Bilanz: Die 300 Reichsten 2022

Absturz und Aufstieg der reichsten Luzerner und Zuger

Die Luzerner Reichen hatten 2022 mehr Erfolg als jene aus Zug. (Bild: Pixabay)

Wie jedes Jahr veröffentlicht das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» ihr Goldheft mit den 300 Reichsten der Schweiz. zentralplus verrät dir, bei welchem Luzerner es steil bergauf ging – und bei welchem Zuger rasant bergab.

Das Vermögen der 300 reichsten Personen in der Schweiz hat 2022 gerade mal um stolze 825 Millionen Franken abgenommen. Das entspricht aber nur 0,1 Prozentpunkten ihres Gesamtvermögens. 2021 waren diese trotz Corona-Pandemie noch um 16 Prozent gestiegen (zentralplus berichtete). Jede und jeder einzelne der aktuell 300 Reichsten der Reichen in der Schweiz besitzt im Durchschnitt 2737 Millionen Franken. Was diese Summe bedeutet, sprengt jegliches Vorstellungsvermögen.

Zuger verlieren, Luzerner gewinnen mehrheitlich

Wie zu erwarten, mischen die in Zug ansässigen Superreichen in der «Bilanz»-Liste kräftig mit. Aber weder zählen sie zu den Gewinnern noch sind unter den zehn Neuzugängen in der Liste Unternehmerinnen und Investorinnen mit Zuger Domizil zu finden. Im Gegenteil: Einige mussten Federn lassen.

Um satte 3 bis 4 auf noch 7 bis 8 Milliarden Franken haben die Vermögenswerte von Marcel Erni, Alfred Gantner und Urs Wiedlisbach abgenommen. So gut sich die Partners Group auf das Kaufen, In-Schuss-Bringen und Wieder-Abstossen von Firmen versteht: Die Inhaber des Unternehmens sind im Anlagemarkt heftigen Börsenturbulenzen ausgesetzt.

Der Swiss Market Index, der die 20 wichtigsten börsenkotierten Schweizer Unternehmen in einem Korb zusammenfasst, hat dieses Jahr 14 Prozentpunkte verloren. Wie die «Bilanz»-Redaktion festhält, wurden im vergangenen Jahr bei den Reichsten vor allem Börsenwerte verbrannt.

Vermögen von Schindler hat sich halbiert

Auch Luzern hat einen Streifschlag erlitten. Schweizweit am meisten Vermögen verloren haben laut «Bilanz» die Familien Schindler und Bonnard. Der Aufzugs- und Fahrtreppenhersteller mit Firmensitz in Ebikon und Steuersitz in Nidwalden beschäftigt im Kanton Luzern 4800 Mitarbeiter. Noch besitzen die Familien 9-10 Milliarden Franken, doch 7 Milliarden sind weggeschmolzen. Die Auftragsbücher des grundsolid aufgestellten Liftherstellers dürften sich laut «Bilanz» im Nachgang zu den aktuellen Krisen wieder füllen.

Auch das Geschäft der im Textilhandel tätigen Familie Brenninkmeijer läuft mit der C&A so schlecht wie nie. Für die Modekette mit 1300 Filialen in 18 Ländern läuft ein Rettungsplan. Doch sei das Portfolio der Familie längst genug breit diversifiziert. Noch immer belegt die Familie mit Wohnsitzen in Zug, Zürich, Luzern und Schwyz mit ihren 13-14 Milliarden Franken Platz 13 im Ranking der Reichsten in der Schweiz. Unverändert stehen die Gebrüder Kamprad (IKEA) mit 54 bis 55 Milliarden Franken an der Spitze.

Ukrainekrieg trifft Viktor Vekselbergs Vermögen schwer

Empfindliche Buchverluste musste auch der in Zug ansässige gebürtige Ukrainer Viktor Vekselberg (65) hinnehmen. 1,2 Milliarden Franken habe der Grossaktionär der Industriekonzerne Sulzer, Medmix oder OC Oerlikon bei seinen privat gehaltenen Industriebetrieben, Minen und Flughäfen im von der Rezession geplagten Russland abschreiben müssen. Mit 6-7 Milliarden Franken Vermögen liegt er schweizweit noch immer in den Top 40 und in Zug auf Platz drei.

