Luzerner zu den Gründen für unbezahlte Rechnungen

Betreibungen auf dem Bürgenstock: Handwerker kritisieren Kollegen

Klotz: Das neue Bürgenstock-Hotel, 5 Sterne Superior.

(Bild: mam)

Während einige Zentralschweizer Betriebe über ausbleibende Zahlungen für Arbeiten auf dem Bürgenstock klagen, sieht das die Luzerner Konkurrenz ganz anders. Verantwortlich sei nicht der Auftraggeber – stattdessen seien die Handwerksbetriebe selbst Schuld, wenn ihre Rechnungen zu spät oder gar nicht bezahlt werden.

Das Bürgenstock-Resort kämpft mit Altlasten. Obwohl bereits seit Monaten in Betrieb, sind weiterhin Betreibungen in Millionenhöhe offen, dies aufgrund unbezahlter Rechnungen auf der Grossbaustelle (zentralplus berichtete). Vor rund einem Monat waren Forderungen von gegen 4,7 Millionen Franken auf dem Betreibungsregisterauszug des Bürgenstock-Resort vermerkt. Nun konnte man diese Zahl laut Bürgenstock-Sprecher Jonas Reif auf unter vier Millionen reduzieren.

Doch weshalb zahlt das Luxus-Resort die Handwerker nicht? Laut Reif hat das zwei Gründe: Einerseits weil verschiedene Handwerker mehr in Rechnung gestellt haben, als vertraglich vereinbart. Andererseits aufgrund unsachgemäss erledigter Arbeiten: «Wir können erst bezahlen, wenn die Mängel behoben werden. Da stehen wir in der Verantwortung gegenüber den Investoren.»

Handwerker arbeiteten unsorgfältig

Reif betont, dass es verhältnismässig sehr wenige Betreibungen sind für ein Investitionsvolumen von über 550 Millionen Franken. «Die ausstehenden Rechnungen belaufen sich auf weniger als ein Prozent aller Zahlungen. Das ist ein sehr kleiner Anteil.»

«Auf der Baustelle gab es immer wieder Arbeiter die unsorgfältig arbeiteten und Fehler machten.»
Erich Troxler, Troxler Haustechnik

Tatsächlich gibt es auch Handwerker, die das Bürgenstock-Resort loben. Unter anderem der Willisauer Unternehmer Erich Troxler: «Wir waren über zweieinhalb Jahre vor Ort. Keine einzige Rechnung wurde zu spät bezahlt.» Er ist mit der Bauherrschaft zufrieden – hat aber einige Fragezeichen was die Professionalität einiger Handwerker auf der Baustelle betrifft.

Der Inhaber der Firma Troxler Haustechnik erstellte die gesamten Sanitäranlagen im 5-Sterne-Hotel Bürgenstock für rund 5 Millionen Franken. «Auf der Baustelle gab es immer wieder Arbeiter, die unsorgfältig arbeiteten und Fehler machten.» Zahlreiche Aufgaben seien an Sub-Unternehmer vergeben worden – eine gängige Praxis (zentralplus berichtete).

Das Bürgenstock Hotel ist das Herzstück des neuen Resorts.

Das Bürgenstock Hotel ist das Herzstück des neuen Resorts.

(Bild: les)

Geringer Umfang an Betreibungen

Oft seien neben ungenügender Schulung auch sprachliche Probleme aufgefallen: «Viele Arbeiter konnten kein Wort Deutsch sprechen», sagt Troxler. Wenn Rechnungen nicht bezahlt würden von der Bauherrschaft, könne das damit zu tun haben, dass «Pfuscherei» betrieben wurde.

«Es gab Koordinationsprobleme jedoch wurden diese in Eigenregie mit dem Bauherr bereinigt.»

Manuela Saltori, Elektrolux

Ins gleiche Horn stösst René Schwertfeger, Geschäftsführer der Firma Kälte Bucher. Auch er ist auf keiner Rechnung sitzen geblieben. Das Unternehmen aus Rain hatte gegen eine Million Franken an gewerblichen Kühlern installiert auf dem Bürgenstock. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass den Investoren das Geld ausgeht.» Im Gegenteil: Wie Reif beurteilt Schwertfeger die Höhe der Betreibungen als verhältnismässig gering. Man höre nur die Klagen der Handwerker, wenn Rechnungen nicht bezahlt würden, aber nicht, was die Gründe dafür seien.

Ausstehende Zahlungen als Druckmittel

Stattdessen vermutet Schwertfeger hinter den ausbleibenden Zahlungen mangelhaft ausgeführte Arbeiten. Er kann sich an einen Fall erinnern, als eine gesamte Kühlzellenkombination aufgrund eines Wasserschadens auf dem Bürgenstock ausgebaut werden musste. «Jemand auf der Baustelle vergass den Hahnen abzudrehen beim Feuerlöschposten und der Raum wurde über Nacht geflutet.»

Das dürfte zu hohem Sachschaden geführt haben. «Ich würde ebenfalls nicht bezahlen als Unternehmer, wenn grössere Auftragsbestandteile noch nicht sauber erledigt wurden», sagt Schwertfeger. «Hat man erst einmal bezahlt, dann verliert man Druckmittel, damit die Sachen in Ordnung gebracht werden.»

«In der Schweiz fehlen die Fachleute auf dem Bau – alle wollen im Büro arbeiten.»
René Schwertfeger, Geschäftsführer Kälte Bucher

Die schwedische Firma Electrolux versorgte die exklusive Tourismus-Destination oberhalb Luzerns mit Geräten und Herde für die Grossküchen für gegen drei Millionen Franken. Laut Sprecherin Manuela Saltori am Standort Sursee musste man keine Betreibungen senden – problemlos gingen die Arbeiten jedoch nicht vonstatten. «Es gab Koordinationsprobleme, jedoch wurden diese in Eigenregie mit dem Bauherr bereinigt», berichtet Saltori. Für die Montage hat die internationale Gruppe teilweise mit Dritten gearbeitet.

Personalmangel plagt Baugewerbe

Schwertfeger sieht das Problem in einem grösseren Kontext: «In der Schweiz fehlen die Fachleute auf dem Bau – alle wollen im Büro arbeiten.» Gleichzeitig stiegen die Anforderungen an die Handwerker. «Da öffnet sich eine Schere, die sehr kritisch ist», sagt der Geschäftsführer. Entsprechend steige die Fehlerquote. Immer jünger würden die Arbeitnehmer auf dem Bau – kaum ein Monteur hat langjährige Erfahrung auf der Baustelle. «Das kostet die Wirtschaft sehr viel Geld», sagt Schwertfeger.

Wurde bei der Vergabe von Aufträgen zu wenig genau hingeschaut? «Auf keinen Fall, das Projektmanagement war äusserst professionell», sagt Bürgenstock-Sprecher Reif. Er rechnet damit, dass alle Betreibungen im Dialog bereinigt werden können: «Bis jetzt ist kein Fall vor Gericht gelangt». Laut Reif gehen nur wenige hunderttausend Franken der noch bestehenden Betreibungen auf Mängel zurück. Die Mehrheit der zurückbehaltenen Summe beziehe sich auf willkürliche Mehrrechnungen, die man so nicht bezahlen könne.

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