Zuger Staatsanwaltschaft erhebt Vorwürfe

Früherer Stadtrat Ivo Romer angeklagt

Ivo Romer muss vor Gericht. Hier noch in seiner Funktion als Stadtrat. (Bild: Screenshot SRF)

Noch im August ist klargeworden, dass der ehemalige FDP-Stadtrat Ivo Romer vor Gericht erscheinen muss. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben – und konkrete Vorwürfe publiziert.

Der frühere Zuger Stadtrat, Ivo Romer, muss sich bald vor dem Strafgericht des Kantons Zug verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat nun Anklage erhoben. Es geht um einen Deliktsbetrag von mehreren Millionen Franken. Das hat die Staatsanwaltschaft am Freitagmorgen mitgeteilt.

Der Vorwurf lautet auf Veruntreuung und ungetreue Geschäftsbesorgung am Vermögen einer wohlhabenden, 2011 verstorbenen Witwe (zentral+ berichtete). Zudem ist Romer wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung zulasten einer von der Witwe gegründeten Stiftung angeklagt.

Romer wird vorgeworfen, in seiner Funktion als einziger Stiftungsrat Stiftungsvermögen zweckwidrig verwendet zu haben. Weiter habe sich der ehemalige Stadtrat als Privatperson wegen Urkundenfälschung und Geldwäscherei zu verantworten, schreibt die Staatsanwaltschaft.

«Am Schluss war das Vermögen der Frau versickert.»

Judith Aklin, Sprecherin der Zuger Strafverfolgungsbehörden

Seinen Lebensstil mit fremdem Geld finanziert

«Dem Angeklagten wird vorgeworfen, das Vermögen der verstorbenen Witwe in seine eigene Firma investiert zu haben und sich so seinen Lebensstil finanziert zu haben», erklärt Judith Aklin, Kommunikationsverantwortliche der Zuger Strafverfolgungsbehörden. Romer habe auch verschiedene Sportevents mit dem Geld gesponsert. Vorgeworfen wird Ivo Romer ebenfalls, mit dem Geld spekuliert und Wertschriften gekauft zu haben. Aklin: «Am Schluss war das Vermögen der Frau versickert.»

Zum Gerichtsverfahren selbst sagt Aklin: «Die Anklageschrift ist mit rund 300 Seiten sehr umfangreich.» Welcher Strafantrag die Zuger Staatsanwaltschaft für Romer fordert, will diese erst vor Gericht bekannt geben. Romer ist als Privatperson angeklagt, nicht in seiner Funktion als Stadtrat. Neben dem Staat gibt es Privatkläger, die in das Verfahren involviert sind.

Wann der Prozess stattfindet, ist noch nicht bekannt. «Der Fall ist erst gerade bei uns eingegangen und muss jetzt einem Richter zugeteilt werden», heisst es beim Strafgericht. In einer Woche wisse man eventuell mehr.

Romer machte vom Schweigerecht Gebrauch

Die lange Verfahrensdauer von drei Jahren erklärt Judith Aklin mit der Komplexität dieses Falls von Wirtschaftskriminalität. «Es mussten rund 200 Geldtransaktionen im Zeitraum von 2006 bis 2012 geprüft werden.» Es gab viele Einvernahmen, die letzten fanden im Herbst 2015 statt. «Die Ermittlungen waren sehr aufwändig, weil der Angeklagte weitgehend von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht hat», so die Sprecherin.

«Die Ermittlungen waren sehr aufwändig, weil der Angeklagte weitgehend von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht hat.»
Judith Aklin

Gemäss Aklin gab es zwei internationale Rechtshilfsersuche an Südafrika und die USA. In Südafrika geht es um ein von Romer gekauftes Grundstück, das die Zuger Behörden sicherstellen wollten. Der Antrag sei weit fortgeschritten gewesen, sei aber von Südafrika bis heute nicht umgesetzt worden. Der Grund ist nicht bekannt. Die Antwort aus den USA hätte länger auf sich warten lassen und habe im Ergebnis nichts ergeben, weshalb die Untersuchung abgeschlossen wurde. Dort ging es um Geldabflüsse in die Vereinigten Staaten.

Der Fall in Kürze

Der heute 51-jährige Ivo Romer war bis November 2012 Vorsteher des Zuger Finanzdepartements und sass drei Jahre lang für die FDP im Stadtrat. Neben dieser Tätigkeit verwaltete Romer das Vermögen einer Privatperson. Dieses Mandat hatte er laut einem «Weltwoche»-Bericht, der die Affäre ins Rollen brachte, schon seit 2007 inne. Die vermögende Millionärin und Witwe verstarb 2011 im Alter von 96 Jahren.

Erst danach, als die Familie Einblick in die Finanzdaten erhielt, seien die Aktivitäten in ihrem ganzen Ausmass ans Licht gekommen. Im April 2012 wurde Strafanzeige gegen Romer eingereicht. Vorgeworfen wird Romer, mehrere Millionen Franken für sich selbst und Dritte abgezweigt zu haben. Als charmante und vertrauenserweckende Persönlichkeit habe er sich das Vertrauen der Dame verschafft, um dieses später auszunützen und sich zu bereichern.

Erster Prozess

Es ist der erste Prozess. Es gab keine Vergleichverhandlungen oder ähnliches im Vorfeld. Für Ivo Romer gilt die Unschuldsvermutung. Der Ex-Stadtrat war für eine Stellungnahme am Freitag auf seiner Privatnummer nicht erreichbar. «Richtige Adresse, falscher Zeitpunkt», sagt Romer auf seinem Telefonbeantworter.

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