Tourismus in Luzern

«Irgendwann geht es an die Substanz»

Trotz starkem Franken bleibt Luzern ein beliebtes Touristenziel. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Was die Logiernächte angeht, steht Luzern erstaunlich gut da, obwohl die Preise etwa gegenüber dem Sütdirol 30 bis 40 Prozent höher sind. Dahinter steckt laut Tourismusdirektor Marcel Perren eine «Positivspirale». Er erwartet einen guten Tourismussommer für Luzern – für andere Destinationen in der Zentralschweiz sieht es allerdings düster aus.

Die Aufhebung der Eurountergrenze Mitte Januar hat die Tourismusbranche ins Zittern gebracht. Die ganze Region werde wegen fehlender «Eurogäste» leiden, hiess es. Nun scheint alles anders zu sein: Der Februar hat rekordverdächtig viele Logiernächte gebracht.

Gegenüber dem Vorjahr gab es in der Region Luzern/Vierwaldstättersee ein Plus an Logiernächten von 36’000, was einer Zunahme von satten 17,8% entspricht (zentral+ berichtete). Deshalb wollte zentral+ vom Tourismusdirektor Marcel Perren wissen, wie es nun tatsächlich um den Tourismus in Luzern steht.

zentral+: Fast 18 Prozent mehr Gäste im Februar: Das verstehen viele Leute nicht angesichts der Frankenstärke. Sie auch nicht?

Marcel Perren: In dem Ausmass war das tatsächlich nicht zu erwarten. Wenn man nur die Stadt Luzern betrachtet, hatten wir sogar einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent, also 16’000 Logiernächte mehr. Das ist überdurchschnittlich gut.

zentral+: Haben Sie eine Erklärung dafür?

Perren: Es hat damit zu tun, dass der Februar 2014 nicht so gut war, zudem waren die Ostern dieses Jahr sehr früh. Das hatte zur Folge, dass vielerorts die Skiferien im Februar waren und nicht bis in den März hinein stattfanden. So hatten wir eine sehr gute Belegung.

Marcel Perren, Tourismusdirektor Luzern

Marcel Perren, Tourismusdirektor Luzern

(Bild: zvg)

zentral+: Warum hat sich die Aufwertung des Frankens Mitte Januar nicht negativ ausgewirkt?

Perren: Normalerweise werden Winterferien weit im Voraus gebucht. Die Absagerate nach dem 15. Januar war sehr klein. Zudem haben wir in Luzern für den eher schwachen Februar eine Marketingkampagne durchgeführt, die offenbar Wirkung zeigte. Dadurch hatten wir 4000 Übernachtungen mehr in der Stadt.

zentral+: Die Osterferien gelten als Start für die Sommersaison. Wird jetzt der starke Franken zum Tragen kommen?

Perren: Die Regionen ausserhalb der Stadt wie etwa Weggis oder Engelberg spüren eine verhaltene Buchungslage. Dort hat es traditionell mehr Gäste aus Deutschland und da wird man den starken Franken zu spüren bekommen. In Luzern sieht es nicht schlecht aus, wir rechnen mit einem Minus von zwei bis drei Prozent. Was nach dem letztjährigen Rekordjahr gar nicht so schlecht ist. In Luzern können wir die Verluste aus dem Euroraum über die Zunahme der asiatischen und amerikanischen Gäste kompensieren.

zentral+: Also ist alles nur halb so schlimm?

«In Luzern können wir die Verluste aus dem Euroraum über die Zunahme der asiatischen und amerikanischen Gäste kompensieren.»

Marcel Perren, Tourismusdirektor

Perren: Der Rückgang wird wie gesagt im ländlichen und alpinen Raum deutlich spürbar sein. Aber die Branche stellt sich so gut wie möglich auf die neuen Bedingungen ein.

zentral+: Das hört man immer, aber was heisst das konkret?

Perren: Es geht meist auf Kosten der Marge. Viele kalkulieren noch knapper. Das ist kurzfristig machbar, auf die Dauer aber problematisch.

zentral+: Warum?

Perren: Eine oder zwei Saisons mag das gut gehen, wenn man den Gewinn minimiert. Aber irgendwann geht es an die Substanz. Wenn keine Investitionen mehr getätigt werden können, dann gibt es früher oder später eine Abwärtsspirale. Weil die Infrastruktur veraltet ist und keine neuen Angebote da sind, bleiben die Gäste weg, das ist ein gefährlicher Effekt.

zentral+: Steht Luzern nur wegen der asiatischen Gäste so gut da?

Perren: Das macht die Region sicher etwas krisensicherer. Aber es gibt auch andere Gründe. Viele Tourismusanbieter wie etwa die Bergbahnen haben ihre Angebote in den letzten Jahren permanent weiterentwickelt. Beispiele sind etwa die neue Pilatus-Seilbahn oder die Stanserhorn-Bahn. Diese Innovationen zahlen sich aus. Wir haben eine Art Positivspirale: Neue Angebote bringen mehr Gäste, was wiederum zu Einnahmen führt, die wieder investiert werden können.

zentral+: Muss man bei einem Minus von bis zu drei Prozent nicht von einem schlechten Sommer reden?

Perren: Nein, das sind relativ stabile Werte, es gibt keinen Grund zur Panik.

zentral+: Dennoch dürfte es nicht einfach werden, in der Stadt sind immerhin 25 Prozent «Eurogäste», in der Region sind es sogar rund 40 Prozent. Was tun Sie, um diese nicht zu verlieren?

Perren: Wir sind derzeit etwa 30 bis 40 Prozent teurer als etwa das Südtirol, das ist Fakt. Die meisten Gäste aus dem Euroraum kommen aus den süddeutschen Bundesländern. Darum werden wir in diesen Regionen unsere Marketinganstrengungen noch vertiefen.

zentral+: Und der nächste Winter?

Perren: Der nächste Winter wird schwierig, da wird sich zeigen, was die Frankenstärke ausmacht. Wir müssen fürs Wintergeschäft mit einem stärkeren Rückgang rechnen. Wobei es für die Stadt Luzern wohl nicht so schlecht aussehen wird, da wir weniger vom Wintersport abhängig sind.

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