Kiesabbau in Menzingen auf Vorrat

Kibag will Grube in Moränengebiet unüblich lang betreiben

Das Kieswerk in Betlehem in Edlibach. Das Abbaubegiet befindet sich östlich davon. (Bild: Markus Mathis)

Die Abbaubewilligung für die Kiesgrube Betlehem in Menzingen läuft aus – die Betreiberin möchte sie nun unüblich lange verlängern. Das scheint eine Formsache zu sein – dabei steht die umstrittene Erweiterung des Abbaugebiets noch immer im Raum.

Kies ist ein Thema, das im Kanton Zug bewegt. Weil viel gebaut wird und weil es darum viel Kies braucht. Und weil sich viel davon in der Moränenlandschaft von Neuheim und Menzingen befindet. Die oft mit einem Baum bepflanzten Hügel stehen sinnbildlich für ein spezifisches Zuger Heimatgefühl, für die Identifikation mit der typischen Landschaft.

So hat es denn auch in der Vergangenheit erbitterte Auseinandersetzungen gegeben um den Kiesabbau in diesem Gebiet. Das Landschaftsbild ist mittlerweile gesetzlich geschützt.

Nun beantragt die Kibag Kies Edlibach AG, welche die Kiesgrube Menzingen-Betlehem betreibt, eine Verlängerung der Abbaubewilligung bis 2044 – und die Baudirektion will sie ihr gewähren. Die Unterlagen liegen derzeit beim Kanton und der Gemeinde zur öffentlichen Einsicht auf.

Das ist interessant, denn zum einen reichen die derzeit zum Abbau freigegebenen Kiesvorräte gemäss kantonalen Berechnungen gar nicht so lange. Zum anderen hat die Gemeinde Cham es kürzlich geschafft, das Projekt einer neuen Kiesgrube im Naherholungsgebiet Hatwil-Hubletzen vorderhand zu stoppen (zentralplus berichtete).

Kein Zusammenhang mit Hatwil

Wird also in Menzingen mehr Kies abgebaut, weil es in Cham nicht möglich ist? Baudirektor Florian Weber (FDP) dementiert: «Nein, das hat keinen Zusammenhang.» Es gehe im vorliegen Fall nicht um eine Vergrösserung des Abbaugebiets. Die Kibag habe in Bethlehem noch bewilligte Kiesreserven, anschliessend müsse die Kiesgrube renaturiert werden. «Die Befristung und anschliessende Verlängerung der Abbaubewilligung gehört zum Standardablauf bei Kiesgruben.»

In der Tat will die Kibag in Betelehem noch gut sieben Jahre lang Kies abbauen – 986'000 Kubikmeter lassen sich am Standort gewinnen. Dann soll die Grube laut Gesuch während fast 20 Jahren wieder aufgefüllt werden. Rund 3,5 Millionen Kubikmeter Aushubmaterial passen in die Grube. Anschliessend soll das Gelände während zweier Jahre renaturiert werden.

Von einem Abbau bis ins Jahr 2040 war bereits 2009 die Rede gewesen, als die Bewilligung letztmals erneuert worden war. Auch André Bircher, Kibag-Regionalleiter Zentralschweiz, sagt, es habe sich gegenüber der Vergangenheit nichts geändert. Die jährlichen Abbaumengen würde man aufgrund der Baunachfrage schätzen.

Nachfrage nach Kies brach extrem ein

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Die abgebauten Kiesmengen im Kanton schwankten in den letzten Jahren enorm. Das geht aus dem im vergangenen Mai veröffentlichten kantonalen Kiesbericht hervor. Der Kanton Zug kalkuliert in seinen Planungen mit jährlich 400'000 Kubikmetern abgebautem Kies. Der langjährige Durchschnitt liegt bei rund 450'000 Kubikmetern. In den 2010er-Jahren wurde aber meist mehr Kies verkauft – 2017 etwa 576'000 Kubikmeter.

Seit 2018 ist die Nachfrage aber richtiggehend eingebrochen – 2020 wurden nur noch 290'000 Kubikmeter abgebaut.

Das bestehende Kiesabbaugebiet soll erweitert werden. Dagegen wehrte sich ALG-Präsidentin Marianne Aepli. (Bild: pbu)

Pro-Natura-Zug-Präsident André Guntern sagt, dass die Verlängerung der Abbaubewilligung für seinen Verband «eigentlich nicht relevant ist». Die Bewilligung gelte zwar für einen unüblich langen Zeitraum. Normalerweise würden sie auf 10 Jahre hinaus erteilt. Aber mit der Verlängerung erfolge keine materielle Änderung für den Kiesabbau.

Erweiterung der Grube nicht rechtskräftig

Eine solche steht aber im Raum. Denn der Kanton möchte den Abbauperimeter in Betlehem erweitern, um einen «Kiesnotstand» in Zug zu verhindern. Dagegen opponierten im Jahr 2015 Naturschützer und Alternative (zentralplus berichtete).

Weil der vorgeschriebene Moränenschutz in der Vorlage vergessen ging, hatte die ALG-Menzingen mit einer Einsprache Erfolg und die Pläne mussten zwei Jahre später erneut aufgelegt werden. «Die Bewilligung für die ‹Arrondierung› gemäss Kieskonzept – also die letztmalige Erweiterung – ist immer noch nicht rechtskräftig», stellt Guntern klar.

Verwendete Quellen
  • Auskünfte von Baudirektor Florian Weber und André Guntern
  • Telefonat mit Kibag
  • Ausschreibung im Amtsblatt
  • Kiesbericht 2020
  • Archivrecherche
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon