Testphase mit Kaffeemobil am Bahnhof Luzern

Nun erhalten auch Pendler aus der Neustadt ihren Koffeinkick

Allein auf weiter Flur: Patrick Lüthold (links) und Florian Junker mit ihrem Kaffeewagen in der Unterführung.

(Bild: jal)

Kaffee? Fehlanzeige! Wer in Luzern von der Zentralstrasse oder dem Parkhaus her via Unterführung auf die Bahngleise gelangt, blieb lange auf dem Trockenen. Seit Kurzem kommen Pendler aber auch dort zum Handkuss – zumindest vorübergehend. Ein zweites Projekt am Bahnhof ist hingegen ins Stocken geraten.

Wer frühmorgens in Luzern auf den Zug muss, kommt im Bahnhof an etlichen Bäckereien und Kaffeeverkäufern vorbei. Ausser, man kommt von der Neustadt her: In der Unterführung zu den Gleisen stand lange lediglich ein Automat mit mässig schmackhaftem Gebräu.

Nun erhalten aber auch Pendler auf dieser Seite ihren Koffeinkick mit auf den Weg. Seit Anfang Oktober ist das Kaffeemobil des Start-Ups Kaffeekranz im Tunnel stationiert und verkauft jeweils von 5.45 bis 8.45 Uhr unter anderem Espresso (3.50 Franken), Kaffee (4.–), Cappuccino (5.–) und Gipfeli der Bäckerei Odermatt (1.50).

Die SBB wollen herausfinden, wie die Kunden auf das neue Angebot reagieren, sagt Mediensprecherin Franziska Frey. Und denjenigen, welche die hintere Personenunterführung nutzen, eine Verpflegungsmöglichkeit anbieten.

Die Kaffeekranz-Verantwortlichen gingen selber mit ihrem Anliegen nach einer Fläche am Bahnhof auf die SBB zu (siehe Box am Textende). Dies, nachdem sie sich bei ihrer erfolglosen Suche nach einem fixen Standort in der Stadt lautstark über die Behörden aufregten (zentralplus berichtete).

Verkaufsplätze am Bahnhof sind begehrt

Beim Angebot in der Unterführung handelt sich erst um ein Experiment. Der Vertrag mit den SBB ist zeitlich befristet bis kurz vor Weihnachten. Bis dahin wird getestet, ob sich das Kaffeemobil in der Unterführung bewährt. «Wenn es nach uns geht, sind wir im Januar noch immer da», sagt Patrick Lüthold, Mitgründer von Kaffeekranz. Die SBB ihrerseits lassen sich noch nicht in die Karten blicken. «Wie es weitergeht, werden wir nach der Testphase entscheiden», sagt Frey.

Klar ist indes, dass die Standorte rund um die Bahnhöfe in der Schweiz grundsätzlich sehr begehrt sind – und entsprechend teuer. Kürzlich ertönte gar der Vorwurf vonseiten der Shop-Betreiber, namentlich des Verbandes Swiss Retail Federation, die SBB würde Profitmaximierung betreiben. Angesichts dessen mag es auf den ersten Blick erstaunen, dass die Unterführung in Luzern noch nicht kommerziell genutzt wird.

Der Test dürfte sich vor diesem Hintergrund also nicht nur um die Frage drehen, ob dort auch zukünftig Kaffee verkauft wird, sondern generell das wirtschaftliche Potenzial ausloten. Die SBB können zwar keine konkreten Zahlen zu den Passantenströmen liefern. Doch die Unterführung sei und bleibe ein wichtiger Bahnzugang, beurteilt Mediensprecherin Franziska Frey den Standort, «und wird mit der umliegenden städtischen Entwicklung weiterhin an Interesse gewinnen». Auf die Frage, ob die Passage in Zukunft stärker kommerziell genutzt werden soll, verweist sie auf die laufende Testphase.

Zufrieden mit dem Start

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde bereits ein erster Versuch mit Brezelkönig durchgeführt. Gerüchte, wonach es der Laugengebäckkette zu wenig lukrativ war, werden von den SBB nicht kommentiert. «Zu Ergebnissen können wir frühestens nach Abschluss und Auswertung der Tests etwas sagen», heisst es. Brezelkönig hingegen bestätigt, dass man nach den zweieinhalb Monaten Testphase nicht überzeugt war: «Wir haben entschieden, das nicht weiterzuverfolgen, weil das Potenzial als zu gering eingeschätzt wurde», sagt Kilian Borter, Mediensprecher der Valora-Gruppe, zu der Brezelkönig gehört. 

«Es ist sicher kein schöner Ort, vor allem wenn die Putzequipe in der Nacht nicht unterwegs war.»

Patrick Lüthold, Mitinhaber Kaffeekranz

Patrick Lüthold und sein Geschäftspartner Florian Junker von Kaffeekranz hingegen sind mit dem Start an ihrem neuen Platz in der Unterführung sehr zufrieden. «Viele Pendler haben regelrecht auf uns gewartet.» Die beiden glauben an den Standort – trotz gewisser Bedenken. «Es ist sicher kein schöner Ort, vor allem wenn die Putzequipe in der Nacht nicht unterwegs war», sagt Lüthold und lacht. «Der Tunnel versprüht Parkhausatmosphäre. Doch gerade deswegen finden wir es toll, wenn das Ganze belebt wird.»

Stillstand beim Take-Away zwischen Gleis 6/7

Das Team von Kaffeekranz wollte ursprünglich nicht in den Tunnel, sondern auf das Perron. Die Eventbaristas interessierten sich für den geplanten Verkaufsstand auf dem Perron zwischen den Gleisen 6 und 7. Vor einem Jahr reichten die SBB ein Baugesuch ein, um das dortige Wartehäuschen umzunutzen. Das passte nicht allen: Manche fürchteten ein Gedränge, wenn auf dem Perron noch Waren verkauft werden.

Ist dieser Widerstand der Grund, wieso seither nichts geschehen ist? Die SBB geben sich zugeknöpft: «Diesbezügliche Abklärungen sind am Laufen, derzeit können wir dazu keine weiteren Angaben machen», sagt Mediensprecherin Franziska Frey. Man werde zu gegebener Zeit detailliert informieren. Auch die Stadt Luzern will nicht sagen, ob die Baubewilligung erteilt worden ist oder nicht. Die Zeit jedenfalls, um den Verkaufsstand wie ursprünglich angekündigt im Verlaufe des Jahres 2018 zu realisieren, wird langsam knapp.

«Die Abklärungen laufen»: Die SBB prüfen, das kleine Gebäude zwischen Gleis 6 und 7 teilweise in einen Take-Away zu verwandeln.

«Die Abklärungen laufen»: Die SBB prüfen, das kleine Gebäude zwischen Gleis 6 und 7 teilweise in einen Take-Away zu verwandeln.

(Bild: jal)

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