Ob Mall oder Luga: Was Läden auf Zeit bringen

Pop-up-Stores: Ein Hype breitet sich in Luzern aus

Pop-up-Stores boomen: Sei es in der Mall of Switzerland oder an der Luga.

(Bild: Montage pze)

Läden auf Zeit sind der letzte Schrei. Alles ist heute Pop-up, auch in Luzern. Und das nicht ohne Grund, wie eine zentralplus-Recherche bei Store-Betreibern an der Luga, in der Luzerner Altstadt und der Mall of Switzerland zeigt.

Sie werden gross angepriesen, als Werbeplattform, als Möglichkeit zur Produktplatzierung und als günstige Verkaufsflächen auf Zeit: «Pop-up-Stores» florieren, auch in Luzern. Ob in der Mall of Switzerland, an der Luga oder in der Altstadt, überall tauchen die Geschäfte auf Zeit auf. Doch was bringen diese Ad-hoc-Läden?

Experte: Zwei Arten von Pop-up

Marcel Stoffel ist Geschäftsleiter von Swiss Council of Shopping Centers (SCSC). Der Experte erklärt das Phänomen Pop-up. Der Begriff habe zwei Bedeutungen, sagt er. Im klassischen Sinn tauchen Pop-up-Stores irgendwo auf, oft an unerwarteten, unkonventionellen Orten wie zum Beispiel einer Fabrikhalle. Dies erfülle ein Marktbedürfnis. «Die Menschen mögen es, Neues zu entdecken, überrascht zu werden.» Dabei sei die treibende Kraft hinter den klassischen Pop-up-Stores das Geschäft selber, das spüre man deutlich in der Umsetzung.

Die zweite, neuere Form entstehe oftmals aus der Not heraus. Die temporären Läden füllen vorübergehend leer stehende Gewerbeflächen aus. Die Übergangslösung sei dabei vom Vermieter initiiert, um Mietausfälle abzuschwächen und den Leerstand zu verhindern. «Es ist eher eine Notlösung», sagt er.

«Der Effekt ist spürbar»

Zur zweiten Kategorie gehörte die Zwischennutzung von Franziska Bründler, die mit «Fidea Design» während sechs Wochen in den ehemaligen Pasito-Schuhladen im alten C&A-Gebäude einzog (zentralplus berichtete). Damit wurde der Leerstand des Gebäudes überbrückt.

Bründler war sich anfänglich unsicher, ob sich der Laden auszahlen würde. Sie rang mit sich, das Pop-up-Angebot anzunehmen. Heute schaut sie positiv auf die Zeit zurück: «Der Standort half uns, die Marke bekannter zu machen.» Als Luzerner Design-Label sei es wichtig, sich zeigen zu können.

«Im Moment ist der Begriff überall anzutreffen, alles ist inzwischen ‹Pop-up›.»

Franziska Bründler, Fidea Design

«Der Pop-up-Store hat uns sicher neue Kunden gebracht», sagt sie. Aber auch für den Austausch mit den Leuten sei es wichtig gewesen, an einem festen Standort käme man eher ins Gespräch als via Internet. «Der Effekt ist spürbar», sagt sie rückblickend.

Die 36-jährige Franziska Bründler möchte durch den Pop-Up-Store die Aufmerksamkeit auf ihr Label «Fidea Design» lenken.

Franziska Bründler von Fidea Design.

(Bild: zVg)

Die Höhe des Umsatzes will sie nicht verraten, doch sie sagt: «Für eine normale Miete an dem Standort würde er nicht reichen.» Deshalb sei das Pop-up-Angebot für sie ideal. So sei sie auch künftig offen für leer stehende Flächen. Aber: «Ist man nur kurze Zeit an einem Standort, muss Lage und Sichtbarkeit extrem gut sein.» Sich innert kürzester Zeit einen Namen zu erarbeiten sei schlicht unmöglich.

