Mit Support der Hochschule Luzern

Ohne Zusatzstoffe: Firma aus Zug revolutioniert Babynahrung

Setzen sich für gesunde Babynahrung ein: Tobias Gunzenhauser (links), Luca Michas (Mitte) und José Amado-Blanco (rechts). (Bild: zVg / Yamo)

Auch die jüngsten Schweizer brauchen anständiges Essen. Drei Unternehmer haben darum in Zug eine Firma gegründet, mit der sie den Babynahrungsmarkt aufmischen wollen.

Als Gastro-Redakteur kommt man mit vielen Themen in Berührung. Von veganen Restaurants zu Schoggimanufakturen bis zur Sterneküche. Nur ein Klientel schwieg sich bisher aus. Wenig überraschend, denn in den meisten Fällen kann es auch noch nicht sprechen: Babys.

Dabei wäre das Thema brandaktuell, ist der Autor schliesslich in einem Alter, in dem sein Umfeld zu einer gefühlten Geburtenmaschine geworden ist. Gemäss dem Bundesamt für Statistik sind bei der letzten Zählung im Jahr 2020 schweizweit 85’914 Babys zur Welt gekommen. Zeit also, Babynahrung mal auf den Grund zu gehen. Die Reise führt uns nach Zug.

Vom Selbstversuch zur Babynahrung

Hier hat sich vor allem ein Start-up hervorgetan: Yamo. Hinter dem Unternehmen am Zählerweg steht ein junges Trio, bestehend aus José Amado-Blanco, Tobias Gunzenhauser und Luca Michas. Seit 2016 haben sie sich der Babynahrung verschrieben. Eine Idee, auf die sie per Zufall gestossen sind. Die drei Gründer wollten sich als Selbstversuch einen Monat lang vegan ernähren.

«In dieser Zeit mussten wir beim Einkaufen sehr genau auf die Inhaltsstoffe von Produkten schauen», schreibt uns Luca Michas auf Anfrage. Dabei fiel ihnen auf, dass in vielen Nahrungsmitteln aus dem Supermarkt zu viele Zusatzstoffe, Zucker und Chemie stecken. «In unserer Naivität wandten wir uns an die – wie wir dachten – natürlichste und gesündeste Food-Kategorie, die es im Supermarkt gibt: Babynahrung.»

Die Idee war an sich richtig. Nur waren sie geschockt, als sie sahen, wie hoch die Zuckeranteile, die Menge der Zusatzstoffe und die fehlende Frische aufgrund von langer Haltbarkeit waren. «Wie kann es sein, dass im Supermarkt heutzutage noch Babynahrung verkauft wird, die älter ist als das Kind, das sie isst?»

Die Hochschule bietet Hand

Die Frage brachte die drei dazu, ihre Jobs hinzuschmeissen und Yamo zu gründen. Dies, um «die gesamte Industrie der Kindernahrung in ein neues Zeitalter zu führen», wie sie vollmundig anpreisen. Eine entscheidende Rolle bei der Gründung spielte auch die Hochschule Luzern (HSLU), an der Mitgründer Tobias Gunzenhauser studierte.

Die HSLU bietet mit dem Programm Smart-up eine Plattform, bei der sich Studentinnen, Mitarbeiter und Alumni Hilfe und Beratung für die Umsetzung ihrer Geschäftsideen holen können. «Wir vermitteln den angehenden Unternehmern generelle Praktiken für eine Firmengründung und begleiten sie auf dem Weg hin zum eigenen Unternehmen», erklärt Christian Hohmann, Co-Programmleiter, auf Anfrage.

«Ohne die HSLU wäre der Start sicherlich um einiges mühsamer gewesen.»

Luca Michas, Co-Gründer

So bietet Smart-up Unterstützung in verschiedensten Bereichen an, wie zum Beispiel der rechtlichen Gründung, Finanzierung oder technischen Problemstellungen. Letztlich liegt es aber an den Unternehmern selbst, ihre Idee zum Fliegen zu bringen. «Sie müssen selbst wissen, wo der Schuh drückt. Ohne Fleiss und Eigeninitiative geht es nicht.» Die Yamo-Gründer sind dankbar für das Programm und sind sich sicher: «Ohne die HSLU wäre der Start sicherlich um einiges mühsamer gewesen.»

Noch nicht vollends nachhaltig

Das Geheimnis hinter der Babynahrung aus Zug? Die Zutaten werden statt durch Erhitzung via Kaltpressung durch sogenannte Hochdruckpasteurisation haltbar gemacht. Durch dieses Verfahren würden Vitamine, die Farbe und der Geschmack besser erhalten bleiben, wie das Start-up in einem Video auf ihrer Website erklärt.

Die Zutaten werden zuerst gedämpft, dann in eine druckresistente Verpackung umgefüllt und schliesslich im Wasserbad mit rund 6’000 Bar gepresst. Die Produkte sind gemäss eigenen Angaben mindestens 21 Tage haltbar und werden in Zusammenarbeit mit Bio-Produzenten im Raum München sowie in Holland hergestellt.

Das Gründer-Trio schätzt, dass Kühlschränke wie dieser in Deutschland mittelfristig zum Standard werden. (Bild: zVg / Yamo)

Eine grössere Baustelle hat das Unternehmen noch. Kaltpressen lässt kein anderes Verpackungsmaterial zu als Plastik und das beisst sich mit dem Nachhaltigkeitsgedanken von Yamo. «Während wir an einer nachhaltigeren Lösung forschen, versuchen wir, woanders die Umwelt zu schützen.» Etwa im Kampf gegen Food Waste oder mit einem Projekt, mit dem sie sich fürs Sammeln von Plastikmüll im Meer einsetzen.

Yamo ist eine «disruptive Revolution» aus Zug

Seit der Gründung ging es mit Yamo stetig bergauf. Die Firma mit Sitz in Zug liefert auch nach Deutschland und Österreich. Die drei Gründer scheinen mit ihrem Konzept einen Nerv getroffen zu haben. Und sie wissen auch, woran das liegen könnte. Der Babynahrungs-Markt habe sich seit Jahrzehnten kaum entwickelt, schreibt Michas. Zwar gab es Verbesserungen im Bereich der Verpackung oder der Zutaten, aber eine «disruptive Revolution» liess auf sich warten.

Bis eben Yamo kam. Denn die Unternehmer sind überzeugt: «Dank uns stellen nun grosse Retailer in der Schweiz und dem Ausland ihre Regale um und installieren Kühlschränke im Babyfood-Regal.» In rund fünf bis zehn Jahren werden gemäss Yamo gekühlte und frische Babynahrung der Standard sein.

Ein Vorzeigeprojekt aus Zug

Für die Hochschule ist Yamo ein «Vorzeigeprojekt», wie Christian Hohmann von der HSLU sagt. Es ist eines von einer Vielzahl erfolgreichen Start-ups, die auch dank dem Smart-up-Programm entstanden sind.

Das Angebot der Hochschule verzeichnet generell eine gute Quote. In den neun Jahren seit Programmstart hätten gemäss Hohmann nur etwa 10 Prozent der knapp 250 Entrepreneure ihr Vorhaben aufgegeben. 90 Prozent sind immer noch aktiv. Die einen noch im Kommen, andere, wie Yamo, schon fest am Markt etabliert.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Christian Hohmann, Co-Projektleiter HSLU
  • Mailverkehr mit Luca Michas, Co-Gründer Yamo
  • Website der HSLU zum Projekt Smart-up
  • Website von Yamo
  • Geburtenstatistik Bundesamt für Statistik
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