Zuger setzen auf digital – nicht nur freiwillig

Im Kantonsspital gibt es Patienten bald nur noch auf dem Bildschirm

Spitaldirektor Matthias Winistörfer präsentierte nicht nur Zahlen, sondern wagte auch einen Blick in die Kristallkugel.

(Bild: sib)

Das Zuger Kantonsspital bereitet sich auf die Zeit nach dem Papier vor. Denn neben eigenen Digitalisierungsefforts wird der Betrieb auch vom Bund gefordert.

Digitalisierung wird beim Zuger Kantonsspital momentan grossgeschrieben. Dies zeigt sich auch am Mittwoch anlässlich der Präsentation des Jahresabschlusses 2017 (zentralplus berichtete).

Spitaldirektor Matthias Winistörfer sagt, dass in seinem Betrieb neue elektronische Patientenakten nur noch digital erfasst werden. «Wobei wir Patientendossiers, die wir aus früheren Jahren auf Papier haben, natürlich behalten», fügt er an. «Alle Papierunterlagen werden spätestens mit dem Austritt des Patienten eingescannt. Wir lagern also nichts mehr auf Papier ein», so Winistörfer weiter.

Wenn Röntgenbilder hin- und hertransferiert werden

Er betont, dass es ein grosser Vorteil sei, dank elektronischer Patientenakte auf alle Daten jederzeit Zugriff zu haben. Möglich macht dies eine zentrale Datenspeicherung.

«Viele Vorbedingungen haben wir durch die verschiedenen Digitalisierungsschritte bereits erfüllt.»

Matthias Winistörfer, Direktor Zuger Kantonsspital

Doch das ist nur ein Teil des Digitalisierungsprozesses, in dem sich das Kantonsspital gerade befindet. «Die Daten werden digital archiviert und Röntgenbilder oder Tumorbefunde gescannt», sagt Winistörfer. So könnten Berichte, Befunde und Bilddaten mit externen Institutionen wie der Spitex, Rehaklinik oder anderen Spitälern ausgetauscht und den Patienten zugeordnet werden. Da dürfen auch volldigitale Operationssäle nicht fehlen.

Auch das Ultraschallbild ist nicht mehr «print»

Ob nun Anästhesiedaten oder EKGs – digital ist Trumpf. Das schwarz-weisse Ultraschallbild in den Händen zu halten, war einmal. Auch auf Bundesebene schreitet die Digitalisierung voran: Ab April 2020 gilt das elektronische Patientendossier-Gesetz (EPDG).

Auf Matthias Winistörfer und Walter Suter kommen im aktuellen Jahr erquickliche Mindererträge zu.

Auf Matthias Winistörfer und Walter Suter kommen im aktuellen Jahr erquickliche Mindererträge zu.

(Bild: sib)

Das bedeutet, dass die Spitäler in knapp zwei Jahren in der Lage sein müssen, für den Patienten ein elektronisches Dossier zu führen, falls dieser ein solches verlangt. Dadurch sollen unter anderem die Behandlungsqualität und -prozesse verbessert und die Gesundheitskompetenz der Patienten gefördert werden. «Viele Vorbedingungen haben wir durch die verschiedenen Digitalisierungsschritte bereits erfüllt», sagt Winistörfer dazu.

Das Personal ist ebenfalls gefordert

Trotzdem falle für das Zuger Kantonsspital noch einiges an Vorarbeit an, so der Spitaldirektor weiter. «Beispielsweise muss auf Serverseite die Infrastruktur angepasst werden. Und: Unsere Leute müssen bis dann geschult und instruiert werden.»

«Diejenigen, die es erwischt hat, dafür gleich richtig.»

Matthias Winistörfer über die diesjährige Grippe

Für das Zuger Kantonsspital bringt die Digitalisierungswelle zahlreiche Vorteile. Neben einem vereinfachten Datenaustausch sollen auch Kosten gespart werden. Doch wie sieht es auf Seiten des Patienten aus? Sind seine Daten in sicheren Händen? Der sichere «Papierhafen» ist ja nicht mehr.

Das Zuger Kantonsspital ist bei den meisten normalen Operationen teurer als die Chamer Andreas-Klinik.

Im Zuger Kantonsspital sollen im Januar 2019 die ersten Patienten im neuen Radio-Onkologie-Zentrum behandelt werden.

(Bild: zvg)

Hauptsache, der Fahrplan stimmt

Matthias Winistörfer gibt zu bedenken, dass die elektronischen Dossiers selbst an den Hausarzt nur dann gehen, wenn der Patient einwilligt – was er natürlich meist tue. Im Hinblick auf die Sicherheit beim EPDG liege der Ball jedoch beim Bund, wobei dieser die Regulierung noch nicht abschliessend geklärt habe. «Es geht dabei um die externen Zertifizierungsstellen, wo noch Fragen offen sind», erklärt Winistörfer. «Für uns ist jedoch vor allem wichtig, dass wir uns an den Fahrplan halten.»

Status quo bei der Neonatologie

Letzten August wurde bekannt, dass das Zuger Kantonsspital den Aufbau der erweiterten Grundversorgung in der Geburtshilfe (Neonatologie) stoppt, weil sich das Spital mit den örtlichen Kinderärzten zerstritten hat (zentralplus berichtete).

Walter Suter, Verwaltungsratspräsident der Zuger Kantonsspital AG, betonte am Mittwoch noch einmal, dass die Kündigung der Zusammenarbeit nicht von seiner Seite gekommen sei. «Die Pläne sind weiterhin auf Eis gelegt. Wir arbeiten aber immer noch mit dem Luzerner Kantonsspital zusammen», so Suter.

Winistörfer präsentierte zum Schluss noch die ersten Zahlen für das bisherige Jahr 2018. Dabei fällt auf, dass die Zahlen jeweils leicht höher als budgetiert ausfallen. Dies betrifft sowohl die stationären Patienten als auch Aufenthaltstage, -dauer sowie die Bettenbelegung.

Heftige Grippewelle spiegelt sich wider

Er führe dies darauf zurück, dass die diesjährige Grippewelle zwar nicht aussergewöhnlich viele Leute erwischt habe, «doch diejenigen, die es erwischt hat, dafür gleich richtig. Das hat man auf der medizinischen Klinik schon gemerkt».

Für das aktuelle Jahr erwarte man beim Zuger Kantonsspital einen Minderertrag von rund 2,5 Millionen Franken. Winistörfer nennt die Gründe dafür: «Im letzten Herbst passte der Bundesrat den ambulanten Arzttarif Tarmed an und der Zuger Regierungsrat legte die Liste der neu ambulant durchzuführenden Untersuchungen und Eingriffe fest.» Diese Prozesse müssten entsprechend optimiert werden, so Verwaltungsratspräsident Walter Suter. Trotzdem sei es das Ziel, zumindest eine schwarze Null zu schreiben.

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