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Swiss Steel steckt schon länger in der Krise. Am Freitagmorgen wird bekannt, dass der Konzern alleine in Emmenbrücke 130 Angestellte entlassen wird. zentralplus hat sich in der Kantine auf dem Fabrikgelände umgehört.
Während in den Fabrikhallen bei sengender Hitze in übergrossen Bottichen Schwermetalle eingeschmolzen werden, ist es am Freitagmittag vor der öffentlichen Werkskantine von Swiss Steel in Emmenbrücke eiskalt. Männer in orangen Arbeiteroveralls gehen hier ein und aus. In der Cafeteria trifft zentralplus aber auch Angestellte, die modisch genauso gut zur Redaktion eines Onlinemagazins passen würden. Sie alle haben etwas gemeinsam: Hunger.
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Dass Swiss Steel ein paar Stunden zuvor die Entlassung von Hunderten Angestellten im In- und Ausland – davon 130 in Emmenbrücke – angekündigt hat (zentralplus berichtete), ist den Betroffenen auf den ersten Blick nicht anzumerken.
«An so einem Tag möchte man doch einfach etwas Deftiges, ein Schnitzel mit Pommes Frites, essen», meint eine Reporterin von zentralplus beim lockeren Schwatz vor der Kantine. «Gibts heute leider nicht, dafür aber ein Salatbuffet», witzelt ein Arbeiter. Sprüche klopfen trotz Hiosbotschaft: Muss drinliegen.
«Haben Entlassungen bei Swiss Steel kommen sehen»
zentralplus lässt sich die lockere Stimmung in der Werkskantine erklären. «Wir habens zwar untereinander immer noch gut und halten im Team zusammen. Aber lustig ist das, was hier passiert, sicher nicht», stellt Mitarbeiterin Cindy K.* klar.
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Die Entlassungen bei Swiss Steel hätten hier alle kommen sehen, sagt sie. Seit der letzten Entlassungswelle seien immer wieder Kollegen in Kurzarbeit gewesen. «Ich rechnete eigentlich jeden Tag damit, dass die Meldung kommen würde.»
Genauso wie die Medien seien auch die Angestellten in Emmenbrücke am Freitagmorgen über die bevorstehenden Entlassungen informiert worden. Obwohl sie nicht wirklich überrascht sei, drücke der Entscheid auf die Stimmung, sagt Cindy K.
Swiss Steel steckt in der Krise – die Konkurrenz auch
Verständlicherweise haben nicht alle Lust, in der Mittagspause mit Journalistinnen zu sprechen. «Ich darf und will dazu nichts sagen», sagt ein Mitarbeiter, dem die Situation offensichtlich unangenehm ist. Ein Geschäftspartner des Konzerns meint nur, er hoffe, nichts allzu «Böses» lesen zu müssen. Für ihn ist klar, dass die Krise weit über den Konzern hinausgeht.
Dies bestätigt Cindy K. Auch die Kunden und die direkte Konkurrenz von Swiss Steel hätten mit der schwierigen Situation zu kämpfen. «Das macht die angekündigten Entlassungen nicht weniger schlimm, aber hilft vielleicht, sie besser zu verstehen und zu akzeptieren», sagt sie.
Betroffen sei nicht nur die Stahlindustrie, sondern beispielsweise auch die Automobilbranche. Cindy K. erklärt: «Momentan steckt VW in der Krise, was wiederum auch auf unsere Branche Einfluss hat.»
Ungewissheit belastet Angestellte in Emmenbrücke
«Uns brauchts nach wie vor, davon bin ich überzeugt», sagt Cindy K. «Obs meine Stelle nächsten Frühling noch gibt oder ich meinen Job verliere, weiss ich aber nicht.» Im Dezember, so sei es den Angestellten in Emmenbrücke versprochen worden, sollen weitere Informationen zu den Entlassungen bei Swiss Steel folgen. «Mindestens bis dann bleibt ungewiss, wer gehen muss und wer bleiben darf», sagt sie.
Diese Ungewissheit sei belastend. «Doch wir lassen uns nicht unterkriegen, versuchen uns gegenseitig zu unterstützen», sagt K. Bevor sie ihr Tablett wegräumt, gibt sich Cindy K. nochmals kämpferisch: «Jetzt einfach den Kopf hängenzulassen, bringt nichts.»
*Name der Redaktion bekannt
- Persönliche Gespräche mit Angestellten von Swiss Steel in der Werkskantine in Emmenbrücke
- Menuplan der Werkskantine von Swiss Steel in Emmenbrücke