Schweizer Jugendherbergen im Tief

Jugis bläst rauer Wind entgegen

Bewilligt Die Jugendherberge in Zug: Hier spürt man nicht viel von den ausbleibenden Gästen. (Bild: SJH)

Leere Betten, verwaiste Aufenthaltsräume und gelangweiltes Personal: Die Jugendherbergen der Zentralschweiz hatten es schwer. Im Jahr 2015 kamen ein Viertel weniger deutsche und knapp 20 Prozent weniger asiatische Touristen nach Zug und Luzern. Hat das Modell «Jugendherberge» ausgedient?

Die Zahlen vom Bundesamt für Statistik (BFS) sprechen eine deutliche Sprache: Über sieben Prozent weniger Übernachtungen wurden im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr in den Jugendherbergen der Toursimusregion Luzern – Vierwaldstättersee gebucht. Und damit steht diese Region im schweizweiten Vergleich sogar noch gut da.

Die Tourismusregion Zürich (dazu gehört auch Zug) verbucht ein Minus von knapp zwölf Prozent. Die Gesamtschweiz verzeichnet einen Rückgang von 15 Prozent, vergleicht man bloss die gebuchten Übernachtungen in den Jugendherbergen.

Das ist alles nicht so schlimm

Diese Zahlen sind aber mit Vorsicht zu geniessen, wie wir von Tanja Arnold, Mediensprecherin der Schweizer Jugendherbergen (SJH), lernen. Gemäss ihren Aussagen scheint die Lage bei den Youth Hostels in Luzern, Zug und Seelisberg nicht ganz so dramatisch zu sein: «Unsere Betriebe in der Region Luzern – Vierwaldstättersee verbuchten einen Rückgang von 1,6 Prozent.»  

Die Jugendherberge in Luzern an der Sedelstrasse.

Die Jugendherberge in Luzern an der Sedelstrasse.

(Bild: SJH)

Wie lässt sich der Unterschied zwischen den Zahlen des Bundesamtes und denjenigen der SJH erklären? Tanja Arnold erklärt: «Wir, die SJH, weisen in unseren Zahlen 46 Eigenbetriebe aus – inkl. Schaan Vaduz im Fürstentum Liechtenstein.» Das Bundesamt weise 51 Betriebe aus – exklusiv Schaan Vaduz, aber inklusive Franchisebetriebe. Konkret bedeutet das: Beim BFS zählt man zusätzlich andere Betriebe dazu, die offenbar massiv schlechter laufen.

Welche das sind, kann Lisa Joly, Mediensprecherin des BFS, nicht sagen: «Wir haben keine Angaben über die spezifische Einteilung der Betriebe und werten diese auch nicht feiner aus.» Die Daten würden vom BFS ausschliesslich auf Ebene der Tourismusregionen publiziert. «Einzelne Daten dürfen wir aufgrund des Datenschutzes nicht herausgeben», so Joly.

Sündenböcke Eurokurs und Schnee

Der Grund für den Rückgang ist gemäss Bundesamt und «Jugis» beim Eurokurs zu verorten. Den Logiernächterückgang führt Tanja Arnold aber auch auf die schlechten Schneeverhältnisse zum Winterbeginn 2015 zurück.

«Mit einem Minus von 21 Prozent verzeichneten wir einen Logiernächterückgang von Gästen aus dem Euroraum», so Arnold. Der Schweizer Gast habe den SJH im 2015 jedoch die Treue gehalten. Deswegen ist man bei den «Jugis» guter Dinge. Vom «Auslaufmodell Jugendherberge» will man nichts wissen: «Mit einem Auf- und Ausbau unserer Produkte und Leistungen basierend auf den Erkenntnissen unserer Gästebedürfnisse blicken wir positiv ins 2016», sagt Arnold.

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