Luzern: Das können Sie gegen zu hohe Prämien tun

Krankenkassen: 2000 Stutz sparen in zehn Minuten

Schmerzen tut’s vielen Luzernern im Portemonnaie. Denn die Krankenkassenprämien werden immer teurer.

(Bild: Fotolia/Montage: zentralplus)

Jahr für Jahr werden die Krankenkassenprämien teurer. Im Kanton Luzern um fast 4 Prozent – die Jungen trifft es noch härter. Viele Versicherte scheuen einen Wechsel. Dabei lässt sich damit viel Geld sparen, und das innert weniger Minuten. zentralplus liefert Ihnen die wichtigsten sieben Fragen und Antworten.

 

«Die Jungen werden geschröpft», «Junge mit hoher Franchise zahlen am meisten drauf», «Familien und Junge trifft es am stärksten» – so titelten Schweizer Medien, als Ende September der neuste Prämienanstieg bei den Krankenkassen bekannt wurde.

Kein Wunder. Denn die Prämien steigen Jahr für Jahr. Im Schweizer Durchschnitt per 2017 um 4,5 Prozent. Der Kanton Luzern liegt mit 3,8 Prozent zwar etwas darunter. Mit einer Durchschnittsprämie für Erwachsene ab 26 Jahren von 402 Franken (bei einer Franchise von 300 Franken) ist er in der Zentralschweiz aber der teuerste Kanton.

Bei den Jungen steigen die Prämien sogar stärker an, in Luzern um 4,4 Prozent. Warum, weiss Comparis-Experte Felix Schneuwly: «Weil Kassen für gute Risiken wie junge, gesunde Kunden mehr in den Risikoausgleichs-Topf zahlen müssen und weil Junge häufiger zum Arzt gehen als früher.»

Da stellen sich für viele Versicherten die Frage: Soll ich meine Krankenkasse wechseln? Wir haben mit Schneuwly die wichtigsten Punkte eines Wechsels diskutiert. Für unsere Berechnungen gehen wir von einem 26-jährigen Luzerner aus, der bei der Visana versichert ist.

1) Lohnt sich ein Krankenkassenwechsel überhaupt?

Meistens schon. In unserem Fall zahlt der Luzerner bei Visana ab nächstem Jahr monatlich 460 Franken für die Grundversicherung. Bei der günstigsten Kasse, der Atupri, gibt es das Telmed-Modell für 312 Franken – dabei muss der Versicherte vor jedem Arztbesuch telefonisch seine Krankenkasse kontaktieren. Pro Jahr ergibt das ein Sparpotenzial an Prämien von fast 1900 Franken.

2) Ist ein Krankenkassenwechsel aufwendig?

Nein. Mit Vergleichsportalen wie swupp.ch oder comparis.ch lässt sich dies in zehn Minuten erledigen. Sie geben Ihre Postleitzahl, Ihre jetzige Versicherung, Ihren Jahrgang, Ihre gewünschte Franchise sowie das jeweilige Modell an (Telemed, Hausarzt oder HMO, siehe Frage 5) an. Schon werden die günstigsten Varianten gezeigt. Bei comparis.ch werden nicht nur die Preise angezeigt, sondern kann auch die Kundenzufriedenheits-Note. Jetzt wählen Sie Ihre neue Wunsch-Krankenkasse aus. Von dieser können Sie gleich eine Offerte bestellen und für Ihre alte Krankenkasse gibt es einen vorformulierten Brief für die Kündigung. Das war’s dann auch schon!

Luzerner, 26-jährig, Visana-Kunde: So sieht das Ergebnis unseres Vergleichs bei comparis.ch aus.

Luzerner, 26-jährig, Visana-Kunde: So sieht das Ergebnis unseres Vergleichs bei comparis.ch aus.

3) Ist eine günstigere Krankenkasse schlechter?

Nein. Als Kunde haben Sie die Möglichkeit, jedes Jahr zu wechseln. Das möchte Ihr Anbieter natürlich nicht und deshalb ist für alle Krankenkassen der Druck hoch, dass sie Ihnen auch einen guten Service bieten. Es ist auch möglich, dass Sie bei Ihrem Hausarzt bleiben können, sofern dieser auf dem Hausarztmodell (Erklärung folgt in Frage 7) der neuen Krankenkasse aufgelistet ist. Zum Angebot der Atupri etwa sagt Schneuwly: «Die günstigen Prämien von Atupri sind korrekt berechnet und wie alle anderen Prämien auch vom Bundesamt für Gesundheit genehmigt worden.»

4) Was ist der Unterschied zwischen einer Grundversicherung (KVG) und einer Zusatzversicherung (VVG)?

Die Grundversicherung ist bei allen Krankenkassen gleich und deren Leistung vom Bund festgelegt. Es macht also nicht wirklich Sinn, hier mehr zu bezahlen, wenn Sie am Schluss die gleiche Leistung bekommen. In die Grundversicherung fallen grundsätzlich alle medizinisch wirksamen, zweckmässigen und wirtschaftlichen Untersuchungen und Behandlungen beiner Krankheit, Mutterschaft und Unfall, falls die obligatorische Unfallversicherung nicht via Arbeitgeber abgeschlossen ist.

