Unternehmens-WG kommt nicht zustande

Spinnerei-Projekt bei Viscosistadt hat sich «verheddert»

So sollte es im «Member Space» in der künftigen Spinnerei aussehen. (Bild: zvg)

Die Spinnerei AG wollte 40 Kleinunternehmen unter einem Dach vereinen. Damit sollten sie gegenseitig vom Know-how der anderen profitieren. Doch weil das Geld zur Finanzierung fehlt, haben die Initianten das Projekt gestoppt.

Was sich in New York bereits einiger Beliebtheit erfreut, sollte auch in der Schweiz Fuss fassen: ein sogenannter «New-Working-Space». Realisiert werden sollte das Ganze in der namensgebenden alten Spinnerei bei der Emmer Viscosistadt.

Die Idee besteht darin, Zentralschweizer Firmen aus den Bereichen Marketing und Kommunikation, Technologie, Organisation und Beratung sowie Design unter einem Dach zu vereinen. So profitieren die Unternehmen gegenseitig vom Netzwerk, Know-how und den Ressourcen der anderen «Mitbewohner»  (zentralplus berichtete).

Es fehlen rund 4 Millionen Franken

Die Idee fand Anklang, so war die Spinnerei AG unter anderem mit der Gemeinde Emmen und der Milchproduzentin Emmi im Gespräch. Und auch die Stadt Luzern hat das Start-up mit 20’000 Franken unterstützt (zentralplus berichtete). Doch anscheinend war der Anklang nicht gross genug. In ihrem neuesten Newsletter schreibt die Spinnerei, dass das Projekt gestoppt ist.

«Anstoss dazu gab die nicht erreichte Vollfinanzierung innerhalb der von uns selbst gesetzten Frist», begründet das Start-up den Entscheid. Auf Nachfrage führt Geschäftsführer Raphaël Rossel aus, dass sie bis Mitte September 10 Millionen Franken auftreiben konnten. Das Ziel lag aber bei 14 Millionen Franken – oder gar noch mehr.

«Mit den steigenden Rohstoffpreisen zeichnete sich gleichzeitig ab, dass das Projekt teurer werden und der Finanzbedarf folglich noch höher ausfallen würde.» Erschwerend hinzu kam die derzeitig unsichere Wirtschaftslage: stockende Lieferketten, Ukraine-Krieg, hohe Inflation und auch die drohende Rezession.

Baustart war zu unsicher

Das Spinnerei-Team stand vor einer schweren Entscheidung. Entweder den Bau zu starten, obwohl die Finanzierung nicht sichergestellt ist – und auch in naher Zukunft nicht sicher gewesen wäre. Oder die Reissleine zu ziehen. Die Spinnerei entschied sich für zweiteres. «Der Entscheid, das Projekt hier zu stoppen, war die logische und vernünftige Folge dieser Entwicklung.»

Das Areal der ehemaligen Spinnerei (rot).
Das Areal der ehemaligen Spinnerei (rot). (Bild: Screenshot: Google Maps)

Als Folge verlässt gleich die Hälfte der Geschäftsleitung das Projekt. Und auch Geschäftsführer Raphaël Rossel zieht sich Ende September zurück. Die Stelle des Geschäftsführers sei speziell für das Spinnerei-Projekt in diesen Dimensionen und in den Räumen der Viscosistadt geschaffen worden. Da das Projekt nun gestoppt wurde, erübrige sich die Stelle.

Räume in der Viscosistadt werden frei für neue Nutzungen

Einzig Unternehmer Sacha Willemsen hält an der Idee dahinter fest. Wie und wo er diese nun umsetzen will, ist noch offen. Klar ist: In der Viscosistadt hat es sich ausgespinnt. «Die von der Spinnerei reservierten Hallen werden somit wieder frei für neue Nutzungen und andere Interessenten», so Rossel.

Auch wenn der Rest des Teams sich vom Projekt zurückgezogen hat – von der Idee dahinter ist Rossel nach wie vor überzeugt. «Wir befinden uns inmitten einer Polykrise: Der Krieg in der Ukraine, die Inflation, die Klima- und Energiekrise sowie die Spätfolgen der Pandemie verdeutlichen den unheimlichen Druck, der heute auf die Arbeitswelt einwirkt.»

Unternehmen seien deshalb gezwungen, die Arbeitswelt umzudenken und mit alten Mustern zu brechen. «Wäre die Spinnerei in diesen Tagen eröffnet worden, hätte sie den Nerv der Zeit haargenau getroffen», ist Rossel überzeugt.

Nach Veröffentlichung ist der Text leicht angepasst worden.

Verwendete Quellen
  • Newsletter Spinnerei AG
  • Website Spinnerei AG
  • Schriftlicher Austausch mit Raphaël Rossel, Geschäftsführer der Spinnerei AG
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