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Ferien im Wohnmobil oder Büssli boomen. Davon profitieren will auch der Kanton Zug, wo man sich von den Campern eine hohe Wertschöpfung erhofft. Nicht ganz so euphorisch ist man hingegen in der Touristenhochburg Luzern.
Ferien mit dem Büssli oder dem Wohnmobil sind im Trend. Wer durch die Aussenquartiere der Stadt Luzern spaziert, sieht an verschiedenen Orten Menschen, die vor ihren Fahrzeugen sitzen. Sie essen, lesen oder plaudern in ihrer Landessprache.
Dass diese Art von Ferien gerade einen Boom erleben, hat auch die Politik erkannt. Der parteilose Emmer Einwohnerrat Paul Jäger hat dazu einen Vorstoss eingereicht. Er fordert den Gemeinderat auf, Stellplätze für Büssli und Wohnmoblie zu schaffen (zentralplus berichtete).
Zug Tourismus sucht nach willigen Bauern
Aufmerksam beobachtet wird der Trend im Kanton Zug. «Das Thema ist für uns sehr interessant, da die Nachfrage in diesem Tourismusbereich zunimmt und der Trend wohl auch in den kommenden Jahren anhalten wird», sagt Martin Strahm, Marketingleiter bei Zug Tourismus. Grund für diese Zunahme sei unter anderem die Online-Plattform «Nomady», wo Wildcamper unkompliziert Stellplätze auf der ganzen Welt buchen können. Auf eine erhöhte Nachfrage nach Ferien in der Natur deuten ausserdem steigende Absatzzahlen bei Autoherstellern hin.
Laut Strahm ist Zug Tourismus beim Thema Büssli und Wohnmobil diesen Sommer aktiv geworden. «Wir sind seit Juni mit den Betreibern der Online-Plattform im Austausch. Kürzlich haben wir in der Bauernzeitung einen Aufruf gestartet mit dem Ziel, Bauern dazu zu bringen, auf ihren Grundstücken Stellplätze zu realisieren».
Grosse Wertschöpfung für die ganze Region
Obwohl der Rücklauf bisher gering gewesen sei, zeige sich, dass das Interesse bei den Landwirten grundsätzlich vorhanden sei. Lukrativ könnte eine Vermietung für die Bauern sein, weil Camperinnen teils gezielt Hofläden ansteuern. Wie ein Stellplatz ausgestaltet ist, können die Grundeigentümer selber entscheiden. Gemäss Strahm ist von der einfachen Parkmöglichkeit über fliessendes Wasser bis hin zu WCs und Duschen alles möglich.
Würden also vor allem die Bauern vom europäischen Büssli-Boom profitieren? Martin Strahm verneint: «Büssli-Touristen bringen Wertschöpfung in die ganze Region. Es sind Leute, die Geld haben, es gerne ausgeben und auch Restaurants und andere Attraktionen besuchen.»
«Man geht im Tourismus davon aus, dass dieser Trend anhält.»
Sibylle Gerardi, Luzern Tourismus
Auch Ausflüge nach Luzern oder auf den Stoos erachtet Strahm als interessant für die Camper. «Damit alle gleich lange Spiesse haben, wird für die Benutzung der Stellplätze auch die Kurtaxe eingezogen, wie das in den Hotels der Fall ist», sagt Strahm. Auch diese werde von den Camperinnen ohne Weiteres bezahlt. Es gehe darum, frühzeitig Wildwuchs zu verhindern. Die meisten Gäste kommen laut Strahm aus der Schweiz und dem umliegenden Ausland.
«Eine Konkurrenz zur Hotellerie sind die Büssli-Touristen ohnehin nicht. Viele dieser Leute machen auch mal Ferien in Hotels», betont Strahm. Deshalb bleibe die Hotellerie auch weiterhin das wichtigste Geschäftsfeld von Zug Tourismus. Zumal sich auch der für den kleinen Wirtschaftskanton wichtige Geschäftstourismus langsam aber sicher erhole.
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Luzern Tourismus ist eher zurückhaltend
Und wie reagiert Luzern auf den Büssli-Boom? «Man geht im Tourismus davon aus, dass dieser Trend anhält, da er grundsätzlich Bedürfnisse wie das Outdoor-Erlebnis und grosse Flexibilität abdeckt.» Das schreibt auf Anfrage Sibylle Gerardi, Kommunikationsverantwortliche bei Luzern Tourismus.
Auch am Vierwaldstättersee geht man davon aus, dass mit den Büssli-Touristinnen eine grosse Wertschöpfung in verschiedenen Bereichen erzielt werden kann. Obwohl sie kleiner sei, als bei anderen Gästesegmenten. Glücklich sei deshalb, wer entsprechende Angebote hat, welche die anderen Unterkunftsangebote ergänzen.
Dennoch zeigt sich Luzern Tourismus, im Gegensatz zu den Zuger Kollegen, eher zurückhaltend. Was daran liegen dürfte, dass sich die Region anders ausrichtet als Zug, das insbesondere auf den Erlebnistourismus- und Outdoor-Tourismus setzt: «Das Know-how zu Fragen bezüglich Standorten und Infrastruktur von Wohnmobil-Stellplätzen gehört nicht zu unseren Kompetenzen als Marketingorganisation. Dies liegt im Ermessen der Behörden von Stadt und Gemeinden», hält Gerardi fest.
Sie betont, dass das Reisen im Büssli oder Wohnmobil vergleichsweise unökologisch sei, weil «nur» eine bis vier Personen zusammen unterwegs seien. «Das ergibt pro Person eine grössere Belastung als dies bei Gruppen im Reisecar oder bei Einzelgästen, die mit ÖV Reisen, der Fall ist», so Gerardi.
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