Wohnweise macht viel Geld aus

Das bedeuten die höheren Strompreise in Luzern für dich

Die Strompreise schnellen in die Höhe. Die Luzernerinnen spüren das spätestens ab 2023, wenn neue Stromtarife gelten. (Bild: Adobe Stock)

Die CKW und die EWL erhöhen die Stromtarife. Doch um wie viel erhöht sich deine Stromrechnung konkret? zentralplus hat nachgeforscht.

Das Thema Energie köchelt seit Monaten in den Köpfen der Schweizerinnen. Denn die geopolitische Lage hat die Strompreise rasant in die Höhe schnellen lassen (zentralplus berichtete). Gemäss der CKW haben sich die Marktpreise verzehnfacht. Schon lange absehbar und nun definitiv: Die CKW und die EWL erhöhen ab 2023 ihre Stromtarife (zentralplus berichtete).

Dies jedoch nicht nur wegen des Ukraine-Kriegs und als Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Sondern auch, weil die Konzessionsabgaben der Luzerner Energiedienstleisterinnen an die Stadt schrittweise erhöht werden. Das soll die Klima- und Energiestrategie finanzieren (zentralplus berichtete).

Doch wie viel höher fällt nun deine Stromrechnung aus? zentralplus hat mit dem Preisrechner der EWL die Teuerung von drei Stromtypen berechnet:

... als Single-Haushalt

Als Single ist dein Stromverbrauch grundsätzlich nicht so hoch. Trotzdem spürst auch du die Teuerung im Portemonnaie. Für unsere Berechnungen gehen wir davon aus, dass du eine Öl- oder Gasheizung hast (haben gemäss Lustat fast 90 Prozent aller Wohnungen in Luzern). Und dass du dein Warmwasser ebenfalls mit Öl oder Gas aufbereitest (laut Lustat rund drei Viertel aller Luzerner Wohnungen).

Über den Daumen gepeilt, zahlst du im Jahr 2023 rund 70 Franken mehr.
Über den Daumen gepeilt, zahlst du im Jahr 2023 rund 70 Franken mehr. (Bild: mik)

Der Vergleich im Preisrechner zeigt: Die höheren Stromtarife kosten dich im Jahr durchschnittlich 70 Franken mehr. Also gut sechs Franken pro Monat, ausser du beziehst Solarstrom, da zahlst du jährlich nur 23 Franken mehr.

... als Dreier-WG

Der zweite Stromtyp ist eine Wohngemeinschaft mit drei Personen. Für die Berechnung dieser Stromrechnung gehen wir von den gleichen Annahmen aus wie beim Single-Haushalt. In eurer typischen Stadtluzerner Wohnung heizt und wärmt ihr mit Öl oder Gas.

In der WG-Kasse spürt man die Strompreise schon deutlicher: Hier zahlt man rund 106 Franken mehr pro Jahr.
In der WG-Kasse spürt man die Strompreise schon deutlicher: Hier zahlt man rund 106 Franken mehr pro Jahr. (Bild: mik)

Bei einer WG äussert sich die Teuerung schon etwas deutlicher als beim Single-Leben. Hier zahlst du bei den meisten Stromquellen jährlich 106 Franken mehr. Also gut neun Franken im Monat. Auch hier wieder lohnt sich der Umstieg auf die Solarenergie: Solarbezügerinnen zahlen rund 44 Franken mehr.

... als Familie

Zu guter Letzt blickt zentralplus noch auf Strompreise für eine Luzerner Familie. Hier basiert die Rechnung darauf, dass die Familie in einem Einfamilienhaus wohnt. Und dementsprechend das Waschen und Trocknen über den eigenen Zähler läuft. Auch hier gilt wieder: Das Heizen und die Aufbereitung von Warmwasser läuft über eine Öl- und Gasheizung.

Hier zeigt sich die Stromteuerung deutlich: Eine Familie zahlt durchschnittlich rund 175 Franken mehr.
Hier zeigt sich die Stromteuerung deutlich: Eine Familie zahlt durchschnittlich rund 175 Franken mehr. (Bild: mik)

Bei der Beispielfamilie schlagen die höheren Stromtarife mit rund 175 Franken zu Buche. Beim Solarstrom hingegen mit rund 56 Franken.

... als Kleinunternehmer

Nebst den Haushalten spüren auch die Unternehmen die Strompreise: «Dieser Preisaufschlag kommt effektiv zur Unzeit», hält Gaudenz Zemp, der Direktor des KMU- und Gewerbeverbands Kanton Luzern auf Anfrage fest. «Unternehmen spüren gerade von allen Seiten Kostendruck: Höhere Materialkosten, höhere Benzin- und Heizkosten, Lohnforderungen von Mitarbeitern wegen der Inflation und Fachkräftemangel, Mehraufwände für die Digitalisierung – und nun kommen die Strompreise noch obendrauf.»

Auf dem Papier sähen die 500 Franken monatlich vielleicht nicht nach viel aus. «Aber Unternehmen rechnen Kosten immer mittelfristig. Über fünf Jahre führen die höheren Strompreise zu 30'000 Franken Mehraufwand. Damit hätte sich die Firma ein neues Fahrzeug oder eine neue Maschine leisten können.»

Solaranlagen werden zum Thema

Konkrete Ratschläge für Kleinunternehmerinnen hat Gaudenz Zemp nicht: «Kurzfristig kann man nichts dagegen unternehmen.» Unternehmen ziehen nun aber vermutlich vermehrt eine Photovoltaik-Anlage in Betracht. «Früher hat sich eine PV-Anlage erst nach rund 20 Jahren gerechnet. Diese Zeitspanne verkürzt sich nun und macht die Investition lohnender.» Allerdings müssen Unternehmen mit mindestens einem Jahr bis zur Installation rechnen. Und trotz des hohen Kostendrucks viel Geld in die Hand nehmen – ein Schritt, den nicht jeder machen kann oder will.

Alles in allem führe der Preisaufschlag zu einer zusätzlichen Verunsicherung. «Man fragt sich, ob die Preissteigerung im gleichen Tempo weitergeht. Die Entwicklung ist unklar», so Zemp. Viele Unternehmen sorgen sich auch um Stromlücken und Produktionsausfälle. «Unser Anspruch ist deshalb eine plausible Energieplanung mit mehr Sicherheitsmargen. Man hat zu lange nach dem Prinzip Hoffnung geplant. Die Wirtschaft ist aber auf eine zuverlässige, konstante und zahlbare Energieversorgung angewiesen.»

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung EWL
  • Zahlen von Lustat zur Energieversorgung in der Stadt Luzern
  • Energiespiegel des Kantons Luzern von 2021
  • Telefonat mit Gaudenz Zemp, Direktor des KMU- und Gewerbeverbands Kanton Luzern
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