Für Betreiber Wili ist nicht die Krise schuld

Das Sportmonnaie in Luzern schliesst – nach über drei Jahrzehnten

Werner Wili vor seinem Laden: Er hört nach 32 Jahren auf.

(Bild: pze)

Der beliebte Outlet «Sportmonnaie» an der Luzerner Gibraltarstrasse schliesst seine Tore. Nach über drei Jahrzehnten ist Schluss mit Auslaufmodellen aus den Händen von Betreiber Werner Wili. Die Gründe für das Aus sind untypisch – und passen deswegen sehr gut zum unkonventionellen Geschäftsmann.

Die Luzerner Lädeli-Landschaft verliert ein weiteres Original. Der Outlet-Store Sportmonnaie in der Gibraltarstrasse schliesst am 29. September nach 32 Jahren seine Tore. Das Sportartikelgeschäft mit hauseigener Reparaturwerkstatt hat in Luzern über die Jahrzehnte Kultstatus erreicht.

Im Geschäft herrscht dieser Tage reger Betrieb. Viele Kunden haben von der Schliessung Wind bekommen und erhoffen sich noch ein Schnäppchen – oder möchten ganz einfach noch einmal mit ihm sprechen: Werner Wili. Der Luzerner hat den Laden vor über drei Jahrzehnten selber aufgebaut. Von Betrübtheit über das Ende ist bei ihm nichts zu spüren.

Momentan herrscht Ausverkauf:

 

Geld ist nicht der Grund

Der Entscheid, aufzuhören, sei schon länger gefallen, erklärt er. Der Grund ist simpel, sagt Wili: «Ich habe keine Lust mehr.» Der Umsatz habe gestimmt, Geld sei nicht der Grund. «Ich richte mich stets nach dem Credo: Stimmt die Lust, stimmt die Qualität.» Nehme die Lust ab, laufe man Gefahr, dass weniger gut gearbeitet werde.

«Ich habe keinen Plan, was ich nach der Ladenschliessung machen werde.»

Werner Wili, Geschäftsführer Sportmonnaie

Und mit Qualität habe er jahrelang Erfolg gehabt. Das Sportmonnaie hat sich weitum einen Namen gemacht. Die Meinung jedes Kunden zähle, Mund-zu-Mund-Propaganda stelle für den Laden die wichtigste Werbung dar, sagt Wili.

Der Geschäftsmann möchte sein Alter nicht veröffentlicht sehen. «Dann gehen die Spekulationen los: Ist das schon eine frühe Pension? Wie viel Geld hat er mit dem Geschäft verdient?» Solche Diskussionen seien sinnlos, da die Wahrheit ganz anders aussehe.

Vor allem Winterartikel übrig

«Ich habe keinen Plan, was ich nach der Ladenschliessung machen werde», sagt er. Also wird er nichts tun? Sind keine Reisen geplant? Kein neues Projekt? Oder bedeutet das am Ende doch die Pension? Wili winkt ab. «Kein Plan heisst kein Plan. Das bedeutet für mich Freiheit», sagt er.

Die Regale leeren sich.

Die Regale leeren sich.

(Bild: pze)

Seit Juli läuft im Sportmonnaie der Totalausverkauf, die Preise sind um 75 Prozent reduziert. Auf gewissen Regalen macht sich gähnende Leere breit, der Outlet-Store leert sich täglich etwas mehr. Inzwischen sind vor allem noch Winterkleider erhältlich. Skis und Snowboards seien bereits alle verkauft.

«Auslaufmodelle» statt «Restposten»

Auf die Frage, wie er es geschafft habe, über Jahre tiefe Preise zu behalten, lächelt Wili. Das würden immer alle wissen wollen, sagt er. «Viele begreifen nicht: Geld verdient man beim Einkauf, nicht beim Verkauf.» Seine Auslaufmodelle habe er von «sehr lieben Menschen» bezogen.

«Ich hätte den Laden für einen Apfel und ein Ei abgegeben.»

Werner Wili, Gründer Sportmonnaie

Wili will denn auch den Begriff «Restposten» nicht gelten lassen. «Das klingt nach Ramsch. Wenn ich einen modernen Slalom-Ski verkaufe, der sich nur in der Farbe vom neusten Modell unterscheidet, das hat nichts mit Ramsch zu tun.» Heute heisst es auf dem Ladenschild noch: «Outlet». «Bei uns gab es diesen Begriff noch gar nicht, als ich angefangen habe», erinnert sich Wili.

Der Laden: wie ein Kind

Im Mai schrieb das Sportmonnaie auf der Facebookseite, der Laden stehe zum Verkauf. Der Preis: 200’000 Franken. Wili sagt: «Ich hätte den Laden für einen Apfel und ein Ei abgegeben, damit ihn jemand weiterführt.» Interessenten habe er gehabt, Käufer liess sich aber keiner finden. «Inzwischen ist es wohl zu spät», sagt er.

Auch vom Velo-Material ist nicht mehr viel übrig.

Auch vom Velo-Material ist nicht mehr viel übrig.

(Bild: pze)

Wili ist ein unkonventioneller Geschäftsmann. Der Luzerner sagt über seinen Laden: «Ein Unternehmen ist wie ein Kind, es wächst mit den Jahren heran, wenn man es pflegt.» In den letzten Jahren habe das Wachstum stagniert – auf einer guten Grösse. «Wir können 500 Stellenprozente anbieten, bei sechs Wochen Ferien. Das bieten nicht viele Geschäfte.»

Was seine Mitarbeiter nach dem Aus machen werden, könne er nicht sagen. «Sie wissen schon lange, dass der Laden zugeht, und konnten sich entsprechend darauf vorbereiten», sagt er. Bisher habe niemand, der das Sportmonnaie verlassen habe, Probleme bei der Jobsuche gehabt. «Meine Leute wissen, was Arbeiten bedeutet», sagt der Geschäftsleiter.

«Gewerbefeindliche» Behörden

Besonders enttäuscht über das Ende des Ladens werden wohl Polizei und Behörden sein, meint Wili und erklärt: «Die Polizei verteilt viele Bussen vor meinem Geschäft. Parkiert jemand nur kurz vor dem Laden, um seine Skis zum Service zu bringen, gibt’s garantiert eine Busse.» Die Behörden seien leider gewerbefeindlich eingestellt, sagt Wili. Dies sei der Grund, warum vielen Jungen heute das Interesse fehle, einen Laden zu eröffnen.

So endet das drei Jahrzehnte währende Kapitel Sportmonnaie. Sein umtriebiger Geschäftsleiter bleibt Luzern aber erhalten. Er lebe in einer Wohnsituation, die ihm zusage, sagt er kryptisch – was das genau heisse, will er nicht erläutern. Doch man sieht ihm an: Er freut sich auf das Leben nach dem Sportmonnaie.

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