht gestoppt werden kann.»

Franziska Bitzi

Das WEF fördere Diskussionen über die wirtschaftlichen, ökologischen und humanitären Herausforderungen dieser Welt, schrieb sie vor der Abfahrt nach Davos auf Anfrage von zentralplus. Jetzt, kurz nach ihrer Rückkehr, ergänzt sie: «Ich höre selbst von den NGOs, dass die Globalisierung nicht gestoppt werden kann. Jetzt müssen alle zusammenstehen, dass sie anders gestaltet wird.»

Blick aus dem Kongressgebäude des WEF. (Bild: Franziska Bitzi)

Hat der Bürgenstock noch eine Chance?

Dass der Bürgenstock noch einmal eine Chance erhält, das Event auszurichten, bezweifelt die Stadträtin. «Das ordentliche WEF kann nicht auf den Bürgenstock transferiert werden. Es ist schlichtweg zu gross.» Verantwortlich für solche Abklärungen sei aber der Regierungsrat von Nidwalden.

«Besucher aus dem Ausland unterscheiden nicht zwischen den Kantonen, sie sind zu Besuch am Lake Lucerne.»

Franziska Bitzi

Trotzdem hofft sie, dass sich der Bürgenstock als Veranstaltungsort für Fokus-Treffen und Diplomatie etablieren kann. Franziska Bitzi findet, Luzern müsse den Wirtschaftsraum Vierwaldstättersee grossflächig betrachten. Von Veranstaltungen nahe dem See profitiert auch Luzern, erklärt die Politikerin und Verwaltungsrätin von «Luzern Tourismus».

«Besucher aus dem Ausland unterscheiden nicht zwischen den Kantonen, sie sind zu Besuch am Lake Lucerne.» Und auch in Davos sei Luzern nicht allen Gästen unbekannt gewesen. Immer wieder hätten besonders Engländer begeistert gefragt: «Luzern? Da war ich im Urlaub.»

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Franziska Bitzi, Stadträtin Luzern
  • Gästeliste des World Economic Forum
  • Artikel im «Tages-Anzeiger»
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Luciano Dietschi
    Luciano Dietschi, 28.01.2023, 11:37 Uhr

    Die Lobhudelei ist fehl am Platz. Ich möchte, dass Sie künftig auch die Gegenstimmen zu Wort kommen lassen, wenn Sie über den einseitigen gesellschaftszerstörenden grünlinken Wahnsinn zu CO² und Klimaerwärmung des WEF schreiben. Das ist nicht mehr als demokratische Tradition und wichtigste Tugend eines Presseorgans: Kritische Berichterstattung. CO²- und Klimawahn greifen schlussendlich auch in unsere Region ein mit längerfristig verhehrenden Auswirkungen.
    Wenn meine Aussagen für Sie neu sind, bitte ich Sie tief und umfassend bei Originalquellen und nicht bei Propaganda-Vertretern zu recherchieren. Dies schreibe ich Ihnen nicht in geistiger Umnachtung, sondern in tiefer Sorge um den Zustand unserer Gesellschaft.
    Der vom WEF betriebene Umbau der Gesellschaften will uns Insektenfood und künstliches Laborfleisch andrehen, um CO² zu reduzieren, mit grüner Ideologie deindustrialisieren und demokratische Strukturen eliminieren. Zusammen mit der WHO und BigPharma will sie die weltweite Kontrolle über unsere Gesundheit. Harari, Chefideologe und bekennender Eugeniker, hat sich unmissverständlich geäussert: «Menschen ohne Arbeit seien nutzlose Esser, die man zur Zeit [noch] mit Drogen oder Spiele beschäftigt.»

    Wichtig zu wissen, dass am 13. Juni 2019 in New York ein Geheimabkommen zwischen der UNO, dem WEF, einer Reihe von durch Oligarchen finanzierte NGOs – mit der WHO an vorderster Front – zustande gekommen ist, bei dem auch die weltweit führenden Top-Unternehmen mit an Bord gingen, die alle im Besitz eines miteinander verflochtenen Netzwerkes sind, in dessen Mittelpunkt Vanguard und BlackRock stehen. Das praktische Ergebnis dieses Abkommens ist die UN-Agenda 2030.

    Dennoch ist Davos nicht mehr das, was es war.  Alles in allem ist das fast völlige Fehlen hochkarätiger Teilnehmer beim diesjährigen Forum so eklatant, dass es durch nichts zu kaschieren ist. Anstelle von Präsidenten und Premierministern der Grossmächte kamen in diesem Jahr allerdings eine ganze Reihe von Geschäftsleuten nach Davos – 116 Milliardäre hatten sich angemeldet, 40 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Bloomberg beklagte, dass die Zahl noch höher gewesen wäre, wenn die einbrechenden Märkte nicht viele Milliardäre inzwischen zu Millionären gemacht hätten.
    Viele Experten sagen ehrlich: Dieses Übergewicht der Wirtschaft unterstreicht nur den offensichtlichen Bedeutungsverlust des WEF, der die De-Globalisierung widerspiegelt, die die Welt erfasst hat. Ganz einfach weil das Davoser Forum selbst seit einem halben Jahrhundert ein Symbol der Globalisierung ist.
    Es sollte ein Netz von internationalen Strukturen geschaffen werden, an die Befugnisse, die bisher ausschliesslich dem Staat vorbehalten waren, schrittweise, aber konsequent delegiert werden sollten. In der Folge sollten die wichtigsten Entscheidungsbereiche auf die supranationale Ebene verlagert werden, was die Abschaffung der nationalen Souveränität der teilnehmenden Staaten bedeuten würde. Der Hauptnutzniesser des neuen Systems wäre das transnationale, globale Kapital, das über ein riesiges Konglomerat von Strukturen – von der WTO bis zur WHO, von der EU bis zur Transpazifischen Partnerschaft (TPP) – den Planeten und die lokalen Regierungen beherrschen würde.

    Frau Bitzi, hat diesen Prozess nicht verstanden, sonst würde sie als Demokratin (?) dieser verschworen antidemokratischen Truppe nicht die Ehre geben. Auch die Autorin überschlägt sich fast vor Begeisterung.

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    • Profilfoto von Liliana
      Liliana, 28.01.2023, 14:07 Uhr

      Danke, Herr Dietschi! Aber es ist halt wie immer bei der ehemals christlichen Partei: immer bei den Mächtigen sein, Machtpartizipation, Mehrheitsbeschafferin, eine reine Opportunistenpartei.

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