Milliarde für Ausbau von grüner Energie

Schuss ins Blaue? CKW forciert Energiewende trotz Hürden

Wer soll all die Solarpanels montieren? In der Branche herrscht bereits jetzt Fachkräftemangel. (Bild: CKW)

Das Luzerner Energieunternehmen CKW plant in den kommenden Jahren massive Investitionen in erneuerbare Energien. Doch so ambitioniert die Ziele, so hoch sind die Hürden auf dem Weg dorthin.

Kein Tag vergeht, an dem in der Schweiz zurzeit nicht über das Thema Energie gesprochen wird. Heizen wird teurer, Strom wird teurer und der Mieterverband rechnet mit stark steigenden Nebenkosten (zentralplus berichtete). Gleichzeitig geht die Angst vor einem drohenden Blackout im Frühjahr um.

Die aktuelle Energiekrise zeigt die Abhängigkeit der Schweiz vom Ausland deutlich auf. Ein Ausbau der inländischen Stromproduktion würde diese verringern. Erfolgt dieser Ausbau mit Fokus auf die erneuerbaren Energien, schafft die Schweiz einen wichtigen Schritt in Richtung Energiewende.

CKW präsentiert imposante Ausbaupläne

Vor diesem Hintergrund hätte es für die Centralschweizer Kraftwerke AG (CKW) wohl keinen passenderen Zeitpunkt geben können, um die Unternehmenspläne für die Zukunft zu präsentieren. An einem gross aufgezogenen Anlass informierte das Luzerner Energieunternehmen; und was es da verkündete, das war ziemlich imposant.

Bis 2030 will das Unternehmen eine Milliarde Franken in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren. Die CKW verkündet nicht ganz ohne Stolz, dass sie eine Vorreiterrolle bei der Energiewende übernehmen. Dazu plant das Unternehmen verschiedenste Projekte in der Zentralschweiz.

So will die CKW in den nächsten Jahren sechs neue Windparks realisieren. Sie plant insgesamt 20 neue Windräder, die Strom für über 30'000 Haushalte produzieren sollen. Weiter hat die CKW an verschiedenen Orten in der Schweiz Flächen reserviert, wo dereinst riesige Solaranlagen entstehen sollen.

Das Unternehmen plant zudem sechs Projekte im Bereich der sogenannten Wärme-Kraft-Kopplung. Das sind Kraftwerke, in denen durch das Vergasen von Holz Wärme zum Heizen, Strom und auch Pflanzenkohle entstehen, die CO₂ bindet. Ein solches Projekt startet derzeit in Schüpfheim und liefert dort Strom für rund 800 und Wärme für 1'000 Haushalte. Zuletzt sieht die CKW auch einen Ausbau der Wasserkraft vor.

Windkraft, der ewige Zankapfel

Fans von erneuerbaren Energien geraten angesichts dieser Pläne wohl ins Jubeln. Sie sind allerdings mit einem grossen Aber verbunden. Denn so schön sie auch klingen, sie stehen auf wackligen Beinen. Bei der Mehrheit dieser Projekte ist unklar, ob und wann die CKW sie je realisieren wird.

Die Diskussionen rund um die Windkraft sind bekannt. Gegner hinterfragen deren Potenzial für die Energieproduktion, kritisieren die Verschandelung des Landschaftsbilds und bezeichnen Windräder als Todesfallen für Vögel. Das Resultat dieser Diskussionen: Niemand will die Windparks in seiner Gemeinde sehen (zentralplus berichtete).

Davon kann die CKW selbst ein Lied singen. Auf dem Lindenberg an der Grenze zwischen den Kantonen Luzern und Aargau plant das Unternehmen einen Windpark mit vier Windrädern – seit 14 Jahren. Gebaut ist die Anlage, die dereinst Strom für rund 6'000 Haushalte produzieren soll, aber noch lange nicht. 2023 entscheidet das Stimmvolk über das Schicksal der Anlage. Widerstand aus der Bevölkerung ist einem Projekt dieser Grössenordnung gewiss.

Die CKW plant weitere Windparks auf der Äberdingerhöchi bei Pfaffnau, dem Salbrig bei Willisau und dem Ruswilerberg bei Ruswil. Sämtliche Zonen sind im Konzept für Windenergie des Kantons Luzern als geeignete Gebiete aufgelistet. Gemäss heutigen Regulierungen dürfte es dennoch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis auf besagten Hügeln jemals Windräder Strom produzieren.

Solarenergie, der (zu) beliebte Klassiker

Ist denn immerhin der Ausbau der Solarenergie weniger kompliziert? Schliesslich glänzen die dunklen Panels von immer mehr Dächern, der Zuwachs ist gross. Doch auch hier harzt der Ausbau im grossen Stil. Aus zwei Gründen:

Erstens herrscht in der Branche Personalmangel. Bereits heute könnten weitaus mehr Solaranlagen realisiert werden, würde genügend Fachpersonal zur Verfügung stehen. Der Fachkräftemangel steht wie in vielen technischen Branchen auch dem Ausbau der Solarenergie im Weg (zentralplus berichtete).

