Umzug vom Löwenplatz an Maihofstrasse

Geht Radio Pilatus auf Sparkurs?

Nicole Marcuard moderiert im Studio am Löwenplatz. Bald wird hier gezügelt. (Bild: rob)

Nach 28 Jahren am Löwenplatz zügelt Radio Pilatus im Oktober an die Maihofstrasse, dem Hauptsitz der LZ Medien AG. Warum eigentlich? Muss das Radio rigoros sparen, gibt es nun einen «LZ-Einheitsbrei»? Nein, heisst es auf Nachfrage von zentral+ – ein Nein mit einem «Aber» allerdings.

Kompakt und kompetent – so will Radio Pilatus seine Hörerinnen und Hörer seit über 30 Jahren informieren. Kein Song soll zwei mal am Tag laufen – zumindest nicht zwischen 8 und 17 Uhr–, kein FCL-Match, der nicht eng vom Lokalradio der ersten Stunde begleitet wird. Und vor allem: Radio Pilatus ist mitten in Luzern sesshaft und darum immer sofort vor Ort, wenn etwas passiert in der Stadt. Nun bremst sich das schnellste Medium der Zentralschweiz quasi selber aus. Und zieht auf Anfang Oktober an den Stadtrand, genauer gesagt an die Maihofstrasse 76.

Der lange Sparhebel aus Zürich?

Der Verdacht, dass es dabei im Hintergrund um Sparbemühungen geht, ist naheliegend. Schliesslich gehört Radio Pilatus seit 2007 der LZ Medien AG und diese wiederum ist in der Hand der NZZ-Gruppe. Sowohl die Neue Luzerner Zeitung wie vor allem auch die NZZ leiden seit Jahren unter Leserschwund und dadurch geringeren Einnahmen. Da ist es nur logisch, dass nach Sparpotential Ausschau gehalten wird – auch beim Radio Pilatus. Davon will Joachim Freiberg, CEO von Radio Pilatus, allerdings nichts wissen: «Mit Sparen hat der Umzug nichts zu tun», versichert er. Dass man an der Maihofstrasse einziehen werde, sei bereits beschlossen worden, bevor die NZZ das Zentralschweizer Medienhaus übernommen habe. «Der Umzug ist vor einigen Jahren beschlossen worden», so Freiberg.

 

Studio und Equipment werden verkauft

Warum erfolgt der Umzug erst jetzt? «Wir haben damals gerade erst in neue Studios am Löwenplatz viel Geld investiert», erklärt Joachim Freiberg. Deshalb habe man aus unternehmerischen Gründen mit dem Umzug noch zugewartet. «Unter anderem hatte das auch mit Abschreibungen zu tun», so Freiberg. Nun wird das Studio und das ganze Equipment verkauft – an eine andere Radiostation. Welche das ist, wil Freiberg nicht verraten. Klar ist, dass die Räumlichkeiten auf Oktober geräumt werden. «Das Büroinventar nehmen wir mit an den Maihof», so Freiberg weiter.

Am 13. Oktober wird Radio Pilatus erstmals vom Maihof aus senden. «Die Hörer werden davon gar nichts merken», sagt der CEO und fügt mit einem Lächeln an: «Das hoffe ich zumindest.» Eine kleine «Kinderkrankheit» sei natürlich immer möglich. «Aber ich hoffe, dass es keine Lungenentzündung sein wird.» Man sei aber zuversichtlich, dass der Umzug reibungslos über die Bühne gehen wird.

Schwarze Zahlen und satter Gewinn

Die Studios am neuen Ort werden brandneu sein. «Wir werden mit der neuesten Technologie loslegen können», freut sich der CEO. Das lässt man sich auch einiges kosten: «Wir investieren rund 2,5 Millionen Franken in neuste Technologie und Studios», sagt Joachim Freiberg. Ein Blick auf die Geschäftszahlen zeigt, dass Radio Pilatus diese Mittel auch «verdient» hat. 2013 stand gemäss Bakom ein Betriebsaufwand von 7,3 Millionen einem Ertrag von 8,4 Millionen gegenüber. Daraus resultiert ein satter Gewinn von 1,1, Millionen Franken. «Auch fürs letzte Jahr sahen die Zahlen ähnlich positiv aus», bestätigt Bettina Schibli von den LZ Medien auf Anfrage.

So weit, so gut. Aber wie steht es mit der Unabhängigkeit von Radio Pilatus? Besteht nicht die Gefahr, dass nun im Mutterhaus ein journalistischer Einheitsbrei entsteht, bei dem sich die Inhalte von Tele 1, Luzernerzeitung, Online-Redaktion und Radio Pilatus immer ähnlicher werden? Auch da winkt Freiberg energisch ab. «Die redaktionelle Unabhängigkeit ist gewährleistet. Schliesslich sind wir auch wirtschaftlich eigenständig.» Dennoch hört man hier und da, dass ein gemeinsamer Newsroom an der Maihofstrasse geplant sei. «Davon weiss ich nichts», sagt der CEO.

«Die redaktionelle Unabhängigkeit ist gewährleistet. Schliesslich sind wir auch wirtschaftlich eigenständig.»

Joachim Freiberg, CEO Radio Pilatus

Allerdings räumt Freiberg ein, dass in einem zweiten Schritt geprüft werde, ob man dereinst Synergien nützen könne. «Das könnte etwa im Online-Bereich möglich sein.» Das werde aber frühestens nächstes Jahr genauer geprüft.

Mit Roller und Velos unterwegs

Wird es für die Radiomacher wegen der grösseren Distanz zur Innenstadt nun mühsamer, ihre Berichte und Reportagen rasch zu realisieren? Früher sei die Nähe zum Stadtzentrum tatsächlich ein Kriterium gewesen, sagt Freiberg. «Aber heute, mit all den technologischen Mitteln, die wir zur Verfügung haben, ist das kein Problem mehr. Zudem haben wir Velos und Roller, mit denen wir sofort überall hinkommen.» Am Löwenplatz sei es manchmal während den Stosszeiten sogar problematisch geworden, mit dem Auto aus dem Parkhaus zu kommen.

Die Mitarbeiter, so versichert Joachim Freiberg, seien übrigens erfreut über den Umzug. «Wir haben sie bei der Planung der neuen Studios miteinbezogen.» Ein Abbau beim Personal sei auch kein Thema: Alle rund 42 Mitarbeiter werden mitgenommen und auch das Budget bleibe identisch. «Wir sind gespannt und freuen uns auf den neuen Arbeitsort.»

*Hinweis der Redaktion: Die ursprüngliche Grafik mit den Leserzahlen war fehlerhaft – darum hier die Angaben von GfK Media Reporter Radiocontrol (Mediapuls)

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