Die weiteren gelisteten Zuger Topvermögen: Hans Peter Wild, Inhaber der Capri-Sun-Holding, hat leicht zulegen können und verfügt neu über 3,5-4 Milliarden Franken. Familie Burkhard, Bauchemie und Industriewerkstoffe – Stichwort Firma Sika – kommt auf 3 bis 3,5 Milliarden Franken. Die Uhrenherstellerfamilie Hayek mit Verbindungen zu Zug erreicht mit einem leichten Plus ebenfalls 3 bis 3,5 Milliarden Franken. Insgesamt widmet das Magazin 17 Zuger Familien oder Einzelpersonen mit einem Vermögen von mindestens 100 Millionen Franken ein Kurzporträt.

Alpstäg bringt Swisspor und Swisspearl zum Florieren

So umstritten Bernhard Alpstaeg (77) als Mehrheitsaktionär bei den Fans des FC Luzern sein mag: Als Unternehmer haben er und sein Bruder Georges einen exzellenten Riecher: Swisspor und Swisspearl florieren, die steigende Nachfrage nach energieeffizienten Gebäudehüllen lässt den Umsatz anschwellen. Das Vermögen der Brüder wird auf 1 bis 1,5 Milliarden Franken geschätzt.

Weniger im Brennpunkt des öffentlichen Interesses steht der wirtschaftlich erfolgreichste Luzerner Unternehmer Martin Häfner (68). Er figuriert auf Platz zehn der schweizweit grössten Aufsteiger 2022. Sein Autohandel- und Importunternehmen AMAG bewegt sich in Windeseile in Richtung Klimaneutralität. Zudem hat er in eine Perle investiert: Sein Engagement als Ankerinvestor von Climeworks sei über 3 Milliarden Franken wert. Climeworks ist eine Schweizer Firma, die weltweitend führend im Bereich der CO₂-Bindung ist – einer Technologie, die mit Blick auf den Klimawandel Gold respektive Milliarden wert ist.

Unter den reichsten Luzernern figurieren auch die Familien von Finck (Immobilien, Beteiligungen) mit 7-8 Milliarden Franken. 5 bis 6 Milliarden Franken werden der Familie Hult, der Inhaberin der Sprachschule EF Education First zugeschrieben. Sie bietet Ukrainerinnen und Ukrainern aktuell gratis die Sprachlern-App EF English Live an.

Bucherer wächst – und sorgt in New York für Furore

Und wie geht es dem Uhren- und Schmuck-König Jörg Bucherer (86) der den Luzerner Schwanenplatz seit Jahren zum Touristenhotspot macht? Laut Bilanz sehr gut – trotz Tourismuskrise.

Das Uhrengeschäft brummt. Und zwar nicht nur in Luzern, sondern zunehmend auch wieder international. Bucherer soll mit seinem neuen Flagship-Store in New York einen hippen Anziehungspunkt für Uhren-Aficionados geschaffen haben. Sein Vermögen wird auf 2 bis 2,5 Milliarden Franken geschätzt. Die «Bilanz» listet insgesamt 16 Einzelpersonen oder Familien aus Luzern mit einem Vermögen von mindestens 100 Millionen Franken.

Verwendete Quellen

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 25.11.2022, 16:03 Uhr

    «Sein Autohandel- und Importunternehmen AMAG bewegt sich in Windeseile in Richtung Klimaneutralität. » – Wer ausser dem Amag-Pressesprecher glaubt das? Jahrzehntelang Millionen und Milliarden gescheffelt mit dem Verkaufen von Benzin- und Dieselkärren, obendrein Heerscharen von Kunden mit manipulierten Dieseln gelinkt, die noch viel mehr Dreck rausblasen, und natürlich jede Entschädigung verweigert. Dann kauft man Helion und nennt sich «klimaneutral». Als nächstes postet Philip Morris die Krebsliga und macht auf «Gesundheit» …

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