Bei einem nächsten Mal würde sie ihr Geschäft aber nicht mehr «Pop-up» nennen, sagt sie. «Im Moment ist der Begriff überall anzutreffen, alles ist inzwischen ‹Pop-up›», begründet sie.

Neue Kunden gewonnen

Tatsächlich, der Begriff «Pop-up» wird fast inflationär gebraucht. Seit diesem Jahr gibt es sogar an der Luga ein Pop-up-Angebot, dort beziehen Händler einen Stand für nur einen Tag (zentralplus berichtete).

Christina Lütolf-Aecherli ist seit rund einem Jahr an der Gibraltarstrasse mit ihrem Geschäft «Stina’s Lifestyles» vertreten. Die Verkäuferin von schwedischen Produkten nutzte das neue Pop-up-Angebot der Frühlingsmesse. Sie sieht die «Spontan-Läden» seit Jahren als Geschäftsmodell und erzählt: «Ich war jahrelang in Pop-up-Stores unterwegs und hatte keinen festen Standort. Dank dem Umsatz konnte ich mehr Waren anschaffen und meinen Kundenkreis erweitern.» Erst dadurch sei es ihr möglich gewesen, im letzten Jahr das Geschäft zu eröffnen.

«Kundenfrequenz kann ein Kriterium für die Festlegung der Miete sein.»

Marcel Stoffel, Experte Shoppingcenter

Der Luga-Auftritt hatte durchaus einen Effekt. «Es hat sich für uns gelohnt. Ich hatte Kundinnen, die nach der Luga bei mir im Laden vorbeischauten», sagt Lütolf-Aecherli, «es geht auch um den langfristigen Effekt.» An der Luga treffe man auf ein breiteres Publikum, das berge die Chance, den Kundenkreis zu erweitern.

Dabei seien solche Läden auf Zeit mit grossem Aufwand verbunden, sagt sie. «Ich habe zum Glück viele treue Helfer, auf die ich zählen kann», sagt sie lachend. Trotz des Aufwands: Sie werde weiterhin auf Pop-up setzen, sagt Lütolf-Aecherli. «Ab September werde ich eine Woche in Zürich meine Waren anbieten.»

Mall of Switzerland: Tesla ist zufrieden

Der bekannteste Pop-up-Mieter in der Mall of Switzerland ist Tesla. Der Elektroautohersteller hatte von November bis Mai einen Pop-up-Store im Einkaufstempel. Experte Marcel Stoffel sagt: «Die Mall of Switzerland als Vermieterin kann eine hohe Kundenfrequenz garantieren. Dabei kann die Kundenfrequenz ein Kriterium für die Festlegung der Miete sein.»

Der Mietpreis dürfte durch die vielen Besucher der Mall also höher gewesen sein, als es beim klassischen Pop-up-Store der Fall ist. Dennoch muss sich der «Showroom» gelohnt haben, immerhin verlängerte Tesla seinen Mietvertrag.

Auf Anfrage von zentralplus gibt das Unternehmen keine Auskunft über Zahlen. Man sagt nur, dass man mit der verlängerten Miete von sechs Monaten den Pop-up-Standort Ebikon länger als üblich betrieb. Zudem sei man zufrieden mit der Kundenfrequenz und man stehe weiterhin mit der Mall of Switzerland in Kontakt.

Pop-up hat Zukunft

Experte Marcel Stoffel stellt dem Pop-up-Store rosige Zukunftsaussichten aus: «Ich gehe davon aus, dass sich dieser Bereich künftig noch mehr entwickelt.» Er könne sich vorstellen, dass noch mehr Formen von Pop-up entstehen könnten. «Es kann auch zu einer genaueren Ausdifferenzierung kommen: Was ist Pop-up, was ist Showroom, was ist Concept Store? Aber vielleicht ist das auch gar nicht nötig», so Stoffel.

Man gehe in der Branche davon aus, dass 25 Prozent der herkömmlichen Ladenflächen in den nächsten fünf Jahren verschwinden werden, sagt der Experte. «Diese Flächen müssen künftig kreativ besetzt werden», sagt er.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon