Umsatzrückgang bei V-Zug: Jürg Werner im Interview

Glace im Blätterteig aus dem Combi-Steamer

Das Werkgelände von V-Zug mit Blick auf den Zugersee.

(Bild: zvg)

Kühlschränke, Geschirrspüler, Tumbler, Waschmaschinen – Haushaltsgeräte sind das Business von V-Zug. Wie gut geht es der Firma wirklich? Sie kann gemäss jüngster Bilanz ihre Marktposition zwar ausbauen, spricht aber von einem rückläufigen Heimmarkt und leichten Umsatzrückgängen. zentralplus fragte nach bei Metall-Zug-CEO Jürg Werner.

zentralplus: Herr Werner, neigt V-Zug etwas zum Überpowern?

Jürg Werner: Nein. Warum?

zentralplus: Bei uns zu Hause im Backofen sind anfangs immer sämtliche Pizzas, Flammkuchen und natürlich auch Kuchen verbrannt, weil die Hitze im nigelnagelneuen V-Zug-Backofen sich offenbar nie deckte mit den Angaben auf den Verpackungen und im Kochbuch. Ihre Geräte scheinen doppelt so schnell heiss zu werden, wie es auf den Manuals angegeben wird.

Werner: Das kann ich mir kaum vorstellen. Bei korrekter Justierung der Heissluft werden die Vorgaben eingehalten. Also bei mir zu Hause funktionieren die Temperatureinstellungen einwandfrei. Man muss natürlich beachten, dass die Heissluft-Programme mit tieferen Temperaturen und kürzeren Zeiten arbeiten als die Ober- beziehungsweise Unterhitze-Programme.

V-Zug-Chef Dirk Hoffmann vor dem Eingang zum Fabrikgelände. In einigen Jahren stehen hier vollkommen andere Gebäude.

V-Zug-Chef Dirk Hoffmann vor dem Eingang zum Fabrikgelände. In einigen Jahren stehen hier vollkommen andere Gebäude.

(Bild: mam)

zentralplus: Kommen wir zu den «frisch gebackenen» Zahlen. Warum sind die Umsätze von V-Zug im Vergleich zur Konkurrenz der Haushaltapparatehersteller wie Bosch im letzten Jahr zurückgegangen? Die Bosch-Gruppe machte ja ein Plus von sechs Prozent in Europa im vergangenen Jahr.

«Allein in China haben sich die Umsätze verdoppelt.»

Werner: V-Zug ist international mit dem Eigenmarkengeschäft sehr erfolgreich gewachsen. In Europa – ohne die Schweiz – haben die Haushaltapparate um 24 Prozent zugelegt. In Asien und im Pazifikraum sind wir um 61 Prozent gewachsen. Allein in China haben sich die Umsätze verdoppelt. Wir bauen beispielsweise in einem Wohnkomplex in Qingdao, einer Hafenstadt in der Nähe von Peking, in 391 Wohnungen über 3’000 unserer Haushaltapparate ein. Lediglich in den USA blieb bei einem OEM-Partner, für welchen wir Combi-Steamer aus Zug liefern, der Umsatz unter dem hohen Vorjahresniveau.

zentralplus: Um was für eine Marke handelt es sich denn da?

Werner: Wir veröffentlichen den Namen unserer OEM-Partner nicht.

zentralplus: Aber V-Zug spricht ja auch von einem rückläufigen Heimmarkt. Was läuft denn da schief?

Jürg Werner: CEO von Metall Zug.

Jürg Werner: CEO von Metall Zug.

(Bild: S&K Werbefotografie)

Werner: Da läuft gar nichts schief. V-Zug ist nach wie vor absoluter nationaler Marktführer. In jeder zweiten Wohnung in der Schweiz gibt es Haushaltsgeräte von V-ZUG. Der Umsatz mit Haushaltsgeräten ist leicht rückgängig, weil der Markt in der Schweiz eben gesättigt ist und weil ein gewisser Preisdruck herrscht.

zentralplus: Also sind sie doch zu teuer? V-Zug-Geräte gelten ja als Rolls-Royce unter den Haushaltapparaten aufgrund ihrer hohen Qualität und Innovationskraft. Aber nicht jeder Kunde will und kann sich eben einen Rolls-Royce leisten.

«International könnten wir uns nicht im mittleren und unteren Segment positionieren. Da ist der Preisdruck von anderen Herstellern zu hoch.»

Werner: Das stimmt so nicht. In der Schweiz haben wir ein breites Segment mit günstigeren und teureren Geräten auf dem Markt. So wie es eben beispielsweise von BMW auch das 7er-Modell oder das 1er-Modell gibt. Nur international sind wir im absoluten Top-Segment vertreten.

zentralplus: Aber warum expandiert V-Zug dann nicht noch mehr ins Ausland, um dort mehr Haushaltsgeräte zu verkaufen, wenn das Geschäft in der Schweiz harzt?

Werner: International könnten wir uns nicht im mittleren und unteren Segment positionieren. Da ist der Preisdruck von anderen Herstellern zu hoch. Wir sind seit 2009 im internationalen Geschäft ein kleiner Nischenanbieter mit Top-Produkten wie mit unseren Combi-Steamern. Wir verkaufen nicht über den Preis. Insgesamt verkaufen wir rund 400’000 Geräte pro Jahr. Das ist eine vergleichsweise kleine Produktion im Verhältnis zu den ganz grossen Herstellern.

So könnte das Technologiecluster von V-Zug dereinst aussehen.

So könnte das Technologiecluster von V-Zug dereinst aussehen.

(Bild: Visualisierung V-Zug)

zentralplus: Welche Haushaltsgeräte von V-Zug verkaufen sich denn gut, welche weniger gut?

Werner: Unser Top-Produkt in Sachen Technologie und Innovation ist sicherlich der Combi-Steamer. Mit diesem lassen sich ja selbst so komplexe Desserts wie Glace im Blätterteig backen – wobei der Blätterteig von aussen heiss gebacken wird, während innendrin die Glace kühl bleibt. Von den Verkaufsvolumenzahlen her laufen sicherlich Kühlschränke und Geschirrspüler sehr gut.

zentralplus: Der Produktionsstandort in Zug soll ja strategisch erneuert werden. Es ist die Rede von einer neuen Produktionshalle – dem «Zephyr Hangar». Was bedeutet das denn für V-Zug konkret?

Werner: Die neue Produktionshalle – als Teil einer vertikalen Fabrik – soll vor allem die Effizienz der Herstellung steigern und natürlich den Produktionsstandort Zug sichern. Hier arbeiten etwa 1’000 der rund 2’000 Mitarbeitenden, die in unserem Geschäftsbereich Haushaltapparate tätig sind.

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