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Einsamer Rekord: Thomas Bornhauser war 23 Jahre lang Chefredaktor.
(Bild: zvg)Thomas Bornhauser war bis 2016 der dienstälteste Chefredaktor der Schweiz: 23 Jahre bei der «Luzerner Zeitung». Ende Monat fällt er nun definitiv von der LZ-Lohnliste, auf der er seit zwei Jahren noch als Teilzeit-Autor stand. Wurde der Medienelefant mit 63 rausgeschmissen?
Wer Genaueres über den definitiven Abgang des 63-jährigen Thomas Bornhauser erfahren will, beisst auf Granit. Der Abtretende selbst will sich trotz mehrfacher Anfragen nicht äussern, ehemalige Mitarbeitende nur anonym. Und das seit anfangs Oktober neu genannte Informationsunternehmen CH Media, dessen Tochter die «Luzerner Zeitung» (LZ) ist, verwedelt, wenn es um Klartext geht. Man verweist hin und her: von der Medienstelle über Lokal-Chefredaktor Jérôme Martinu hin zu Pascal Hollenstein.
Kein Zusammenhang mit CH Media
Hollenstein, der als Leiter Publizistik und Mitglied der Unternehmensleitung mächtige Thurgauer bei CH Media, lässt sich erst nach mehrmaligem Nachfassen so zitieren: «Thomas Bornhauser war nach seinem Rücktritt als Chefredaktor in einem Teilzeitpensum für die LZ tätig. Dieses Engagement endet nun, was der Redaktion auch intern bekanntgegeben wurde. Aus arbeitsrechtlichen Gründen können wir keine weitergehenden Angaben machen. Nur so viel: Mit der Gründung von CH Media besteht kein Zusammenhang.»
Das ist dünner Minimalismus ohne Lob und Emotion; es scheint typisch für das Haus, dem Bornhauser seit 1993 bis 2016 vorstand. Angesprochen auf seinen Schmerz, dass er 2016 einer jungen Führungscrew Platz machen musste, sagte er damals in seiner eigenen Zeitung in einem Interview: «Die Art und Weise hat mich getroffen. Man hätte mich vor dem Entscheid ins Vertrauen ziehen können. Das ist nicht geschehen.» Das klingt nach zerbrochenem Geschirr, wenn nicht gar nach Verletzung. Und immer leiser wurde Bornhausers Stimme.
Jahreslohn von 280’000 Franken
Dabei war er jahrzehntelang ein Lauter, und immerhin hält Thomas Bornhauser in der Schweizer Landschaft der vielen Tageszeitungen einen einsamen Rekord: Er lenkte die bürgerlich-liberal ausgerichtete Zeitung mehr als zwei Jahrzehnte erfolgreich durch wirtschaftlich turbulente Zeiten. Er war sehr gut bezahlt und sicherlich motiviert: 23 Jahre lang hielt er sich im Chefsessel und verdiente laut dem Branchenmagazin «Schweizer Journalist» schon 2006 einen Jahreslohn von 280’000 Franken – obenauf waren nur wenige wie der Zürcher «Tages-Anzeiger»-Chef Peter Hartmeier mit 100’000 Franken mehr.
Als Teilzeit-Autor altersmilde
In den letzten beiden Jahren als Teilzeit-Autor wurde der als Hardliner bekannte Texter bisweilen auch altersmilde. Wie ein Profi sorgte er auch für die Zeit nach seinem Abgang vor: Seine Unternehmensberatung «Thomas Bornhauser Consulting» liess er am 3. Februar 2016 im Handelsregister eintragen (zentralplus berichtete). Doch im Netz ist darüber keine Geschäftstätigkeit zu finden, zentralplus konnte keine Kunden ausfindig machen. Ein Ex-Mitarbeiter sagt: «Wer ihn brauchte, hat ihn damals geschätzt und respektiert.»
«Jetzt gehört er zum einfachen Fussvolk wie wir. Das zu erfahren, ist für ihn sicherlich nicht einfach.»
Ein ehemaliger Weggefährte Bornhausers
Sein neuster Eintrag auf Facebook ist eine seiner Kolumnen, die die Schwierigkeit von älteren Arbeitnehmern behandelt, Jobs zu finden. Zuvor hatte Bornhauser wie junge Social-Media-User für seine 412 Facebook-Freunde auffallend viele Videos gepostet. So zuletzt eines mit einem süssen Elefantenbaby, das bei der Jagd von Perlhühnern torkelt und fällt.
Abgang des Medienelefanten
Ein Sinnbild für den Abgang des Medienelefanten? Wie sagte doch ein ehemaliger Mitarbeiter und Weggefährte: «Einst war Thomas Bornhauser jahrzehntelang Medienkönig auf dem Platz – jetzt gehört er zum einfachen Fussvolk wie wir. Das zu erfahren, ist für ihn sicherlich nicht einfach.»
(Bild: zvg / Screenshot Facebook)
Bei seinem Abtritt auf Raten zog Thomas Bornhauser in seiner Zeitung bereits 2016 Bilanz. Auf die Einsamkeit als Chef angesprochen, sagte er damals auch: «Offiziell haben wir alle ja schampar viele Freunde. Doch ich bin überzeugt, dass man in dieser Funktion tatsächlich auch ein Stück Alleinsein ertragen muss.»
Zuletzt auf der LZ-Redaktion gesehen wurde Thomas Bornhauser laut Insidern vor zwei Wochen. Es war ein leiser Abgang eines sehr lange sehr präsenten Chefs.
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