Diese Zentralschweizer Medien sind schon eingegangen
CH Media stampft per sofort die «Today»-Portale ein. Es ist das jüngste Kapitel in der Geschichte sterbender Zentralschweizer Medientitel. Eine Übersicht.
34 Entlassungen, sechs Portale sind per sofort vom Netz – am Dienstag gab das Medienunternehmen CH Media bekannt, dass es die «Today»-Portale, zu denen zum Beispiel «Pilatus Today» gehört, per sofort einstellt (zentralplus berichtete).
Der Knall weckt böse Erinnerungen. Fast auf den Tag ein Jahr ist es her, dass CH Media einen massiven Stellenabbau bekannt gab (zentralplus berichtete). Rund 140 Stellen wollte das Unternehmen mit Sitz in Aarau einsparen. Schon damals mussten die «Today»-Plattformen Federn lassen. Auch die «Luzerner Zeitung» und die «Zuger Zeitung» waren betroffen. Und es ist nicht das erste Mal, dass Zentralschweizer Medien in Schieflage für Schlagzeilen sorgten.
Werbeeinnahmen stagnieren, andere Einnahmequellen gibt es kaum
Fehlende Einnahmen, knappe Förderung und stagnierende Werbung brachen vor den «Today»-Plattformen schon anderen Medien das Genick. In den Kantonen Luzern und Zug gingen in den vergangenen Jahren mehrere regionale Titel ein.
Als jüngstes Beispiel ist der «Rontaler» zu nennen. Im Dezember ist Schluss mit der Regionalzeitung (zentralplus berichtete). Als Grund hiess es im September: Man müsse der wirtschaftlichen Realität ins Auge blicken. Die Verteilung der Wochenzeitung in den Briefkästen der Luzerner Gemeinden Ebikon, Root, Honau, Dierikon, Gisikon, Buchrain, Adligenswil, Udligenswil und Inwil sei nicht weiter tragbar. Das Problem: Viele der Gemeinden, in denen die Zeitung erschien, wollten sich finanziell nicht daran beteiligen.
Für Aufregung sorgte auch das Aus des «Anzeigers Luzern». Dieser befand sich ebenfalls unter dem Dach von CH Media. Vergangenen Januar verkündete das Medienhaus, dass es die Gratiszeitung einstellt. Die Wochenzeitung, die eine Auflage von rund 69’000 Exemplaren verzeichnete und über Themen in der Stadt und Agglomeration Luzern berichtete, habe eine «ungenügende Wirtschaftlichkeit», schrieb der Verlag damals – notabene nur wenige Wochen nachdem die Entlassungen bekannt wurden (zentralplus berichtete).
Blocher-Rochade, Integration und schliesslich das Ende
Die Liste geht weiter. Nicht nur Luzern, sondern auch Zug musste den Tod von Medientiteln hinnehmen. Im September 2023 verkaufte CH Media die beiden Zeitungen «Zuger Presse» und «Zugerbieter» an die Swiss Regiomedia AG von SVP-Urgestein Christoph Blocher. Sein Unternehmen stampfte die beiden Blätter daraufhin ein und integrierte Teile davon in die «Zuger Woche». In Baar reagierte die Gemeinde auf das Aus der Blätter, indem sie selbst in die Bresche sprang und mit der «Baarer Zytig» eine eigene Zeitung auf die Beine stellte. Seit diesem Sommer kommt diese alle zwei Wochen in die regionalen Briefkästen (zentralplus berichtete).
Auf der anderen Seite des Blocher-Deals übernahm CH Media die «Luzerner Rundschau». Aber: Auch diese gibt es nicht mehr. CH Media integrierte die Zeitung in den «Anzeiger» – und dieser wurde schliesslich wie erwähnt aufgelöst.
Federlassen auch am alternativen Ende des Spektrums
Das Mediensterben in der Zentralschweiz erfasst aber nicht nur die Wochenzeitungen grosser Medienhäuser. Auch am alternativen Ende des Spektrums serbeln die Plattformen. So stellte Ende 2023 das Kultur- und Satiremagazin «Kultz» den Betrieb ein. Seit 2019 war es online. Man habe schliesslich nicht genügend Mitglieder akquirieren und andere finanzielle Mittel aufbringen können, um das Magazin weiterzubetreiben, teilte der Verein, der es herausgab, damals mit.
Anfang 2023 musste das Magazin «echt» den Stecker ziehen. Dies nach zehn Jahren Redaktionsbetrieb. Das Magazin erschien viermal jährlich mit Reportagen, Porträts und Berichten aus der Innerschweiz. Der Grund: Kein Verleger wollte im Geiste des Magazins weitermachen.
Und die Liste könnte noch weitergehen. «Obwalden und Nidwalden Zeitung» (endete 2012), der «Rigi Anzeiger» (endete 2018) oder die «Zentralschweiz am Sonntag» – sie alle gibt es nicht mehr. Sollten Titel, die die vergangenen Jahre in der Zentralschweiz verschwunden sind, in der Aufzählung fehlen, liegt das daran, dass selbst Branchenkenner langsam die Übersicht verlieren.
Wen trifft es als Nächstes und wer bleibt noch übrig?
Mit dem Ende der «Today»-Plattformen hat der Todeszug durch die Zentralschweizer Meidenlandschaft auf jeden Fall ein weiteres, prominentes Opfer gefordert und das immer düsterer werdende Bild der Schweizer Medienvielfalt ist um eine Schattierung dunkler geworden.
Was das genau für die Zentralschweiz bedeutet und welche Pläne grosse Medienhäuser, wie etwa CH Media, weiterverfolgen, bleibt abzuwarten.
Schreibt gerne über harte Fakten und skurrile Aufreger. Seit über zehn Jahren Journalist bei Online, Print und Fernsehen. Für zentralplus schreibt der Wahl-Luzerner seit 2024.