Kleine Brötchen in der Solarenergie

Zweitens erschweren rechtliche Hürden den Bau grosser Anlagen. Die kleineren Anlagen auf den Dächern sind nicht das Problem. Die CKW realisiert über 450 solcher Anlagen pro Jahr. Doch um die Energiewende zu schaffen, müsste die Solarenergie mehr als doppelt so schnell ausgebaut werden wie heute. Und dazu braucht es riesige freistehende Anlagen.

CKW-CEO informiert anlässlich einer Pressekonferenz über die Pläne des Unternehmens. (Bild: ewi)

«Nur auf den Dächern schaffen wir den nötigen Ausbau der Solarenergie nicht, auch wenn wir jedes mögliche Dach bebauen», sagt Rafael Mesey, Leiter Neue Energien bei der CKW. Es braucht also riesige Anlagen in abgelegenen Gebieten, die Strom nicht für den Verbrauch Einzelner, sondern für das allgemeine Netz produzieren. Verfügbare Flächen gäbe es genug, betont das Unternehmen. Das Problem seien die gesetzlichen Bestimmungen, wie ein Beispiel aus Menzberg im Kanton Luzern zeigt.

Dort hat die CKW einem Bauern eine grosse Fläche Land abgekauft. Das Land ist für die Landwirtschaft ungeeignet, hat aber grosses Potenzial für Solarenergie. Nur: Die CKW darf nicht bauen, weil sich das Grundstück nicht in der Bauzone befindet. Eine Umzonung ist unrealistisch, der Bau deshalb auch. Das gilt für alle Flächen, welche die CKW zu diesem Zweck bereits reserviert hat. Auch hier ist darum fraglich, ob das Unternehmen seine Ausbaupläne für Sonnenenergie jemals realisieren kann.

Wasserkraft, die ausgepresste Zitrone

Das dritte Problemkind der CKW ist die Wasserkraft. Deren Energiepotenzial ist in der Schweiz beinahe ausgeschöpft – was auch die CKW zu spüren bekommt. Die Planung und Verhandlungen zum Kraftwerk in der Waldemme im Entlebuch zogen sich 17 Jahre lang hin (zentralplus berichtete). Wegen Einsprachen von Umweltverbänden produziert das Kraftwerk künftig nur halb so viel Strom wie ursprünglich vorgesehen.

Eine Erhöhung der Staumauer des Göscheneralpsees würde einen Beitrag gegen die drohende Stromlücke im Winter leisten. Ohne Subventionen ist ein Ausbau aber zu teuer. (Bild: CKW)

Für das Ausbauprojekt in der Meienreuss in Uri laufen die Verhandlungen ebenfalls bereits seit 2008. Eine Baubewilligung ist vorerst nicht in Sicht. Und auch eine Erhöhung der Staumauer des Göscheneralpsees ist angesichts der rechtlichen Auflagen ohne Subventionen nicht wirtschaftlich. Dabei würde gerade ein solches Projekt die befürchtete Stromlücke im Winter bekämpfen.

Politik ist gefordert

Zusammengefasst: Die Pläne der CKW sind ambitioniert – höher jedoch sind die Hürden, um die Ziele zu erreichen. Oder wie CKW-CEO Martin Schwab zum Schluss der Pressekonferenz sagte: «In der Schweiz gibt es gegen alles Widerstand. Wir müssen uns jetzt wirklich entscheiden, ob wir die Energiewende wollen.»

Das Unternehmen ruft darum die Politik dazu auf, die Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien rasch zu verbessern. Konkret fordert die CKW die Beschleunigung der Bewilligungsverfahren für neue Anlagen sowie mehr Investitionssicherheit.

Verwendete Quellen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


2 Kommentare
  • Profilfoto von Georges
    Georges, 29.04.2022, 07:28 Uhr

    95% der PV-Panels kommen aus China. So viel zum Thema Unabhängigkeit vom Ausland. Bei den Windrädern siehts ähnlich aus. Eine Frage der Kosten, trotzdem brauchts massive Subventionen. Die geplanten Windräder sind ohnehin viel zu klein dimensioniert, sodass das Verhältnis Kosten/Ertrag negativ ist, sowohl ökologisch wie ökonomisch. In Norddeutschland werden solche Türmchen bereits abgebaut und durch grössere ersetzt. Das hat natürlich mit den ganz unterschiedlichen Windverhältnissen zu tun. Anders gesagt: Das Potenzial für Windstrom ist in der Schweiz mickrig. Und selbstverständlich ist auch Solarstrom nichts als anderes als Flatterstrom.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
    • Profilfoto von Kommentarschreiber
      Kommentarschreiber, 29.04.2022, 10:27 Uhr

      Ok, und welche Massnahmen empfehlen Sie, um dem ökologischen Kollaps entgegen zu wirken ?

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon