Lokal an der Baselstrasse

Luzerner «Brooklyn Bar» macht Konkurs – und weiter

Seit kurzem heisst das Lokal an der Baselstrasse 30 «Absacker-Stübli». Ein Schild erinnert noch an die Vergangenheit als «Brooklyn Bar». (Bild: mik)

Während die ehemalige Betreiberfirma der «Brooklyn Bar» – heute «Absacker-Stübli» – in einem Konkursverfahren steckt, befindet sich der aktuelle Geschäftsführer auf Expansionskurs. Er beteuert, mit der früheren Betreiberin nichts zu tun zu haben. Tatsächlich?

Plakate werben für einen baldigen Abend mit dem «Schlagerseppi». Begrüsst wird man auch beim ersten Besuch mit einem freundlichen «Hoi zäme». Die fünf Gäste drinnen reden nicht miteinander. Erst einige Minuten später tut sich etwas im Lokal an der Baselstrasse 30. Zwei Herren setzen sich munter plaudernd mit einem Weisswein an den runden Tisch. Man merkt schnell: der Stammtisch.

Das «Absacker-Stübli» ist eine Beiz, wie man sie auch im heimischen Dorf erwarten würde. Zwar hängen Kabel von der Decke, an der Wand klafft ein Loch in der Holzverkleidung. Doch das tut dem rustikalen Charme keinen Abbruch. Bedient die Servicekraft nicht gerade Gäste, macht sie es sich mit einer Lucky Strike und der Barni-Post am Tisch hinter dir gemütlich.

Konkurs wegen rund 2'200 Franken

Während an der Baselstrasse Beizenidylle herrscht, hat die ehemalige Betreiberin mit Problemen zu kämpfen. Darauf deutet ein Entscheid des Bezirksgerichts WIllisau: Dieses hat ein Konkursverfahren über die 33-Jährige eröffnet. Die vorläufige Konkursanzeige ist am 10. Dezember im Luzerner Kantonsblatt veröffentlicht. Wie das Gericht am Freitagmittag auf Anfrage sagt, ist der Entscheid nicht rechtskräftig. Noch laufe die Einsprachefrist.

Grund für den drohenden Konkurs des Einzelunternehmens sind Forderungen von Gastro Social, der Ausgleichs- und Pensionskasse für Gastronomie und Hotellerie. Diese fordert rund 2'300 Franken von der ehemaligen Betreiberin, wie der Gerichtsentscheid zeigt.

«Uns geht es blendend.»

Martin Krasniqi, Geschäftsführer und Inhaber des «Absacker-Stübli»

Sorgen müssen sich die Gäste an der Baselstrasse jedoch nicht machen. Denn seit April steht eine neue Betriebsgesellschaft hinter dem Lokal. Und auch wenn die Beiz noch mit «Brooklyn Bar» angeschrieben ist und man das namensgebende Bier nach wie vor bekommt, ist die Bar seit Frühling als «Absacker-Stübli» bekannt (zentralplus berichtete).

Die Bar ist auf Expansionskurs

Neu wird die Bar von der im März gegründeten «MDK Gastro & Immobilien AG» betrieben. Das Unternehmen hat seinen Sitz in einem Luzerner Gewerbegebiet, kurz vor dem Seetalplatz. Wo es sich in einem zweistöckigen Flachdachbau den Briefkasten mit 45 weiteren Firmen teilt. Einziges Verwaltungsratsmitglied ist laut dem Luzerner Handelsregister ein Marash Krasniqi – dabei handelt es sich um den «Absacker-Stübli»-Geschäftsführer Martin Krasniqi, wie er auf Anfrage bestätigt.

Vom Konkurs der Vorgängerin dürfe man sich nicht beirren lassen. «Uns geht es blendend», beteuert Krasniqi. Sogar so gut, dass er Anfang Dezember das benachbarte «Pizza Town» übernommen hat. Über dessen Betreiberin, die Pizza Town GmbH, ist im Juni ebenfalls Konkurs eröffnet worden. An der Baselstrasse 28 werden weiterhin Pizza und Pasta angeboten. Und dabei sollen alle auf ihre Kosten kommen: Sowohl vegan, vegetarisch, gluten- und laktosefrei werden die Pizzas künftig angeboten.

