Von der Grusskarte bis zur Ledertasche: «DesignSchenken» präsentiert ein breites Angebot an möglichen Weihnachtsgeschenken. Junge Designer mit Luzerner Bezug erhalten in der Rössligasse eine eigene Plattform. Aber hinter den Kulissen denkt man an die Zukunft: Die Messe ist defizitär.
In der Adventszeit blüht die Luzerner Kreativwirtschaft auf: Gleich mehrere Anlässe bieten etablierten, aber auch jungen Schaffern die Möglichkeit, ihre Produkte zu präsentieren. So wie noch bis am 6. Dezember zum Beispiel, an den Luzerner Designtagen – der Messe «DesignSchenken». Doch das Aushängeschild der Luzerner Designszene steht vor einer ungewissen Zukunft. «Die Geschichte geht finanziell langfristig nicht mehr auf. Die Messe ist ein Minusgeschäft», sagt Franziska Bründler betrübt.
«Die Luzerner Designtage stehen auf der Kippe.»
Franziska Bründler, Initiantin DesignSchenken
Trotz moderaten Eintrittspreisen (Tagespass: zehn Franken), Standmieten, der Unterstützung durch diverse Partner, dem ALI-Fonds der Stadt Luzern sowie dem Förderverein «Freunde von DesignSchenken» geht die Rechnung für die Organisatorin und Initiantin des dreitägigen Events nicht mehr auf. Einerseits sei es schwierig, grosse Sponsoren zu finden, so Bründler. Andererseits habe sich die Miete in der Kornschütte auf dieses Jahr hin fast verdoppelt. So fehlen am Ende rund 30’000 Franken. Die Initiantin sagt deshalb: «Die Luzerner Designtage stehen in ihrer aktuellen Form auf der Kippe.»
Es reicht nicht mehr
Die Organisatorin sagt weiter, es werde Jahr für Jahr schwieriger, den Anlass auf die Beine zu stellen. Obwohl Bründler zusammen mit ihrem Team sehr viel Herzblut und Zeit in die Designtage investiert, ist der steigende finanzielle und organisatorische Aufwand nicht mehr zu bewältigen: «Unsere gegenwärtigen Ressourcen reichen nicht mehr.» So werden die Kräfte bereits jetzt gebündelt. Die Stellwände zum Beispiel teilen sich DesignSchenken und das Plakatfestival Weltformat.
Wird die Designmesse nun Opfer des eigenen Erfolgs? Wuchs die Messe zu schnell? Bründler sagt, die Ausstellung sei aufgrund des zunehmenden Interesses gewachsen. Die Aussteller würden nur mitmachen, wenn es sich für sie auch lohne. Gleichzeitig will die Organisatorin aber nicht auf den einheitlichen Auftritt mit dem umfangreichen Begleitheft sowie die charakteristischen Holzpalette in der Kornschütte verzichten. Diese seien bei den Ausstellern sehr beliebt. Tatsächlich müssen diese aufgrund der zur Verfügung gestellten Infrastruktur keine eigenen Stände mitbringen, was ihnen viel Aufwand erspart. Es braucht also neue Lösungen, wie der organisatorische und finanzielle Aufwand in Zukunft gestemmt werden kann.
«DesignSchenken» bietet Schweizer Designern eine Plattform, ihre Produkte zu verkaufen. Besondere Beachtung erhalten dabei junge Labels, die zu einem grossen Teil in der Zentralschweiz zuhause sind. Damit positionieren sich die Luzerner Designtage als Alternative zu den klassischen Weihnachtsmärkten, die gleichzeitig überall stattfinden.
Die diesjährige siebte Ausgabe präsentiert 120 Aussteller. Neben den beiden Hauptstandorten, der Kornschütte sowie der Hochschule Luzern an der Rössligasse, findet die Messe an zehn weiteren Standorten verteilt in der Stadt Luzern sowie bei 20 Satelliten statt. Letztere bieten ein umfangreiches Rahmenprogramm an.
Neben den beiden Hauptstandorten lohnt sich sicher auch der Besuch beim «Creative Hub» an der Bundesstrasse. Die Plattform unterstützt Schweizer Designerinnen und Designer dabei, ihre Geschäftsideen zu verwirklichen.
Zweiter Hauptstandort an der Rössligasse
An der Messe selber ist von diesen Turbulenzen nichts zu spüren. Im Gegenteil. Bründler freut sich zum Beispiel sehr, dass DesignSchenken neu auch in den Räumen der Kunstgewerbeschule der Hochschule Luzern an der Rössligasse stattfindet. Nachdem der ehemalige Standort an der Bundesstrasse 16 nach dem Abriss des dortigen Gebäudes nicht mehr zur Verfügung steht, fanden die Organisatoren in der Altstadt in unmittelbarer Nähe zur Kornschütte, dem eigentlichen Hauptstandort, neue Ausstellungsflächen. Hier stellen nun gebündelt an einem Ort junge Luzerner Designlabels aus.
Eines dieser Luzerner Labels ist «Badi Coulture». Samuel Reichmuth freut sich sehr über die Möglichkeit, seine Lederwaren hier ausstellen zu dürfen. Der junge Megger Designer erhielt einen der beiden vergünstigten Ausstellungsplätze und ist zum ersten Mal an einer grösseren Messe. Reichmuth hat kürzlich auch am «Jahrmarkt der schönen Dinge» im Neubad ausgestellt. Das habe Spass gemacht. DesignSchenken ziehe aber ein anderes kaufkräftigeres Publikum an, ist er überzeugt.
«Es ist die einzige Design-Verkaufsmesse, die auf mehrere Standorte verteilt in einer Stadt aufbaut.»
Auch Laura Barchi hofft mit ihrem Label «ymush», dass sie nun nach zwei Monaten harter Vorbereitung ihre Produkte einem möglichst grossen Publikum zeigen kann. Ein anderes Luzerner Label, das im letzten halben Jahr für Furore sorgte und ebenfalls an der Rössligasse ausstellt, ist «Vive Citrus» (zentral+ berichtete).
Grosse Konkurrenz
Im Spätherbst und der Adventszeit finden jeweils mehrere grössere und kleinere Design-Messen in der Deutschschweiz statt. Dazu zählen etwa die internationale Designmesse «Blickfang» in Basel und Zürich, «neue räume» ebenfalls in Zürich, «Designgut» in Winterthur, «in&out» sowie der «Designer’s Saturday» in Langenthal sowie kleinere Anlässe wie in Luzern zum Beispiel der erwähnte «Jahrmarkt der schönen Dinge» oder Weihnachtsmarkt «Bazar Pazzo» im Bourbaki.
Der «etwas andere Weihnachtsmarkt», als der sich DesignSchenken versteht, unterscheidet sich laut Bründler durch sein dezentrales Konzept: «Es ist die einzige Design-Verkaufsmesse, die auf mehrere Standorte verteilt in einer Stadt aufbaut und lokale Geschäfte integriert.» Abheben wollen sich Bründler und ihr Team auch durch eine Mischung der Labels sowie qualitativ hochstehende und originelle Designobjekte. So ist in diesem Jahr etwa die Mode stärker präsent als im Vorjahr. Dabei aktuelle Designtrends festzustellen, sei an einer verhältnismässig kleinen Messe wie DesignSchenken aber schwierig, sagt Bründler. «Ich möchte mich hier deshalb nicht auf einzelne Materialien oder Formen einlassen. Sehr präsent sind im Moment aber verschiedene Muster.»
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