Stadt soll gleich lange Spiesse wie die Mall haben

Gesucht: ein City-Manager für die Luzerner Innenstadt

Albert Schwarzenbach ist seit kurzem der älteste Grossstadtrat von Luzern – dabei ist er noch nicht mal 65-jährig.

(Bild: jal)

Um gegen Shopping-Centers bestehen zu können, soll die Luzerner Innenstadt einen Manager erhalten. CVP und SP fordern diese neue Stelle – analog zum Center-Manager der Mall of Switzerland. Albert Schwarzenbach will dafür einen Fonds anzapfen – und sieht Vorbilder in Deutschland.

Wie die Mall of Switzerland, so auch die Luzerner Innenstadt: Analog zum Center-Manager soll die City einen eigenen Manager erhalten. Dies fordern die städtischen Parteien CVP und SP per Postulat (zentralplus berichtete).

Die neue geschaffene Stelle soll zwischen Gewerbe und Politik vermitteln und Standortmarketing für die Innenstadt betreiben – und so dem gebeutelten Detailhandel den Rücken stärken. CVP-Stadtparlamentarier Albert Schwarzenbach hat das Postulat gemeinsam mit dem SP-Kollegen Daniel Furrer eingereicht. Was er sich von der neuen Managementstelle erhofft, sagt er im Interview.

zentralplus: Wieso braucht Luzern einen City-Manager? Wegen der Mall of Switzerland?

Albert Schwarzenbach: Wir haben in Luzern die Situation, dass umliegende Einkaufszentren stärker werden. Also haben wir uns gefragt, wie die Innenstadt darauf reagieren kann. Bisher gibt es keine zentrale Anlaufstelle, also kamen wir schnell auf die Idee einer neuen Stelle.

«Wir wollten einen neuen Ansatz finden – das ist er.»

zentralplus: Ist die Not denn so gross?

Schwarzenbach: Die Not wird grösser, viele Geschäfte haben Mühe und die Innenstadt hat immer mehr Schwierigkeiten, das spitzt sich mit den Onlineangeboten zu. Wir haben in Luzern zwar den Ali-Fonds, der mit 250’000 Franken bestückt ist, doch dieser wurde nicht immer ausgeschöpft. Die Anzahl Gesuche ist nicht gerade steigend und die Wirkung sehr begrenzt. Also wollten wir nicht den Ali-Fonds reformieren, sondern einen neuen Ansatz finden – das ist er.

zentralplus: «Ali» steht für «Attraktivierung der Luzerner Innenstadt». Der Fonds wird aus Parkingeinnahmen gespiesen und steht für Projekte zur Verfügung, welche die Innenstadt stärken. Das Geld würde neu dem Manager unterstehen. Was kann er besser machen?

Schwarzenbach: Die Aufgaben sind vergleichbar mit denen des Center-Managers, der das Einkaufszentrum vermarkten soll. Die Aufgabe ist breit abgestützt. Die Person muss einfach schauen, dass es der Innenstadt gutgeht. Das geht bis hin zu Veranstaltungen, die Leute anziehen.

zentralplus: Sie haben nach Deutschland geschaut, wieso?

Schwarzenbach: In Deutschland sind City-Manager weit verbreitet, nehmen wir die Beispiele Essen, Hamburg oder Dresden. Dort nehmen City-Manager eine wichtige Rolle in der Stadtentwicklung ein, damit Innenstädte leben und attraktiv bleiben.

zentralplus: Erledigt die Vermarktung in Luzern nicht schon die private City-Vereinigung?

Schwarzenbach: Die Mittel der City-Vereinigung sind beschränkt, wer macht den Job also? Daher kam die Idee, ein neues Management zu schaffen mit dem Profil im Marketing. Dieser würde aber nicht am grünen Tisch allein entscheiden, sondern muss in einer Begleitgruppe mit den wichtigsten Playern zusammenarbeiten: dem Handel, der Verwaltung, Kulturschaffenden oder Bevölkerung. Die Person muss mittendrin sein, den Puls fühlen und spüren, was Geschäfte wollen und brauchen. Wir investieren sehr viel in die Innenstadt, die Aufwertung kommt aufs Tapet, jetzt müssen wir etwas machen mit dem künftig schönen Grendel oder der neuen Kleinstadt.

So wie auf dieser Visualisierung soll die zukünftige Flaniermeile am Grendel aussehen.

So wie auf dieser Visualisierung soll die zukünftige Flaniermeile am Grendel aussehen.

(Bild: zvg)

zentralplus: Wäre der City-Manager der städtischen Verwaltung angegliedert?

Schwarzenbach: Das haben wir bewusst offen gelassen, damit die Stadt gestalterischen Freiraum hat. Es kann eine Stelle sein oder ein externes Mandat, da gibt es viele Varianten. Die Stadt muss die Idee prüfen und überlegen, wie sie das lösen will. Bis jetzt wurde sie positiv aufgenommen.

zentralplus: Mit der CVP und der SP sind zwei grosse Parteien an Bord, Ihr Anliegen hat gute Chancen.

Schwarzenbach: Wie ich macht sich auch Daniel Furrer schon länger Gedanken, wie man die Innenstadt weiterentwickeln könnte. Wir haben uns ein paarmal getroffen und sind im Gespräch auf die Idee gekommen.

Die SP hat den Fuss stark im Kleingewerbe, auch sie findet, dass man etwas machen muss. Wir hätten sicher auch noch andere Parteien ins Boot holen können, aber es musste ja keinen Allparteien-Vorstoss geben …

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1 Kommentar
  • Profilfoto von M. Moser
    M. Moser, 03.07.2018, 12:25 Uhr

    Wer soll den Job denn machen Herr Schwarzenbach? Die angesprochenen Städte sind Millionenstädte und nicht vergleichbar mit Luzern. Auch in Deutschland funktioniert das Modell City-Manager nur mangelhaft oder gar nicht. Für so etwas braucht eine Stadt Luzern keinen City-Manager. Ein City-Manager für Luzern kommt eh zu spät. Das Kind ist längst in den Brunnen gefallen, zu spät um ihn zuzudecken. Das Konzept Altstadt mit einem bunten Mix zwischen Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Bars ist längst dem Gott Mammon geopfert worden. Neuestes Beispiel das Café Emilio am Grendel. Wer denn glaubt es sei mit wegen Beendigung der Pacht, der glaubt meines Erachtens ans Christkind und den Osterhasen. Dahinter steht die Renditesucht gewisser Hausbesitzer. Ein TAG-Heuer-Shop ist lukrativer als ein heimeliges altes Café mit einem gewissen Flair. Herr Schwarzenbach, die Altstadt Luzern ist längst der Gewinnoptimierung und Renditenplanung einiger Hausbesitzer geopfert worden. Ihr Plan einen City-Manager einzusetzen ist nichts anderes als Pöstchenschacherei und Papiertiger.
    Ein sehr besorgter Heimwehluzerner aus Olpe (NRW)

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