Oktober 2022 möglich gemacht hat.
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Strom zu sparen ist diesen Winter Bürgerpflicht, doch gilt das für alle? Wir haben bei den grössten Stromverbrauchern im Kanton Luzern nachgefragt. Von Notstromaggregaten im Spital bis zu kalten Öfen im Stahlwerk - die Energiekrise trifft jeden.
Ihr habt es euch gewünscht – wir haben nachgefragt. Wer sind die grössten Stromverbraucher in der Region? Und müssen die auch sparen? Die Suche nach Antworten war nicht leicht. Denn in Zeiten der Energiekrise ist ein hoher Stromverbrauch nichts zum Prahlen. Doch wir haben nicht locker gelassen und bei den Unternehmen nachgehakt. Die Antworten könnten unterschiedlicher nicht sein.
Wer verbraucht am meisten im Kanton Zug?
zentralplus hat auch versucht, in Zug nachzuhaken. Dort wollte aber niemand Auskunft erteilen. Die kantonale Energiefachstelle teilte mit, dass sie keine Statistiken über den Verbrauch von Zuger Grossunternehmen habe. Doch anders als im Kanton Luzern wollten auch die Anbieter nicht reden. Die WWZ, alleiniger Stromanbieter im Kanton Zug, teilte auf Anfrage mit, aufgrund des Datenschutzes weder die Firmen noch die Branchen mit dem höchsten Verbrauch bekannt zu geben.
Schon früh wurde klar, dass wir bei der Verwaltung an der falschen Adresse sind. Das Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement teilt auf Anfrage von zentralplus mit, dass die lokalen Netzbetreiber für die Statistiken zuständig seien.
Die Stromversorgung des Kantons Luzern teilen sich die Anbieter CKW und EWL. Der Stromanbieter CKW deckt dabei das Land ab, EWL die Stadt Luzern, Kriens und Schwarzenberg. Zu unserer grossen Erleichterung waren beide Anbieter bereit, mit uns zu sprechen. Und aus dem Nähkästchen zu plaudern.
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EWL betont, dass es sehr aufwendig sei, die grössten Stromverbraucher herauszufiltern. Einige Firmen haben langfristige Verträge mit EWL zur Abnahme gewisser Strommengen, andere beziehen Strom aus dem Verteilnetz. Auch der Datenschutz spielt eine Rolle. «Es ist zwar eine einfache Frage, aber überraschend schwer zu beantworten», teilt Alain Brunner, Kommunikationsbeauftragter von EWL, mit.
Die Top-Vier Stromverbraucher in der Stadt Luzern
Die Branchen mit dem höchsten Stromverbrauch kann EWL trotzdem mitteilen. «Platz eins in der Liste belegt das Gesundheitswesen», so Brunner. Mit ihren Diagnosemaschinen und Geräten verbrauchen sie im Gebiet Stadt Luzern am meisten Strom.
Auf dem zweiten Platz liegt der öffentliche Verkehr, inklusive des Bahnhofs Luzern. Strom zum Antrieb, für die Beheizung der Fahrgastkabinen und des Bahnhofs sowie Beleuchtung und Administration schlagen hier zu Buche.
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Auf dem dritten Platz folgt die Verwaltung. «Also alle Büroräume in der Stadt Luzern, die zur kantonalen und städtischen Verwaltung gehören», ergänzt Brunner. Auch hier sind es vor allem die Beheizung und elektronischen Geräte, die den Stromverbrauch in die Höhe treiben.
Auf dem letzten Platz der Top-Vier Stromverbraucher in Luzern landet die Gastronomie und Hotellerie. Brunner erklärt, dass besonders die Wärmeproduktion stromintensiv ist. Wenn eine Branche also viel Wärme erzeugen muss, wie etwa in grossen Hotelräumlichkeiten oder Grossküchen, macht sich das im Stromverbrauch bemerkbar.
Wenn dem Spital der Strom ausgeht ... passiert nichts
Das Luzerner Kantonsspital (LUKS) will nicht verraten, wie viel Strom sie genau verbrauchen. Die Mitarbeiter seien aber zum Energiesparen aufgerufen worden, schreibt das LUKS auf Anfrage von zentralplus. Weitere Einsparungen gäbe es bei der Gebäudeheizung, und der Gebäude- und Elektrotechnik. Auf den Stationen und bei der kritischen Infrastruktur seien keine Anpassungen geplant.
