Luzerner Betriebe erhalten alleine im März eine halbe Million
Die Schweizer Berghilfe unterstützt auch Bauern im Kanton Luzern. (Bild: Symbolbild: LID)
Luzerner Betriebe rund um das Napfgebiet, das Entlebuch und den Pilatus sowie Weggis und Vitznau profitieren seit Jahren von der Unterstützung der Schweizer Berghilfe. Im März floss eine überdurchschnittlich hohe Summe.
Wie gebirgig der Kanton Luzern in manchen Gegenden ist, geht gerne vergessen. An den Unterstützungsbeiträgen der Schweizer Berghilfe an Luzern lässt sich ablesen, dass hier eine nicht geringe Menge an Unternehmen unter erschwerten Bedingungen in Bergregionen wirtschaften müssen.
So hat die Schweizer Berghilfe allein im März 485’500 Franken in den Kanton Luzern ausgeschüttet. Mit diesen Unterstützungsbeiträgen steht Luzern auf Rang drei im Kantonsranking von all jenen, die im März aus dem Gesamttopf von 3,5 Millionen Franken Unterstützung beziehen.
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Solarprojekte schenken in Luzern derzeit besonders ein
Wie Kilian Gasser von der Medienstelle der in Adliswil ZH ansässigen, aber schweizweit aktiven Schweizer Berghilfe auf Anfrage sagt, habe der Verein soeben Beiträge an die fünf der letzten in einem Impulsprogramm eingereichten Solarprojekte aus Luzern beschlossen. Deswegen würden die Ausschüttungen derzeit das übliche Mass für Betriebe in Luzern übertreffen.
«Der Fokus auf die Solarenergie war mit dem Impulsprogramm ‹Solar› bewusst gewählt», so der Mediensprecher, «denn die Betriebe in den Berggebieten in den Sektoren Landwirtschaft, Gewerbe und Tourismus können dank der sonnenexponierten Lage ganzjährig viel Strom produzieren.» Entsprechend habe die Schweizer Berghilfe die diesbezüglichen Gesuchseingaben von April 2023 bis Ende Dezember 2024 über ein vereinfachtes Verfahren ermöglicht.
Weil sie wirtschaftlich gleich doppelt profitieren können, nutzten zahlreiche Betriebe aus dem Kanton Luzern diese Chance denn auch. Denn dank der Solaranlagen können Klein- und Kleinstunternehmen einerseits ihre Energiekosten senken und andererseits durch den Verkauf von überschüssigem Strom zusätzliche Einnahmen generieren.
Die Stiftung leistet nach Beendigung des Solarprogramms weiterhin Unterstützung für den Bau von Solaranlagen, wenn die Eigenmittel, Fördergelder und Fremdmittel für die Investition nicht ausreichen. Dazu können die Kleinbetriebe jederzeit ein Gesuch im regulären Verfahren einreichen.
Gelder sind ausschliesslich für Hilfe zur Selbsthilfe reserviert
Die Kriterien für Bergregionen mit entsprechend schwierigen Bedingungen werden im Kanton Luzern in mehreren Regionen erfüllt. Kilian Gasser erwähnt das Napfgebiet, die Pilatusregion, das Entlebuch oder die Hänge oberhalb Weggis und Vitznau, wo vor allem Landwirte, aber auch andere Gewerbetreibende inklusive der Tourismusbranche ihr Einkommen unter erschwerten Bedingungen erwirtschaften müssen.
Gasser betont allerdings, dass die Berghilfe vor allem Hilfe zur Selbsthilfe biete. Das heisst, die Betriebe müssen aus eigener Initiative Gesuche stellen, die entweder aus Landwirtschaft, Tourismus, Gewerbe, Wald und Holz, Energie, Bildung und Gesundheit stammen. Mit anderen Worten: Der Berghilfe geht es stets um nachhaltige Strukturförderung mit unternehmerischem Ansatz.
Gut etablierte Institution bei Luzerner Kleinbetrieben
Aus dem Selbstverständnis und den Aktivitäten der Schweizer Berghilfe heraus versteht es sich, dass die Stiftung keine aktuelle Kenntnis darüber hat, wie viele landwirtschaftliche, gewerbliche und touristikorientierte Betriebe es im Kanton Luzern im Berggebiet insgesamt gibt.
Aber die Berghilfe scheint im Kanton Luzern eine bestens bekannte Institution zu sein. So hat sie in den vier Betriebsjahren 2020 bis 2023 knapp 10,5 Millionen Franken an insgesamt 250 Projekte von Luzerner Betrieben weitergeben können. Was einer Ausschüttung von 42’000 Franken pro gesuchstellendem Betrieb entspricht.
Aktivitäten der Berghilfe sind gut dokumentiert
Weil die Organisation spendenfinanziert ist, legt sie aus Transparenz- und Glaubwürdigkeitsgründen auch laufend Rechenschaft ab über Wirksamkeit und Erfolg ihrer Tätigkeit. Schliesslich haben die Spender ein Interesse daran, zu erfahren, wohin ihr Geld fliesst.
So unterstützte die Berghilfe beispielsweise die Genossenschaft Entlebucher Kräuter 2009 bei der Anschaffung einer Teebeutelmaschine und kürzlich erneut beim Ersatz einer Luftentfeuchtungsanlage.
Weiter gab es auch Hilfe für die Realisation eines neuen Flowtrails für Mountainbiker der Sportbahnen Marbachegg. Dieser soll den Sportbahnen helfen, damit sie Touristen nicht nur mit einem Winter-, sondern auch einem Sommerangebot erreichen können.
Automatisierter Laufstall für Kühe ermöglicht Ausbau der Reitschule
Als drittes Projekt erwähnt Kilian Gasser den mit Unterstützung der Schweizer Berghilfe erstellten neuen Laufstall auf dem Steinhuserberg. Für die Milchkühe einer Entlebucher Familie sei dank eines Melkroboters und Futterautomaten neu Selbstbedienung angesagt.
Der neue, teils automatisierte Laufstall ermögliche es der Familie, ihre Reitschule auszubauen. Fernziel sei es, dereinst ganz auf diesen Reitbetrieb setzen zu können.
Nur unternehmerisch aktive Betriebe werden unterstützt
Wie Kilian Gasser ausführt, bewegen sich die Gesuchsanfragen aus dem Kanton Luzern seit Jahren auf einem ähnlich hohen Niveau. Wesentlich sei nicht nur, dass ein Projekt unterstützungswürdig sei. Sondern auch, dass der Betrieb selber in der Lage sei, zu investieren.
Die Berghilfe unterstützt diese Initiative dann einfach mit zusätzlichen finanziellen Mitteln. «Die Schweizer Berghilfe deckt bei Erfüllung der Prüfungskriterien den Restfinanzierungsbetrag mit einem A-fonds-perdu-Beitrag», erläutert die Medienstelle der Schweizer Berghilfe.
Da die Gesuchsteller bewusst investieren würden, würden sie in der Regel auch alles daran setzen, dass eine Wirkung erzielt werden könne, führt Kilian Gasser aus. Solange es Spender gibt, die die strukturschwachen Bergregionen unterstützen wollen und solange in den Bergregionen genügend unternehmerischer Geist herrscht, dürfte der Schweizer Berghilfe die Arbeit nicht ausgehen. Auch im Kanton Luzern nicht.
Redaktor bei zentralplus mit Themen-Schwerpunkten Politik und Kultur. Hat an der Universität Zürich Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie studiert. Als ehemaliger Triathlet nach wie vor begeisterter Läufer, Rennradfahrer und Schwimmer.