Kündigungen trotz Hilfe – so rechtfertigt sich Swiss Steel
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Swiss Steel entlässt definitiv 50 Angestellte. Das gab das Unternehmen nach Ende des Konsultationsverfahrens bekannt. Wieso, obwohl der Staat Hilfe verspricht? Ging es nicht anders? Das Vorgehen löst Fragen aus.
Die Swiss Steel schliesst das Konsultationsverfahren für den Standort Emmenbrücke ab. Sie baut nach wie vor 130 Stellen ab. Die Swiss Steel habe die Kündigungen jedoch aufgrund von Gesprächen mit der Personalkommission und Sozialpartnern von 80 auf maximal 50 reduziert. Das teilte das Unternehmen am Dienstagabend mit (zentralplus berichtete).
Eigentlich haben National- und Ständerat aber im Dezember 2024 Hilfe für die Schweizer Stahlwerke beschlossen, um Schliessungen und Entlassungen weitgehend zu verhindern. Wieso entschliesst sich Swiss Steel dennoch zu diesem Schritt? zentralplus hat beim Stahlkocher nachgefragt. Das Unternehmen gibt sich bei den schriftlichen Antworten jedoch zurückhaltend.
zentralplus: In der Mitteilung vom Dienstag heisst es, für eine Einschätzung des politischen Entscheids, eine temporäre Reduzierung der Netzentgelte zu gewähren, sei es noch zu früh. Beide Kammern sprachen sich für die Hilfe aus, die Bedingungen sind klar, wenn auch noch nicht die genaue Umsetzung – weshalb ist es noch zu früh für eine Einschätzung?
Swiss Steel: Zum jetzigen Zeitpunkt kennen wir die final ausgearbeitete Verordnung zur Entlastung bei den Netzgebühren nicht, somit ist es für eine abschliessende Bewertung zu früh.
zentralplus: Warum konnte der Stellenabbau nicht aufgeschoben werden, bis weitere Klarheit herrscht? Stahl Gerlafingen zum Beispiel will vorerst auch auf Kündigungen verzichten.
Swiss Steel: Wir haben eine unternehmerische Verantwortung, die Steeltec auf eine sich verändernde Marktnachfrage und für die zukünftigen Anforderungen aufzustellen. Zum jetzigen Zeitpunkt kennen wir die Auflagen der Verordnung zur Entlastung bei den Netzgebühren nicht, somit ist es für eine abschliessende Bewertung zu früh. Wie bereits mehrfach kommuniziert, wäre die Entlastung der Netzkosten einer von vielen Bausteinen, der dazu beiträgt, die wirtschaftliche Grundlage des Unternehmens zu stärken.
zentralplus: Was halten Sie generell von der temporären Reduzierung der Netzentgelte? Reicht die Massnahme, um die Stahlindustrie zu unterstützen?
Swiss Steel: Die Abgaben für Netzkosten stellen für uns eine signifikante Belastung dar, die unsere Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich beeinträchtigt. Insbesondere führt die Winterstromreserve in der Schweiz zu zusätzlichen Kosten in Millionenhöhe für die gesamte Industrie. Diese Belastungen erschweren es, auf internationaler Ebene gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten – ein zentraler Faktor für eine nachhaltige Wirtschaftstätigkeit in der Schweiz. Darum fordert die Swiss Steel Group keine Subventionen, sondern gleiche Rahmenbedingungen im internationalen Wettbewerb. Denn sie sind eine entscheidende Grundlage für die nachhaltige Weiterentwicklung der Swiss Steel Group.
zentralplus: Welche Rolle spielen die Bedingungen, die an die Entlastung geknüpft sind? Zum Beispiel, dass Unternehmen Standortgarantien abgeben, nachhaltige Investitionen vornehmen und auf Dividenden verzichten sollten?
Swiss Steel: Wir haben die Bedingungen, wie sie von National- und Ständerat formuliert wurden, zur Kenntnis genommen. Um sie abschliessend bewerten zu können, sind wir auf die ausgearbeitete Verordnung angewiesen.
zentralplus: Es entsteht der Eindruck, die Unterstützungsmassnahmen hätten keinen Einfluss auf die Entscheidung von Swiss Steel, die Kündigungen würden so oder so durchgezogen. Auch seitens der Gewerkschaften wird dieser Vorwurf laut. Was sagen Sie dazu?
Swiss Steel: Wir haben eine unternehmerische Verantwortung, die Steeltec auf eine sich verändernde Marktnachfrage und für die zukünftigen Anforderungen aufzustellen. Diese Verantwortung nehmen wir unter der Berücksichtigung der aktuell geltenden Rahmenbedingungen wahr. Eine potenzielle Netzentgeltentlastung ist unabhängig von marktseitigen Veränderungen.
zentralplus: Die Unternehmen, die die Entlastungsmassnahmen annehmen möchten, müssen entsprechende Gesuche bis spätestens Ende Mai einreichen. Wird das Swiss Steel tun?
Swiss Steel: Zum jetzigen Zeitpunkt kennen wir die ausgearbeitete Verordnung zur Entlastung bei den Netzgebühren nicht, somit ist es für eine abschliessende Bewertung zu früh.
zentralplus: In der Mitteilung heisst es, dass mittels der «Nutzung von Fluktuationseffekten sowie Anpassungen von Organisationsstrukturen» die Kündigungen reduziert werden konnten. Weshalb gelingt keine Umstrukturierung ohne Kündigungen?
Swiss Steel: Die natürliche Fluktuation und die Anpassung der Organisationsstrukturen reicht nicht gänzlich aus, um die 130 Stellen abzubauen, deshalb sind maximal 50 Kündigungen notwendig.
zentralplus: Laut den Gewerkschaften wäre ein Stellenabbau ohne Kündigungen aber durch Frühpensionierungen und natürliche Fluktuation bis Ende 2026 möglich.
Swiss Steel: Wir nehmen die Einschätzung der Gewerkschaften zur Kenntnis und äussern uns nicht über weitere Details zu den Ergebnissen des Konsultationsverfahrens.
- Schriftlicher Austausch mit Medienstelle von Swiss Steel
- Medienmitteilung der Swiss Steel
- Beschluss des Nationalrats zu den Überbrückungshilfen für die Stahlindustrie