Dank Notstromaggregate funktionieren Aufzüge und Beleuchtungen nach spätestens 15 Sekunden wieder.
Kommunikationsabteilung Luzerner Kantonsspital
Da das LUKS eine Akutklinik ist, müssen sich die Patienten keine Sorgen machen, dass die Lichter ausgehen. «Der Betrieb in lebenswichtigen Bereichen wie Operationssälen oder Intensivstationen ist dank Batterieunterstützung jederzeit und ohne Unterbruch gewährleistet», teilt das Spital mit. Notstromaggregate würden dafür sorgen, dass auch Aufzüge und Beleuchtungen nach spätestens 15 Sekunden wieder funktionieren. Der Vorrat an Treibstoffen reiche für mehrere Tage.
Grosse Stromverbraucher im Kanton Luzern produzieren Holz, Stahl und Papier
Bei den Recherchen zu den grössten industriellen Stromverbrauchern war schnell klar: besonders energieintensiv ist die Stahlproduktion, die Holzverarbeitung, die Papierherstellung und die chemische Industrie. Im Kanton Luzern stiessen wir dabei immer wieder auf dieselben drei Firmen: Swiss Steel, Swiss Krono und Perlen Papier. Wir haben bei CKW nachgefragt und unsere Vermutung wurde bestätigt. Die drei Giganten gehören zu den grössten Stromverbrauchern in der Region Luzern.
Wir haben den Firmen geschrieben. Wie viel Strom verbrauchen sie? Haben Sie auch schon Strom sparen müssen? Und was passiert, wenn der Strom im Winter knapp würde? Die Antworten zeigen, dass es schwer ist, Grossverbraucher über einen Kamm zu scheren.
Swiss Krono in Menznau
Die Swiss Krono ist ein Anbieter von Holzwerkstoffen. Seine Produkte werden für die Innenausstattung, Fussböden und als Baumaterialien verwendet. Im letzten Geschäftsjahr erzielte der 1966 im Luzernerischen Menznau gegründete Konzern einen Umsatz von zwei Milliarden Franken.
«Falls es zur Kontingentierung kommt, müssen einzelne Anlagen abgestellt werden.»
Herbert Christen von Swiss Krono
Wir haben mit Herbert Christen von Swiss Krono über den Stromverbrauch des Unternehmens gesprochen. Christen ist neben seinem Job bei dem Holzfabrikanten auch Vize-Präsident der Interessengemeinschaft Energieintensive Branchen (IGEB).
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Er teilt mit, dass das Jahr 2022 aussergewöhnlich war. Im Oktober habe die Swiss Krono 10,4 GWh Strom verbraucht. «Das ist um circa 25 Prozent tiefer als in den Vorjahren, da wir energieintensive Bereiche teilweise abgestellt haben», erläutert Christen. Auch die Absaugungen konnten optimiert werden, damit sie weniger Strom verbrauchen. Letztlich sei besonders die Produktion von Spanplatten und Holzfaserplatten stromintensiv. Dort wurde angesetzt.
Die Entscheidung zum Stromsparen fiel aufgrund der Kosten. Durch die steigenden Energiepreise sah sich der Konzern gezwungen, Kosten zu sparen. «Dies ist vor allem eine Marktfrage», betont Christen. Auf den Winter blickt Christen mit Sorge. Falls es zur Kontingentierung kommt, müssten einzelne Anlagen abgestellt werden.
Perlen Papier AG in Root
Die Perlen Papier AG in Root stellt Papier für Magazine und Zeitungen her. Gegründet 1873, ist die Firma mit einer jährlichen Produktion von 560'000 Tonnen Papier schweizweit führend in der Branche. Christian Weber, Chef der Kommunikationsabteilung, gibt bereitwillig Auskunft.
«Die Produktion von Zeitungspapier ist systemrelevant.»
Christian Weber, Kommunikationschef bei Perlen Papier AG
Er teilt mit, dass das Jahr 2022 keine grossen Veränderungen gebracht hätte. «Da die Anlagen rund um die Uhr in Betrieb sind, war der Verbrauch in etwa gleich hoch wie in den Vorjahren», sagt Weber. Konkret ist das ein Stromverbrauch von 600 GWh pro Jahr, der zu 90 Prozent in die Papierproduktion fliesst.
