Jungunternehmer berechnen dynamische Zimmerpreise

Schnäppchenjäger seid gewarnt: Zuger Start-up eilt Hoteliers zu Hilfe

Jungunternehmer Marvin Speh versucht am World Tourism Forum in Luzern die Tourismusbranche von seiner Geschäftsidee zu überzeugen.

(Bild: les)

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis eines Hotelzimmers. Doch so einfach ist das insbesondere für kleinere Hotels nicht. Ein Zuger Start-up präsentiert nun ein technologisches Hilfsmittel und ist von deren Erfolg überzeugt. Jetzt braucht’s noch Startkapital.

«So finden Sie das günstigste Hotelzimmer!»

Praktisch in jedem TV-Werbeblock hört man diese Zeile einmal, etwa von Trivago. Ferien ohne Apps und Portale kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Den Flug bucht man erst nach einem Preisvergleich, bei Airb’n’b sucht man sich die Wohnung und über eine Datingplattform verabredet man sich zu einem Rendez-vous.  

Doch warum sollen sich nur Kunden die technologische Entwicklung zunutze machen und nicht auch Anbieter? Diese Frage stellten sich Jungunternehmer aus Zug. Diese Woche stellten sie am World Tourism Forum Lucerne (WTFL) ihr Produkt vor, das seit einem Jahr auf dem Markt ist.

Alle Kanäle werden versorgt

«RoomPriceGenie» heisst die Entwicklung, welche Hoteliers das Leben erleichtern und im Endeffekt die Kassen füllen soll. Das Prinzip ist einfach und basiert auf dynamischen Preisen. Zielgruppe sind Hotels mit weniger als 100 Betten. Jungunternehmer Marvin Speh (27) erklärt: «Grosse Hotels passen ihre Preise immer der Nachfrage an, kleineren Hotels fehlen die Ressourcen dazu.» Deshalb würden kleine Hotels ihre Zimmer bei geringer Nachfrage zu teuer und bei grosser Nachfrage zu billig anbieten. Speh: «Dadurch verlieren die Hoteliers doppelt. Wenn nicht viel läuft, bleiben die Zimmer leer, ansonsten schöpft man das Potenzial nicht aus.»

Die Anwendung «RoomPriceGenie» berechnet nun anhand von Dutzenden Faktoren für jedes Hotel stets den optimalen Preis. «Jedes Hotel hat ein internes System, in welchem Buchungen erfasst, Zimmer zugewiesen oder Rechnungen erstellt werden», erklärt Speh. «Unser Programm analysiert den Markt und werkelt dann an den Preisen herum.» Alles ganz einfach, versichert Speh. Weil die Anwendung beim internen System ansetzt, werden auch alle Vergleichsplattformen, worauf sich ein Hotel vermarktet, mit den neuen Preisen versehen.

Produkt steht, Vermarktung steht an

Der HSG-Absolvent ist überzeugt, dass die Anwendung den Hotelmarkt stärken wird. «Gerade die kleineren Hotels sind in jeder Region unglaublich wichtig, weil sie viel Charme versprühen und der Kunde so ein grösseres Ferienerlebnis geniesst.»

Pro Zimmer kostet die Anwendung monatlich sechs Franken. «Das macht zwischen 100 und 300 Euro», erklärt Speh. Die Reaktionen seien hervorragend. «Oftmals hat sich die Plattform bereits nach einem Monat für das ganze Jahr bezahlt gemacht.» Hotels in New York, Island, Italien, Deutschland oder Hongkong würden «RoomPriceGenie» bisher bereits nutzen.

Einen Haken hat das Produkt. Es bremst die Schnäppchenjäger aus. Denn werden die Preise immer automatisch der Nachfrage angepasst, nützt es dem Kunden nichts mehr, möglichst früh und möglichst gut informiert seinen Urlaub zu planen. Speh dreht den Spiess um: «Für die Hoteliers reicht es nicht mehr, einfach ausgebucht zu sein. Sie denken wirtschaftlich und wollen hohe Nachfragen auch dementsprechend ausnützen.» 

Das Produkt ist so weit fertig entwickelt, für die Vermarktung und den Verkauf fehlt dem Start-up jedoch noch das Geld. Rund eine halbe Million Franken wollen Speh und seine Geschäftspartner eintreiben. Dies gelang diese Woche etwa am Start-up Innovation Camp des WTFL. 15 Finalisten, ausgewählt aus 250 Bewerbern aus aller Welt, durften ihre Geschäftsidee einer internationalen Jury präsentieren. Und die Zuger Jungunternehmer von «RoomPriceGenie» sicherten sich den Förderpreis in der Höhe von 20’000 Franken.

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