Krasniqi rechnet damit, mit dem neuem Angebot vor allem ein jüngeres Publikum anzusprechen. Deshalb werden sich die Preise in einem moderaten Preissegment befinden – obwohl sie extra einen Pizzaiolo aus Kalabrien eingeflogen haben.

Bekannt oder nicht bekannt – das ist die Frage

Kurios bleibt der Konkursfall der ehemaligen Betreiberin trotzdem. Denn zwischen Martin Krasniqi und der vormaligen Inhaberin gibt es enge Parallelen: Laut Gerichts- und Handelsregisterunterlagen wohnen beide an der gleichen Adresse einer Luzerner Stadt. Auf Facebook hat Krasniqi Bilder einer Frau gepostet, die den gleichen Vornamen wie die 33-Jährige trägt. Und der Nachname deutet darauf hin, dass die beiden verwandt sein könnten.

Martin Krasniqi vor der damals neu eröffneten «Brooklyn Bar». (Bild: ida)

Während die ehemalige Inhaberin also keinen Rappen mehr haben soll, ist der bekannte Luzerner Gastronom auf Expansionskurs: Gemäss der Gründungsurkunde der neuen MDK Gastro & Immobilien AG gehören sämtliche 1'000 Namensaktien Krasniqi. Die Einlagebestätigung der Luzerner Kantonalbank über 100'000 Franken stammt vom März. Das zeigen die Unterlagen, die auf dem Luzerner Handelsregister einsehbar sind.

Die Parallelen zwischen ihm und der vormaligen Betreiberin erklärt Martin Krasniqi mit dem Zufall. Er wohne in einem Wohnblock. Mit der vorgängigen Betreiberin habe er aber nichts zu tun. Besonders glaubwürdig ist die Aussage nicht. Zu der Zeit, als der Frau der Betrieb gehört hat, hat er dort gewirtet und sogar gegenüber zentralplus Auskunft gegeben (zentralplus berichtete).

Die 33-Jährige war jedenfalls für eine Stellungnahme nicht auffindbar. Ob tatsächlich zwei Frauen mit demselben Namen am selben Ort wohnen, beantwortet die Verwaltung der betroffenen Stadt mit Verweis auf den Datenschutz nicht. Den Gästen im «Absacker-Stübli» dürfte das alles einerlei sein. Sie freuen sich am Freitag auf den Abend mit «Schlagerseppi».

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Urs Renggli, Chef Gastgewerbe und Gewerbepolizei
  • Telefonat mit Christian Renggli, Informationsbeauftragter Kantonsgericht Luzern
  • Unterlagen aus dem Luzerner Handelsregister
  • Medienarchiv von zentralplus
  • Augenschein vor Ort
  • Telefonat mit Martin Krasniqi
  • Entscheid im Verfahren 1C4 22 801 am Bezirksgericht Willisau
  • Telefonat und schriftlicher Austausch mit einer Stadtverwaltung im Kanton Luzern
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Renato
    Renato, 18.12.2022, 17:17 Uhr

    Richtig konkurs machen kann auch reich machen ……

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  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 18.12.2022, 07:38 Uhr

    Nun als ich vor Jahren in ZH Arbeitete ,ein Ehepaar, führte ein Lokal, leider bis zum Konkurs nach nur 3 Jahren,… Er hatte das Patent es lief über ihn ,bekam ich und all die anderen keinen Roten Rappen… nur den Rausschmiss,,, Nun machte SIE das Patent und ab nach Rorschach, dort Eröffnete sie ein Speiselokal auf ihren Namen ja und wir konnten nichts machen. Wie sie sich noch herausstellte Zahlte Er ein Jahr meine AHV nicht ein.

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