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In den Winter blickt das Unternehmen optimistisch. Durch die Verlängerung der Laufzeiten deutscher Kohlekraftwerke und den Netzanschluss französischer sei die Lage besser, schreibt Weber. Trotzdem hat sich Perlen Papier auf verschiedene Szenarien bei einer möglichen Mangellage vorbereitet. Er betont, dass die Produktion von Zeitungspapier systemrelevant ist - so hatte es der Bund in der Corona-Pandemie beschlossen.
Steeltec AG in Emmen
Die Steeltec AG ist der Schweizer Ableger des internationalen Stahlkonzerns Swiss Steel Group. Der börsennotierte internationale Grossproduzent von Langstahl beschäftigt weltweit 10'000 Mitarbeiter und macht einen jährlichen Umsatz von über drei Milliarden Franken. Sein Firmenhauptsitz ist in Luzern.
«Wir schmelzen mit Strom, nur mit Strom.»
Kommunikationsabteilung der Steeltec AG
Der jährliche Verbrauch der Steeltec AG in Emmen wird nicht bekannt gegeben. «Er ist aber ungefähr so hoch, wie der Verbrauch der Stadt Luzern», teilt ein Sprecher auf Anfrage mit. Der grösste Stromfresser? Das Schmelzen von Altmetall in den Öfen. Mehrere Millionen Tonnen Schrott werden so in Emmen pro Jahr zu Stahl verarbeitet.
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Bei der Steeltec kommen keine mit Koks betriebenen Hochöfen zum Einsatz. Das Unternehmen setzt auf sogenannte Elektrolichtbogenöfen. «Wir schmelzen mit Strom, nur mit Strom», teilt Steeltec mit. Der Vorteil? Während Hochöfen einen Monat brauchen, um abgeschaltet zu werden, geht das bei den Elektroöfen um ein Vielfaches schneller.
«Wir haben vorausschauend eingekauft.»
Steeltec AG
Über den konkreten Stromverbrauch im Jahr 2022 schweigt die Steeltec. Es sei aber «kein nennenswerter Rückgang im Verbrauch festgestellt worden», teilt die Kommunikationsabteilung mit. Auf die Produktion habe die Veränderung auf dem Strommarkt trotzdem Einfluss genommen. «Wir haben versucht, den Strom dann zu nutzen, wenn er günstig ist. Dafür wurden die Öfen immer wieder abgeschaltet, wenn der Strom zu teuer war.»
Auf den Winter schaut das Unternehmen ebenfalls entspannt. «Wir haben vorausschauend eingekauft», meint Steeltec. Aufgrund von langfristigen Verträgen mit Stromanbietern scheint die Versorgung gesichert. Mehr Sorgen bereiten die massiv steigenden Strompreise. So etwas gäbe es in Asien nicht. Jetzt auf dem internationalen Markt zu bestehen, sei «wirklich, wirklich eine schwierige Situation.»
Wird der Strom in Luzern knapp?
Der Bundesrat hat Anfang November bekannt gegeben, dass das Risiko einer Strommangellage im Winter stark gesunken ist. Eine von ihm in Auftrag gegebene Studie zeigt: Die Stromversorgungssicherheit der Schweiz ist besser als gedacht (zentralplus berichtete).
Doch die Luzerner Stromanbieter sind weit davon entfernt, Entwarnung zu geben. «Wenn es sehr kalt wird und zum Beispiel Kernkraftwerke in der Schweiz oder in Frankreich ausfallen, kann die Lage ernst werden», betonte CKW Sprecher Marcel Schmid gegenüber zentralplus.
- Mündlicher Austausch mit Steeltec AG
- Schriftlicher Austausch mit Christian Weber von Perlen Papier AG
- Mündlicher Austausch mit dem Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement Kanton Luzern
- Schriftlicher Austausch mit Herbert Christen von Swiss Krono
- Mündlicher Austausch mit der Energiefachstelle Kanton Zug
- Schriftlicher Austausch mit dem Luzerner Kantonsspital
- Mündlicher Austausch mit WWZ
- Artikel von Swissinfo
- Artikel von «HTR»
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