Kryptowährungen als neues Imagerisiko für Zug

Geldwäsche im «Tal der rätselhaften Währungen»

Monero, Ethereum und Bitcoin: Einige der Kryptowährungen, mit denen in Zug auch krumme Geschäfte gemacht werden.

(Bild: flickr/Montage: lob)

Bitcoin ist ein Hype in Zug. Gleichzeitig werden immer mehr Fälle bekannt, die zeigen, wie anfällig das Crypto Valley in Zug für Verbrechen wie Geldwäsche ist. Führt das nicht zu einem Imageschaden für die Stadt Zug, wenn Bitcoin im Internet einen Sumpf von Kriminalität erzeugt? Zugs Finanzchef Karl Kobelt will davon nichts wissen.

Hacker sollen nach neuesten Erkenntnissen 150’000 Franken, die sie im Mai ergaunert haben, bei einer Zuger Firma gewaschen haben. Offenbar ist die Firma Shapeshift aus Zug davon betroffen. In dieser digitalen «Wechselstube» haben die «WannaCry»-Internetbetrüger einen Teil des in Bitcoins erpressten Lösegelds in die weniger bekannte Kryptowährung Monero gewechselt. 

Mehrere Fälle in kurzer Zeit

Die Hacker hätten «die Nutzungsbedingungen missachtet und einen Teil der erbeuteten Bitcoins via Shapeshift gewaschen», sagte eine Sprecherin des Zuger Unternehmens jüngst gegenüber der «Handelszeitung». Alle Bitcoin-Konten, die mit der Hackergruppe assoziiert werden, seien gesperrt worden, betonte die Firma. Über 300’000 Rechner waren bekanntlich bei dem «WannaCry»-Angriff vor drei Monaten rund um den Globus mit dem Virus infiziert worden.

In einem zweiten Fall will die US-Justiz Vermögenswerte bei der Bitcoin Suisse AG in Zug einziehen. Grund: Der Kanadier Alexander Cazes, Gründer des Darknet-Portals AlphaBay, wurde am 5. Juli in Thailand verhaftet und ist wenige Tage später in seiner Zelle erhängt aufgefunden worden. AlphaBay soll mit Drogen- und Waffenhandel, Cyberkriminalität und weiteren illegalen Deals mehrere 100 Millionen Dollar pro Jahr Umsatz gemacht haben, berichtet «Zentralschweiz am Sonntag».

Dabei sollen auch Gelder, Fonds und Kredite von Caze auf Konten der Bitcoin Suisse AG gelandet sein. Die Firma selbst hält sich bedeckt zu dem Einziehungsbeschluss der US-Justiz. In der Schweiz wird in diesem Fall bislang nicht ermittelt.

«Kryptowährungen sind vor Geldwäscherei nicht gefeit.»

Karl Kobelt, Zuger Finanzchef

Wie dem auch sei. Solche Fälle vermitteln den Eindruck, dass das Crypto Valley in Zug sich zusehends in einen Morast verwandeln könnte, in dem sich künftig immer mehr Geldwäscher tummeln. Hinzu kommt, dass die Stadt Zug selbst zu den Kunden der Bitcoin Suisse AG gehört, die 2013 gegründet wurde und zu den bekannteren Firmen im «Tal der rätselhaften Währungen» zählt.

Droht der Stadt Zug, die letzten Sommer Bitcoin unter grossem Trara als neues Zahlungsmittel eingeführt hat, also nicht bald ein beträchtlicher und desaströser Imageschaden? zentralplus fragte nach beim Stadtzuger Finanzchef Karl Kobelt.

«Kryptowährungen sind vor Geldwäscherei nicht gefeit», räumt Kobelt ein. Geldwäscherei wurzele aber nicht in der verwendeten Währung oder Währungsart, sondern in der kriminellen Energie gewisser Leute. «Unlauteres Gebaren mit Geld und Vermögenswerten ist so alt wie die Menschheit. Eine generelle Verbindung mit der Kryptowährungsbranche weise ich daher zurück.» Was das Image des Crypto Valley Zug angeht, «gewichte ich die Chancen weit höher als die Risiken».

Nur 40 Bitcoin-Transaktionen bei der Stadt Zug

Aber welche Chancen? Denn so weit her ist es mit dem öffentlichen Nutzen von Bitcoin in Zug offensichtlich noch nicht. Seit vergangenem Sommer hat es offensichtlich nur 40 Transaktionen in Bitcoin bei der Stadt Zug gegeben, wie der Stadtkämmerer zugibt. Bekanntlich hat die Stadt Zug ja Zahlungen bis zu einem Betrag von 200 Franken in Bitcoin ermöglicht. Alles also nur ein Medienhype?

«Das mag eine kleine Zahl an Transaktionen sein», sagt Kobelt. Gross hingegen sei bekanntlich die mediale Wirkung. «Zug ist die erste Stadt weltweit, welche Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert hat. Und Zug wurde auf einen Schlag international als innovative Stadt wahrgenommen, die am Puls der Zeit agiert.»

Verschlüsselte Geldtauschgeschäfte

Und dennoch bleibt ein Misstrauen gegenüber den Firmen der Internetwährungsbranche in Zug bestehen. Schliesslich werden die Geldtauschgeschäfte verschlüsselt praktiziert.

Was die momentane Häufigkeit von Kryptokriminalität in Zug anbelangt, kann die Zuger Polizei übrigens nicht allzu viel dazu sagen. «Wir führen diesbezüglich keine Statistik. Daher können wir auch keine aktuellen Zahlen bekannt geben», sagt Frank Kleiner, Sachbearbeiter Kommunikation bei der Zuger Polizei.

«Es gilt zu unterscheiden zwischen dem Unternehmen Bitcoin, welches die gleich lautende Währung ins Leben gerufen hat, und der Kryptowährungsbranche», stellt Kobelt klar. Die Region Zug – der Kanton Zug und die angrenzenden Gebiete – werde aufgrund der starken Tätigkeit im Kryptowährungsbereich auch Crypto Valley genannt.

«Wir sind zurzeit daran, die Zahl der Unternehmen, die in Zug mit Kryptowährungen arbeiten, zu erheben.»

Karl Kobelt, FDP-Stadtrat

In der «Crypto Valley Association» seien, so der Zuger Finanzchef, Dutzende Unternehmungen angeschlossen. Kobelt: «Die Zahl der spezialisierten Unternehmen, welche Kryptowährungen herausgeben oder mit ihnen Geschäfte tätigen, dürfte jedoch kleiner sein. Wir sind zurzeit daran, diese zu erheben.»

Kobelt selbst hat übrigens auch noch nie mit Bitcoin bezahlt. «Das Kryptowährungsvirus hat mich offen gestanden persönlich noch nicht erfasst.» Dennoch hat er keine Bedenken gegenüber der Internetwährung. «Ich sehe keinen Grund, von entsprechenden Transaktionen abzuraten. Ich empfehle lediglich, das persönliche Risiko einzuschränken.»

Bitcoin derzeit im Hoch 

Dies nicht zuletzt mit Verweis auf die starken Kursschwankungen, denen Kryptowährungen generell ausgesetzt seien. Bitcoin befinde sich im Hoch und nehme mit einem Kurs von aktuell über 3’000 US-Dollar Platz 1 im Ranking der Kryptowährungen ein.

 

Weitere Berichterstattung zum Thema folgt.

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