Dunkler Wasserturm: So spart die Stadt Luzern Energie
Kein Warmwasser mehr in öffentlichen Gebäuden, Treppensteigen statt Lift fahren und kalte Büros: Die Stadt Luzern macht Ernst beim Stromsparen. Auch historische Gebäude wie der Wasserturm oder die Jesuitenkirche werden nicht mehr beleuchtet. Doch was ist mit der Strassenbeleuchtung?
Die Angst vor schwarzen Bildschirmen und kalten Herden geht um. Um einem drohenden Strom-Blackout vorzubeugen, hat der Bund zum Energiesparen aufgerufen. Auch hat er Verordnungen ausgearbeitet, mit denen du im Notfall dazu gezwungen wirst, Gas zu sparen (zentralplus berichtete).
Gleichzeitig hat er auch die Kantone und Gemeinden aufgefordert, mit eigenen Massnahmen nachzuziehen. Diesem Ruf ist beispielsweise der Kanton Luzern bereits gefolgt (zentralplus berichtete).
Am Freitag stellt nun auch die Stadt Luzern ihre Massnahmen zum Energiesparen vor. In Kraft treten sollen sie bereits Anfang Oktober – also morgen. Im Vorfeld hat sie bereits einige Massnahmen dazu ins Spiel gebracht. Dabei hat sie sich an den empfohlenen Massnahmen des Schweizerischen Städteverbands orientiert. So etwa, die Heizung in Kitas runterzudrehen. Oder im schlimmsten Fall im Winter die komplette öffentliche Beleuchtung auszuschalten (zentralplus berichtete).
Komfort- aber keine Sicherheitseinbussen
Ganz so drastische Schritte will die Stadt Luzern jedoch noch nicht machen. Sie setzt von den vorgeschlagenen Massnahmen nur diejenigen um, die zwar Komforteinbussen bringen, aber keine grundlegenden Bedürfnisse tangieren.
So ist in der Stadt Luzern etwa das Abstellen der Strassenlaternen – zumindest vorerst – kein Thema. Das Sicherheitsgefühl der Luzernerinnen würde zu sehr darunter leiden. Vom Tisch ist die Massnahme jedoch nicht, so Armida Raffeiner, Leiterin Gemeindeführungsstab. Sollte sich die Lage noch mehr verschärfen, wird diese Option erneut geprüft.
Pullis gegen Kälte
Den Hebel ansetzen will die Stadt Luzern vor allem beim Heizen. So können Büroräume und Sitzungszimmer der Stadt Luzern neu nur noch bis maximal 19 Grad geheizt werden. In den Schulzimmern ist es mit 20 Grad etwas wärmer. Eine Heiz-Obergrenze bei städtischen Liegenschaften, wie etwa die ABL eine eingeführt hat (zentralplus berichtete), ist vorerst nicht geplant. Mit Appellen zum Energiesparen setzte die Stadt Luzern vorerst auf die Eigenverantwortung der Luzerner, so Raffeiner.
Gemäss Adrian Borgula könne es durchaus sein, dass Einzelne, wie etwa aufgebrachte Eltern, sich gegen diese Massnahmen wehren wollen. «Aber ich denke, die meisten werden diese Massnahmen akzeptieren. Vielen Leuten ist bewusst, dass wir etwas tun müssen.»
Selbstverständlich werde die Stadt jedoch in Spezialfällen Rücksicht nehmen. Etwa, wenn Personen aus gesundheitlichen Gründen Kälte nur schlecht ertragen. Für den Rest gilt: «Dann muss man halt Pullover anziehen. Es gibt auch schicke Pullis», meint Borgula mit einem Lachen.
Treppe statt Lift
Mit insgesamt 13 Massnahmen will die Stadt Luzern von November bis März 2023 gut 1,2 Millionen Kilowattstunden Strom einsparen. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von 350 durchschnittlichen Vierpersonen-Haushalten. Dabei setzt die Stadt Luzern vor allem auf eigene, interne Massnahmen.
