Zuger Regierung und Bundesrat

Neue Informationen zum geheimen Treffen

Die Zuger Regierung akzeptiere, wenn Firmen aufgrund der Sanktionen aus dem Kanton wegziehen, sagt Heinz Tännler. (Bild: zvg)

Im September hat ein geheimes Treffen zwischen der Zuger Regierung und dem Bundesrat stattgefunden. Nun wurden Details des Treffens publik gemacht.

Im September hatte ein geheimes Treffen zwischen der Zuger Regierung und Bundesrat Guy Parmelin stattgefunden. Anwesend waren die Zuger Regierungsräte Martin Pfister, Silvia Thalmann-Gut und Heinz Tännler, sowie Bundesrat Guy Parmelin und Staatssekretärin Helene Budliger Artieda. Die Öffentlichkeit hat jedoch erst im November aufgrund von Recherchen des «Sonntagsblick» davon erfahren. Zum besprochenen Inhalt haben die Beteiligten jedoch Stillschweigen vereinbart. Klar ist: Es ging um die Russland-Sanktionen.

Bund setzte sich international für «Schweizer Wirtschaft» ein

Jetzt hat die Zeitung weitere Details zum Treffen publiziert, basierend auf einer E-Mail-Zusammenfassung, die sie gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz erhalten hat. Diese Dokumente zeigen die Gründe für die Geheimhaltung der besprochenen Inhalte. So gab die Chefin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) Budliger Artieda bei dem Treffen Dinge preis, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen seien. Die Staatssekretärin habe damals erklärt, dass sich der Bund im Kontext der Russland-Sanktionen international im «Interesse der CH-Wirtschaft» einsetzte. Konkret durch die «Aufnahme von Firmenfällen» mit ausländischen Regierungen.

Einfach gesagt hat der Bund also im Ausland interveniert, um die Auswirkungen der Sanktionen für die Schweiz und die ansässigen Unternehmen zu mindern. Gegenüber dem «Sonntagsblick» rechtfertigt sich das Seco: «Da Sanktionen immer auch wirtschaftliche Auswirkungen auf die Staaten haben, welche die Sanktionen erlassen, ist es üblich, dass sich diese Staaten dafür einsetzen, die negativen Auswirkungen auf ihre Wirtschaft so gering wie möglich zu halten», sagt ein Sprecher.

Unklar, für welche Interessen sich die Schweiz eingesetzt hat

Für welche «Interessen» und welche Firmen sich die Schweiz im Ausland konkret eingesetzt hat, will das Seco nicht erklären. Ebenso bleibt unklar, wer das geheime Treffen initiiert hat. Aus der Zusammenfassung gehe aber hervor, dass der Zuger Regierungsrat handelte, weil er sich davor fürchtete, dass aufgrund der Sanktionen Firmen aus dem Kanton wegziehen könnten – insbesondere «im Rohstoffsektor tätige Unternehmen».

Auf Nachfrage der Zeitung sagte Finanzdirektor Heinz Tännler, dass es nicht grundsätzlich um Firmenwegzüge gegangen sei. Die Zuger Regierung akzeptiere, dass international tätige Firmen in Länder ziehen, die diese Sanktionen nicht mittragen. «Wir mussten allerdings feststellen, dass auch Unternehmen betroffen waren, die nicht auf der Sanktionsliste verzeichnet waren», wendete Tännler ein. Gewisse Firmen seien durch die Sanktionen so eingeschränkt gewesen, dass ihr Fortbestand gefährdet gewesen sei. So hätten diese beispielsweise keine Löhne oder Mieten mehr bezahlen können.

«Ein Wegzug aus der Schweiz war denn auch keine Drohung, sondern die letzte Möglichkeit, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern», so Tännler weiter. Tatsächlich seien dann auch einige Firmen weggezogen, manche sogar in EU-Länder. Dies sei der Grund gewesen, weshalb die Zuger Regierung gehandelt habe.

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Manfred Waser
    Manfred Waser, 09.01.2023, 11:04 Uhr

    > «So hätten diese beispielsweise keine Löhne oder Mieten mehr bezahlen können»

    Geht es dabei um die Firma North Stream 1/2? Dann wäre der Zusammenhang mit den Sanktionen und Russland ja schon gegeben? So oder so braucht es in dieser Causa einiges an Aufarbeitung. Die Zuger haben ein Recht darauf zu erfahren, welche Deals der Kanton für den tiefen Steuersatz macht. Ich würde lieber etwas mehr Steuern bezahlen, statt Schurkenstaaten wie Russland oder aus dem mittleren Osten zu unterstützen.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 09.01.2023, 07:50 Uhr

    Soso, beim Bundesrat intervenieren und um Hintertreibung der Sanktionen gegen Kriegsverbrecher betteln? Unglaublich, was für eine ruchlose Regierung die ZugerInnen seit Jahr und Tag wählen.

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  • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
    Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 09.01.2023, 02:38 Uhr

    Dass sich die Regierung für die im Kanton angesiedelten Firmen einsetzt ist auch recht so. Schliesslich bieten diese Firmen im Kanton ansässigen Bürgern Arbeitsplätze. Aufgabe der Regierung ist es, Arbeitsplätze im Kanton zu sichern. Das ist ganz im Sinne der Arbeitnehmer. Wenn die Leute Arbeit haben, dann können sie auch Steuern zahlen. Und im Kanton angesiedelte Firmen zahlen Unternehmenssteuern.

    Da ist überhaupt nichts Anrüchiges daran. Ganz im Gegenteil. Wenn die Regierung des Kantons Zug nicht gehandelt hätte, hätte sie sich dem Vorwurf der Nachlässigkeit ausgesetzt.

    Das solche Themen besser geheim bleiben, weiss man zur Genüge. Es herrscht eine sehr harte internationale Konkurrenz um solche Unternehmen. Alle Länder wollen die Arbeitsplätze und die Steuereinnahmen. Wir wollen doch nicht unserer internationel Konkurrenz unsere Karten auf dem Silbertablett servieren.

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    • Profilfoto von Kommentarschreiber
      Kommentarschreiber, 09.01.2023, 09:01 Uhr

      @Bründler
      In Ihrem Kommentar vermisse ich das Wesentliche: Es geht hier nicht einfach um «harte internationale Konkurrenz» und «solche Themen», sondern um internationale, wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland als Reaktion auf dessen völkerrechtswidrigen Einmarsch in die Ukraine und dem seit fast einem Jahr tobenden Krieg und dessen Konsequenzen. Aber vermutlich liessen Sie diese Tatsache ja bewusst und wohlweislich in gewohnter rechtsbürgerlichen Manier aussen vor.

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    • Profilfoto von Spama Lotto
      Spama Lotto, 09.01.2023, 10:03 Uhr

      «Schliesslich bieten diese Firmen im Kanton ansässigen Bürgern Arbeitsplätze.»
      Stimmt! Es ist erstaunlich, wie sich der Zuger Dialekt ausbreitet und kaum russisch oder englisch gesprochen wird. Auch die Wohnsilos im Aargauer Freiamt sind für die dort «ansässigen Bürger» erstellt worden und nicht für aus dem Kanton Zug vertriebene Familien…
      Das ist also nun die «Perspektive Schweiz» von Economiesuisse, SVP-Bigler und dem Bauernverband!
      Aber wie Sie korrekt schreiben:
      «Das [sic!] solche Themen besser geheim bleiben, weiss man zur Genüge.»

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