Die Zusatzversicherung ist, wie der Name schon sagt, eine zusätzliche Leistungsversicherung on top, welche mehr Komfort bietet. Dazu gehören zum Beispiel alternative Heilmethoden, chinesische Massagen oder die freie Arztwahl. 

Es ist möglich, dass Sie Ihre Grundversicherung und Ihre Zusatzversicherung bei unterschiedlichen Krankenkassen haben. Sie sollten allerdings die alte Zusatzversicherung erst künden, wenn Sie eine Bestätigung für Ihre neue Zusatzversicherung haben. Denn je nach Gesundheitszustand können Sie sonst gar keine Zusatzversicherung mehr abschliessen – oder je nach Angaben bei der Gesundheitsbefragung werden Versicherungsleistungen ausgeschlossen. Im Gegensatz zur Grundversicherung besteht für den Versicherer kein Aufnahmezwang von Kunden und die Prämien steigen.

5) Was ist eine Franchise? Wie hoch soll die sein?

Die Franchise ist jener Teil, welche Sie innerhalb eines Jahres selber zahlen müssen für Ihre Gesundheitskosten. Je tiefer Ihre Franchise (zum Beispiel 300 Franken), desto höher sind Ihre Prämien. Ein Beispiel: Wenn Sie 500 Franken Gesundheitskosten in einem Jahr ausgelöst haben, dann zahlen Sie als erstes mal die 300 Franken Franchise. Für alles was darüber geht, zahlen Sie nur noch 10 Prozent Selbstbehalt bis zum Jahresmaximum von 700 Franken, also im konkreten Fall 20 Franken. Mit einer Maximalfranchise von 2500 Franken bezahlen Sie die gesamten 500 Franken selber, und im schlechtesten Fall weitere 2000 Franken plus 700 Franken Selbstbehalt, also maximal 3200 Franken selber. Es lohnt sich also, den Prämienrabatt auf Wahlfranchisen bis Ende Jahr auf die Seite zu legen, damit man das Geld hat, wenn man doch zum Arzt oder ins Spital muss.

Der Selbstbehalt beträgt bei allen Krankenkassen höchstens 700 Franken im Jahr. Wenn Sie ein teures Jahr mit hohen Gesundheitskosten hinter sich haben, dann zahlen Sie maximal Folgendes:

300 Franken Franchise + 700 Franken Selbstbehalt = 1000 Franken.

2500 Franken Franchise + 700 Franken Selbstbehalt = 3200 Franken.

Bei jungen, gesunden Menschen empfiehlt sich eine hohe Franchise. Man geht davon aus, dass bei Arztkosten von weniger als 1700 Franken im Jahr die höchste Franchise (2500 Franken) gewählt werden soll. Der Rabatt beträgt maximal 1540 Franken.

6) Bis wann muss ich die alte Krankenkasse kündigen?

Mitte Oktober wissen Sie von Ihrer jetzigen Krankenkasse wie hoch die Prämien im Jahr 2017 sein werden, respektive wie viel teurer Ihre jetzige Versicherung wird. Dann haben Sie bis Ende November Zeit, zu vergleichen und allenfalls Ihrer alten Krankenkasse zu kündigen. Bis Ende Jahr müssen Sie dann die neue Versicherung abgeschlossen haben. Sie können auch beides gleichzeitig machen. Die neue Kasse darf Sie erst aufnehmen, wenn die alte den Austritt bestätigt hat. Bei fristgerechter Kündigung – sie muss am 30. November bei der alten Kasse sein, es gilt nicht der Poststempel – müssen Sie bis Ende Jahr auch alle Rechnungen (Prämien und Kostenbeteiligungen) bezahlt haben, damit die Kündigung gültig ist.

7) Wie kann ich noch mehr sparen?

Nebst einem Wechsel der Krankenkasse oder dem Anpassen der Franchise gibt es noch eine weitere Möglichkeit, Geld zu sparen: durch die Wahl eines Alternativen-Versicherungsmodells. Mit diesen Modellen schränken Sie Ihre freie Arztwahl ein, folgen den Empfehlungen, ohne auf medizinische Leistungen zu verzichten. Dazu gehören:

  • Teleme-Modell: Hier verpflichten Sie sich, dass Sie jedes Mal auf eine medizinische Hotline anrufen, bevor Sie zum Arzt oder ins Spital gehen (siehe oben). Die Versicherung will damit verhindern, dass ihre Kunden wegen kleinen Bagatellen unnötige Kosten verursachen.
  • Hausarztmodell: Hier gehen Sie bei einer Beschwerde immer zuerst zu Ihrem Hausarzt.
  • HMO-Modell: Dieses ist ähnlich wie das Hausarztmodell. Bei einer Beschwerde gehen Sie zuerst zu Ihrer HMO-Praxis, was eine Gruppenpraxis ist, wo neben Allgemeinärzten meist auch Fachärzte und Therapeuten tätig sind.

Fazit: Ein Krankenkassenwechsel birgt kaum Risiken – einzig bei der Zusatzversicherung sind genauere Abklärungen zwingend. In unserem Beispiel kann der junge Luzerner bei einem Wechsel fast 1900 Franken sparen. Pro Jahr. Kein schlechter Lohn für ein paar Minuten Aufwand. Und ein schöner Zustupf an die nächsten Ferien, das neue Auto – oder ganz einfach als Reserve auf dem Bankkonto.

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