Nebst den kälteren Büros und Schulzimmern soll etwa auch die Temperatur in öffentlichen, nicht beheizten Gebäuden gesenkt werden. Davon betroffen sind zum Beispiel Garagen oder Lagerhallen. Zudem werden die städtischen Mitarbeiter angehalten, nachts und am Wochenende die Fenster und Rollläden zu schliessen. Auch Warmwasser wird in öffentlichen Gebäuden wo möglich abgeschaltet.
Konsequentes Abschalten fordert der Stadtrat auch bei Geräten: So sollen Computer, Monitore, Drucker und Kaffeemaschinen ausserhalb der Arbeitszeiten komplett abgeschaltet werden. Eigene Kleingeräte wie Heizlüfter dürfen nur noch eingeschränkt benutzt werden. Apropos Energie: Die brauchen Verwaltungsangestellte nun morgens. Denn wenn möglich sollen sie Treppen steigen, statt mit dem Lift fahren.
Wasserturm bleibt dunkel
Ein weiterer Hebel der Stadt ist die Beleuchtung. So bleiben Luzerns Wahrzeichen nachts dunkel. Die Stadt Luzern schaltet die Aussenbeleuchtung öffentlicher und historischer Gebäude nicht ein. Und auch die Weihnachtsbeleuchtung in den eigenen Gebäuden bleibt in diesem Jahr im Keller.
«Wenn alle Stadthaushalte die Temperatur in ihren Wohnungen um ein Grad senken, reduziert sich der Energiebedarf um weitere rund 20 Millionen Kilowattstunden.»
Adrian Borgula, Umwelt- und Mobilitätsdirektor Stadt Luzern
Wie es mit grossen Veranstaltungen wie dem Lilu Lichtfestival oder der Weihnachtsbeleuchtung aussieht, verraten die jeweiligen Vereine an einer separaten Medienkonferenz. Nur so viel: In diesem Jahr dürften sie anders daherkommen. Denn gemäss Stadtrat Adrian Borgula müssen Veranstaltungen im Rahmen des Bewilligungsverfahrens darlegen, welche Energiesparmassnahmen sie geprüft und umgesetzt haben. Zudem behält sich die Stadt Luzern vor, je nach Lage die Bewilligung zu widerrufen.
Die Veranstalter müssen sich gut überlegen, ob sie das Risiko einer Absage in letzter Minute hinnehmen wollen. Denn, wie Borgula auf Nachfrage ergänzt: Eine Entschädigung bei einer Last-Minute-Absage ist nicht vorgesehen.
Vorerst bleibt es beim Appell
Abgesehen von diesen Massnahmen seien der Stadt Luzern grösstenteils die Hände gebunden. So hält sie zwar stadtnahe Organisationen wie die VBL oder die Hallenbad Luzern AG an, Massnahmen zu prüfen. Vorgeben kann sie diese aber nicht, denn im Gegensatz zum Bund könne die Stadt sich nicht auf Notrecht berufen, so Borgula.
Dafür hat beispielsweise die Hallenbad AG bereit angekündigt, die Wassertemperatur bei den Sportbecken um ein Grad zu verringern. Und die regionale Eiszentrum AG wärmt das Eis um 0,5 Grad auf.
Mittels einer internen und externen Sensibilisierungskampagne möchte die Stadt Luzern jedoch die gesamte Bevölkerung zum Energiesparen aufrufen. Denn der Umwelt- und Mobilitätsdirektor Borgula hält fest: «Jede Kilowattstunde zählt.» Bereits kleine Veränderungen könnten viel ausmachen. «Wenn alle Stadthaushalte die Temperatur in ihren Wohnungen um ein Grad senken, reduziert sich der Energiebedarf um weitere rund 20 Millionen Kilowattstunden.»
- Teilnahme an Medienkonferenz Energiesparen Stadt Luzern
- Gespräch mit Adrian Borgula, Umwelt- und Mobilitätsdirektor Stadt Luzern
- Gespräch mit Armida Raffeiner, Leiterin Gemeindeführungsstab
- Medienmitteilung des Schweizer Städteverbands