Fasnacht

Das lokale Gewerbe profitiert

Holzwörm an der Box-WM 2012 (Bild: Emanuel Ammon)

Die Luzerner Fasnacht ist nicht nur urchig und bunt. Sie gehört auch zu den wirtschaftlichen Höhepunkten der Stadt. Rund 10 Millionen Franken werden jedes Jahr in die fünfte Jahreszeit investiert.

Wenn am Schmutzigen Donnerstag der Urknall zur Luzerner Fasnacht ertönt, beginnt für die Angestellten des Stadtkellers ein 24-Stunden-Arbeitsmarathon. 25 Guggenmusigen spielen im Musikrestaurant an diesem Tag. Das bringt Freude für alle und spült Geld in die Kasse des Lokals. Geschäftsführerin Andrea Gehrig: «Die Fasnacht bringt sicherlich Mehreinnahmen, aber keine ausserordentlichen Gewinne. Dies wegen des grösseren Aufwands. An den Hauptfasnachtstagen beschäftigen wir mit zirka 30 Mitarbeitenden dreimal mehr als üblich. Zudem müssen wir häufig zerbrochenes Geschirr und Gläser ersetzen. Und es gibt Securitas vor Ort.» 

Dass das Gastgewerbe aber von der Fasnacht profitiert, bestätigt der Präsident von GastroLuzern, Ruedi Stöckli: «Es ist so, dass im Gastgewerbe während der Fasnacht einiges mehr an Umsatz gemacht wird als an anderen Tagen. Dies vor allem, weil sich viel mehr Menschen in der Stadt aufhalten. Jeder von ihnen konsumiert in irgendeiner Form Getränke und Essen.» Es gäbe jedoch keine Zahlen, mit denen eine Wertschöpfung der Fasnacht im  Gastgewerbe beziffert werden könnte, so Stöckli weiter. 

Willkommene Gäste

So wie die Gastronomie kriegt auch die Hotelbranche ein gutes Stück vom Fasnachtskuchen ab. Im Winter sind die Hotels in Luzern weniger gut ausgelastet als im Sommer. Die Fasnacht bringt zusätzliche Gäste. «Dies sind vorwiegend aktive Fasnächtler und Besucher der Fasnacht. Konkrete Zahlen zu den zusätzlichen Logiernächten gibt es leider keine, da der Aufenthaltsgrund in der monatlichen Statistik nicht erfasst wird», sagt Sibylle Gerardi, Leiterin Kommunikation Luzern Tourismus. Sie gehe aber davon aus, dass die Hotels aller Kategorien von der Fasnacht profitieren. Patric Graber, Präsident von Luzern Hotels, dem Fach- und Berufsverband der Hoteliers der Stadt Luzern, stimmt dem nur teilweise zu. «Es werden zwar alle Kategorien beansprucht, dennoch profitieren nicht alle der 56 Hotels von der Fasnacht. Sei es, weil sie nicht ganz so zentral liegen oder fasnachtsscheu sind.» 

Ausgaben in Millionenhöhe 

Laut einem Wertschöpfungsmodell des Wirtschaftsportals ROI online aus dem Jahr 2009, werden in der Stadt Luzern jährlich 10 Millionen Franken dank der Fasnacht umgesetzt: Dabei geben die rund 2800 aktiven Fasnächtler pro Kopf etwa 1800 Franken für Verpflegung, Kostüme, Masken, Medikamente und weiteres aus. Das sind über fünf Millionen Franken. Zusätzlich kommen geschätzte 4,4 Millionen Franken, die von den 220 000 Zuschauern aufgewendet werden. Wie sich diese Ausgaben auf die Gastronomie, den Detailhandel oder die Hotellerie verteilen, ist aus dem Wertschöpfungsmodell jedoch nicht ersichtlich. 

Klar hingegen ist, wohin die Ausgaben von Luzern Tourismus fliessen. Die Fasnacht wird nämlich in alle Kommunikations- und Marketingmittel im In- und Ausland integriert. Dazu gehören gleichermassen das Web, Broschüren und Newsletter. Zudem werden regelmässig ausländische Medien nach Luzern eingeladen, um über die Luzerner Fasnacht zu berichten. «Die Fasnacht ist vorwiegend für Gäste aus der Region und der Schweiz ein guter Grund für einen Besuch in Luzern. Allerdings wird sie auch in Auslandmärkten immer bekannter», sagt Sibylle Gerardi von Luzern Tourismus.

Wie viel Geld in die Bewerbung der Fasnacht fliesst, ist nicht bekannt. Angesichts der Tatsache, dass die Fasnacht beim aktuellen Jahresthema von Schweiz Tourismus «Traditionen und Brauchtum» eine zentrale Rolle spielt, kann man wohl mit hohen Investitionen rechnen. 

LFK nicht gewinnorientiert

Während das lokale Gewerbe und gar Luzern Tourismus von der Fasnacht profitieren, gibt es einen entscheidenden Partner, der mit dem närrischen Treiben keinen Gewinn generiert. Das Luzerner Fasnachtskomitee LFK, welches sozusagen die Plattform für ausserordentliche Mehreinnahmen in Wintermonaten bietet. «Das LFK finanziert sich im Wesentlichen durch den Erlös der Aktivitäten unter der Egg und der Buobenmatt sowie mit dem Verkauf der offiziellen Lozärner Fasnachtsplakette. Fallen Gewinne an, werden damit wohltätige Institutionen unterstützt. In den letzten Jahren konnte mehrheitlich eine ausgeglichene Rechnung erzielt werden», erläutert Bruno Spörri, Medienchef LFK.

Als Organisatorin der beiden Fasnachtsumzüge investiert das LFK vor allem in die Vorbereitung und Durchführung der Umzüge viel Geld. Zudem werden die zehn besten Umzugsnummern mit namhaften Geldbeträgen von bis zu 4000 Franken oder das Maskenbasteln finanziell unterstützt. Genauere Zahlen sind hier ebenso wenig  in Erfahrung zu  bringen wie bei den eigentlichen Profiteuren der Luzerner Fasnacht. 

Die Stadt kennt Zahlen

Die Stadt Luzern wiederum liefert Zahlen. Gemäss Melchior Bendel, Projektleiter Kommunikation, rechnet die Stadt für die Fasnacht 2013 mit Kosten von rund 355’000 Franken – unter anderem für Reinigung, Entsorgung, Verkehrstechnik und die WC-Anlagen. Dem gegenüber stehen geschätzte Einnahmen von rund 35’000 Franken, die durch die verschiedenen Stände und deren Strombezug generiert werden. 

Doch nun genug der Zahlen. In wenigen Wochen, genauer am 7. Februar ist Schmutziger Donnerstag – Tag der Zunft zu Safran. Dann werden wieder viele tausende Fasnächtler und Besucher in die Innenstadt strömen, mit durstigen Kehlen, hungrigen Bäuchen und müden Geistern.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon