Trotz vielen freien Stellen mehr Arbeitslose

Nirgends gibt es so viele freie Jobs wie in Zug und Luzern

Unternehmen bekunden immer mehr Mühe, offene Stellen zu besetzen. (Bild: Adobe Stock)

Wer im Kanton Zug oder Luzern einen Job sucht, darf sich über viele offene Stellen freuen. Was die Stellensuche vereinfacht, stellt die Wirtschaft aber vor Herausforderungen.

Rund 260'000 offene Stellen gibt es in der Schweiz. Dies ist ein neuer Rekord. Auffallend ist, dass sich die Anzahl offener Stellen kantonal sehr stark unterscheidet.

Mit Abstand an der Spitze der nationalen Rangliste: Der Kanton Zug. Rund 55 offene Stellen gibt es hier auf 1000 Einwohner. Die Daten über die Anzahl offener Stellen stammen vom Arbeitsmarktdatenunternehmen «x28 AG». Die Firma analysiert dafür quartalsweise die Stellenanzeigen in den Kantonen.

Im Kanton Zug gibt es rund 38 Prozent mehr offene Stellen pro 1000 Einwohnerinnen als im Kanton Bern, welcher auf Platz zwei rangiert. Knapp dahinter folgt der Kanton Luzern, in welchem es 39 offene Stellen pro 1000 Einwohner gibt.

Zug mit höchster Arbeitslosenquote der Zentralschweiz

zentralplus hat bei Andreas Conne, Generalsekretär der Zuger Volkswirtschaftsdirektion, nach den Gründen für die hohe Zahl der offenen Stellen nachgefragt. Dieser relativiert. Der Fachkräftemangel sei kein spezifisches Phänomen des Kantons Zug. «Rund 40 Prozent der Beschäftigten im Kanton Zug pendeln von ausserhalb des Kantons Zug. Daher sagt das Verhältnis zwischen der Anzahl offener Stellen und der Einwohner wenig aus.» Die hohe Zahl offener Stellen pro Einwohner im Kanton Zug bereitet Conne darum keine grossen Sorgen.

Zwar liegt die Arbeitslosenquote im Kanton Zug unter dem Schweizer Durchschnitt. Erstaunlich ist aber, dass die Arbeitslosenquote trotz der vielen offenen Stellen im Kanton Zug höher ist als in allen anderen Zentralschweizer Kantonen (zentralplus berichtete). In den Kantonen Uri, Nidwalden und Obwalden ist die Arbeitslosenquote mit 0,6 Prozent nicht mal halb so hoch wie im Kanton Zug.

Auf Anfrage sieht der Gewerbeverband Zug den Grund für die Diskrepanz zwischen der hohen Anzahl offener Stellen einerseits und der dennoch bestehenden Arbeitslosigkeit darin, dass sich «das Profil der Stellensuchenden oft nicht mit dem Profil der neu zu besetzenden Stellen deckt».

Firmen müssen sich mit geringer qualifizierten Angestellten zufriedengeben

Ähnlich hört es sich auch beim Kanton Luzern an, wo es ebenfalls viele offene Stellen gibt: «Die Anforderungsprofile entsprechen grösstenteils nicht den Kompetenzen der Stellensuchenden», so Joana Büchler vom Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement Kanton Luzern.

«Wenn Firmen offene Stellen besetzen wollen, müssen sie zunehmend offen sein für Mitarbeitende, deren Talente nicht auf den ersten Blick sichtbar sind.»

Joana Büchler, Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement Kanton Luzern

Die vielen offenen Stellen im Kanton Luzern seien eine Folge der brummenden Luzerner Wirtschaft, so Büchler. Zudem liegt die Arbeitslosenquote mit 1,1 Prozent unter dem Schweizer Durchschnitt von rund 1,9 Prozent. Büchler verweist auch auf die demografische Entwicklung. Es treten mehr Personen aus dem Arbeitsmarkt aus, als neue eintreten. Dies liegt auch daran, dass die geburtenstarken Jahrgänge allmählich in Pension gehen.

Diese Entwicklung ist eine Herausforderung für die Luzerner Wirtschaft. Unter Umständen können die Firmen nicht mehr alle Aufträge annehmen. Zudem steige der Lohndruck, wie Büchler weiter mitteilt. Die Firmen müssen fortan mehr in die Suche nach geeigneten Mitarbeitenden investieren oder gar Leute einstellen, die nicht über die benötigten Qualifikationen verfügen. Oder, wie Büchler es beschönigend ausdrückt: «Wenn Firmen offene Stellen besetzen wollen, müssen sie zunehmend offen sein für Mitarbeitende, deren Talente nicht auf den ersten Blick sichtbar sind.»

Deshalb werden beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum vermehrt die sogenannten «Skills», die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind, berücksichtigt. Heisst: Neben der Ausbildung wird beispielsweise auch erfasst, wie kommunikativ oder dienstleistungsorientiert eine Person ist, die eine Stelle sucht.

Verwendete Quellen
  • Jobradar des Unternehmens x28 AG
  • Mailverkehr mit dem Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement des Kantons Luzern
  • Mailverkehr mit der Zuger Volkswirtschaftsdirektion
  • Mailverkehr mit dem Gewerbeverband des Kantons Zug
  • Arbeitslosenzahlen des Bundesamtes für Statistik
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Pepe
    Pepe, 04.11.2022, 16:13 Uhr

    Viele Stellen sind sicher nicht besetzt, oder ist es nur eine Marketingaktion. Wenn man anruft, bekommen man als Antwort sofort, die Stelle ist schon besetzt, oder man müssen perfekt Deutsch oder Schweizer Deutsch sprechen, vielleicht weil man Ausländer ist? Oder man bekommt nie eine Antwort. Die gefragte Qualifikation sind oft viel zu hoch für relativ einfache Jobs. Was ist los, ist der Arbeitsmarkt gebrochen?

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  • Profilfoto von Peter Luginsland
    Peter Luginsland, 03.11.2022, 09:26 Uhr

    Gibt es im Kanton Zürich keine Arbeitslosigkeit oder ist in er in der Grafik als Schweiz aufgeführt. Was ja durch die schiere Grösse und Wirtschaftskraft eigentlich auch Sinn machen würde.

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