Getrübte Luzerner Ferienstimmung

Terror schreckt ab – Eurokrise nicht

«Die Wirtschaftskrise in Griechenland hat wenig Einfluss auf die Gäste»: Thomas Grenkowski vom Reisebüro Globetrotter. (Bild: dvm)

Vom Terroranschlag in Tunesien sind auch die Luzerner Reiseveranstalter betroffen. Ihre Kundschaft fürchtet sich vor Reisen nach Nordafrika. Entweder bleiben sie zuhause oder flüchten – ausgerechnet auf die griechischen Badeinseln.

Die Drähte laufen heiss bei den Luzerner Reisebüros. Die Kundschaft ist beunruhigt, und das so kurz vor dem Beginn der grossen Sommerferien. Grund dafür ist der Terroranschlag vom vergangenen Samstag, 27. Juni 2015, am Badestrand von Sousse in Tunesien mit bisher 38 Toten und zahlreichen Schwerverletzten. Doch auch die Wirtschaftskrise in Griechenland lässt die Luzerner Ferienhungrigen nicht ganz kalt. 

Sicherheit geht vor

«Ferien in Tunesien machen den Leuten Angst», sagt Daniela Gollmann vom Luzerner Reisebüro Hauger an der Theaterstrasse. Ohnehin hätten die meisten Luzerner grosse Bedenken bei solchen Destinationen, zu denen im Übrigen auch Ägypten gehören würde. «Deswegen haben wir auch praktisch keine Buchungen nach Tunesien», so Gollmann. Das sei notabene schon seit dem Anschlag auf das Nationalmuseum in Tunis vom März so, bei dem 24 Menschen – hauptsächlich Touristen – ums Leben kamen. «Tunesien ist nicht mehr gefragt. Sicherheit geht den Luzernern vor», meint die Reisefachfrau. «Das wird jetzt nun wohl bis auf Weiteres so bleiben.»

«Tunesien wird gemieden.»

Thomas Kluser, Bucher Reisen

Das Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten rät zwar nicht von Reisen nach Tunesien ab. Die Reiseanbieter bieten ihren Kunden aber Möglichkeiten, auf einen anderen Ferienort umzubuchen. Betroffen seien vor allem Pauschalreisende, die Badeferien im nordafrikanischen Land machen wollten. Diese würden nun entweder zuhause bleiben oder auf andere günstige Badedestinationen im Mittelmeer ausweichen, erklärt Gollmann. «Davon profitieren vor allem Spanien und Griechenland.»

Griechenland bleibt stark gefragt

Dort seien Ferien nach wie vor sehr gefragt, «Krise hin oder her». Man hätte in Griechenland bis jetzt keine Umbuchungen verzeichnet. Die Zahl der Neubuchungen sei sogar trotz den neuerlichen Ausschläge der Euro-Krise (zentral+ berichtete) sehr stabil, hält Daniela Gollmann fest. «Die Beliebtheit der griechischen Inseln ist bei der Kundschaft ungebrochen. Da erwarten wir keine Trendwende.» Die Kundschaft lasse die Krise zwar nicht kalt, verängstigt sei aber niemand. Reisenden nach Griechenland gibt das Reisebüro Hauger ein Merkblatt mit Informationen zur wirtschaftlichen Lage in Griechenland und zur Bargeldversorgung ab.

Ähnlich tönt es auch beim Reiseveranstalter Kuoni. Rita Walthert von der Filiale an der Pilatusstrasse bestätigt: «Griechenland bleibt stark gefragt.» Die Schlagzeilen in den Medien würden vornehmlich Athen und das Festland betreffen. «Kuoni bietet Direktflüge auf die Badeinseln, wo die Krise wegen den vielen Touristen nicht spürbar ist.» Zudem informiere auch Kuoni seine Kundschaft genau über die Verhältnisse in Griechenland.

«Die Beliebtheit der griechischen Inseln ist bei der Kundschaft ungebrochen. Da erwarten wir keine Trendwende.»

Daniela Gollmann, Reisebüro Hauger

Man sei von den aktuellen Entwicklungen kaum betroffen, sagt auch Thomas Grenkowski vom Luzerner Ableger des Schweizer Reisespezialisten Globetrotter, der vor allem Reisen in Übersee im Angebot hat. «Griechenland, und auch Tunesien, sind bei unseren Individualtouristen weniger gefragt.» Derzeit verzeichne man «lediglich zwei bis drei Buchungen nach Griechenland», heisst es. Die Personen würden erst in ein paar Monaten abreisen, deshalb müsse sie das neuerliche Aufflammen der Krise nicht beunruhigen. Ein Thema sei vereinzelt die momentane Unsicherheit bezüglich Bargeldversorgung, sagt Grenkowski. «Das betrifft vor allem die Bargeldbeschaffung vor Ort.» Generell sei Griechenland aber eine sehr sichere Destination mit gut ausgebauter Infrastruktur. Da habe die Wirtschaftskrise wenig Einfluss auf die Gäste. Annulliert worden sei deswegen noch nichts.

Trotz Euro-Krise bleibt Griechenland dennoch ein gefragtes Ferienziel. Die Luzerner Reiseveranstalter sehen in Griechenland keine Risiken für Feriengäste. Pauschalreisen seien bestens abgesichert. Zudem funktioniere die Infrastruktur in den Ferienorten bestens. Die einzige Unsicherheit bestehe bei Barbezügen. Wer auf der sicheren Seite stehen wolle, solle genügend Bargeld und eine Kreditkarte mitbringen, so der Rat der Reisefachleute. 

Düstere Aussichten

Was Tunesien anbelangt, sind Reiseexperten skeptischer denn je. «Da ist es bei uns sehr ruhig. Das Vertrauen ist seit dem Arabischen Frühling nie mehr richtig in die Destination zurückgekehrt», sagt Rita Walthert von Kuoni. 

«Das Vertrauen ist seit dem Arabischen Frühling nie mehr richtig in die Destination zurückgekehrt.»

Rita Walther, Kuoni Reisen

Das kann Thomas Kluser von Bucher Reisen an der Haldenstrasse bestätigen. Man habe schon seit Jahren kein Tunesien-Paket mehr verkauft. Die Destination sei bei Schweizer Feriengästen nicht beliebt. «Tunesien wird gemieden.» Man sei bei diesem Ferienziel aus Erfahrung schon immer vorsichtig gewesen mit Reiseangeboten. «Im Sandwich zwischen Lybien und Algerien ist die Stabilität im Land stark unter Druck geraten.»

An eine rasche Erholung der rasanten Talfahrt in der Beliebtheit der nordafrikanischen Destination glaubt Kluser nicht. «Auch wenn das an andern Orten auch passieren könnte – Sicherheit geht beim hiesigen Feriengast vor. Da können auch die im Keller liegenden Preise nichts ausrichten.» Der Luzerner sei weniger preissensibel als Feriengäste aus dem EU-Raum wie zum Beispiel Franzosen, bei denen Tunesien auch aus sprachlichen Gründen hoch im Kurs stehe. Zudem sei, anders als bei den Tsunami-Katastrophen in Südostasien, nicht mit der Solidarität des Publikums zu rechnen. Die Terrorbedrohung trifft das Land, das vor allem bei Pauschalreisenden beliebt ist und vom Tourismus lebt, hart.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon