Neues Quartettspiel lädt in 32 Luzerner Bars

«Wir wollten etwas Handfestes und keine App»

Michael Waber (links) und Philippe Scheidegger spielen gern Quartett und lieben Bars.

(Bild: jal)

Quartette dürften im digitalen Zeitalter zu einer aussterbenden Gattung gehören. Zwei Burgdorfer setzen aber genau darauf: Sie haben ein Luzerner Barquartett entwickelt. Ein Spiel, dessen Karten man als Gutscheine einlösen kann. Dafür zogen sie drei Tage lang um die Häuser – und mutierten innert Kürze zu Luzerner Ausgangsexperten.

In Zeiten von Playstation, «PokémonGo» und «CandyCrush» wirkt das klassische Quartett wie ein Dinosaurier. Und doch setzen Philippe Scheidegger (25) und Michael Waber (26) auf das Spiel, das wohl letztmals in den Kinderstuben ihrer Eltern populär war. Die beiden Berner haben das Luzerner Barquartett erfunden, das seit wenigen Tagen erhältlich ist.

Statt Autos oder Berge sind auf den Karten 32 Luzerner Bars, Cafés, Clubs und Restaurants verzeichnet. Wird bei den traditionellen Spielen um die Pferdestärke oder die Höhe über Meer gefochten, sind beim Barquartett die Bierpreise, das Gründungsjahr des Lokals oder die Nähe zum Bahnhof Trumpf.

Doch beim Spiel allein soll es nicht bleiben: Beim Barquartett gilt jede Karte gleichzeitig als Gutschein, einzulösen in der jeweiligen Bar. So kriegt man beispielsweise im Blend Teehaus in der Altstadt gratis ein Stück Kuchen zum Tee, in der «Nachbar» in der Neustadt zwei Biere oder Prosecco für den Preis von einem und in der Gewerbehalle an der Baselstrasse zwei Konzerttickets für eines. Die Karte wird beim Einlösen vor Ort abgestempelt und kann zurück ins Set.

Dreitägige Beizentour

Mit ihrem Barquartett Bars2Be haben die beiden Burgdorfer Philippe Scheidegger und Michael Waber bereits in Bern und Zürich Erfolg gehabt. Dass nun Luzern an der Reihe ist, hat «emotionale Gründe», wie Michael Waber sagt. Seine Grosseltern stammen aus Luzern, er kannte daher die Stadt und auch bereits einige Lokale.

«In Tschuppi’s Wonderbar ist jeder schon mal versumpft.»

Philippe Scheidegger, Gründer Bars2Be

Während drei Tagen zogen die beiden durch Luzerns Tag- und Nachtleben, um die passenden Lokale zu finden. Klingt anstrengend, doch Waber sagt schmunzelnd: «Das ist der Teil, den wir jeweils recht gerne machen.»

Nach welchen Kriterien wurde ausgewählt? «Wir müssen jede Bar problemlos empfehlen können», sagt Waber. Freundliche Bedienung, ein gutes Angebot und ein schönes Ambiente sind wichtig. Aber vor allem eines: «Wir wollen das Herzblut spüren, das jemand in ein Lokal steckt.» Und Scheidegger ergänzt: «Wir wollen keine Lokale, die alleine von ihrem Standort leben können.» Lieber eine Bar eines Quereinsteigers, der sein eigenes Bier braut als eine Gastrokette, die das Produkt einer Grossbrauerei ausschenkt.

Unterstützung von Wasser für Wasser

Die beiden Burgdorfer fragten bei den ersten paar Bars auch nach Empfehlungen für weitere. «90 Prozent nannten das Houdini», sagt Scheidegger, der in Bern im Master Rechtswissenschaften studiert. Und auch Tschuppi’s Wonderbar, das merkten sie bald, muss rein. «Die Bar ist eine Legende. Offenbar ist dort jeder schon mal versumpft.»

Jede Spielarte ist zugleich ein Gutschein, der in den Lokalen eingelöst werden kann.

Jede Spielarte ist zugleich ein Gutschein, der in den Lokalen eingelöst werden kann.

(Bild: jal)

Trotz allem bestand die Arbeit der letzten vier Monate aber nicht nur aus leichtfüssigem Umherziehen durch Luzerns Gassen. «Am Anfang müssen wir jeweils viele Klinken putzen», sagt Waber. Denn den zwei jungen Burgdorfern fehlten die Kontakte zu genügend Luzerner Beizern und Barbetreibern. Zu Hilfe kam ihnen das Luzerner Projekt Wasser für Wasser, auf dessen Logo sie in vielen Lokalen stiessen – und das sich in Bern etablieren will. Man tauschte Kontakte aus, half sich gegenseitig beim Vermitteln von Lokalen. Und so reihten sich nach und nach 32 Bars in die Liste von Scheidegger und Waber.

Verlosung: Gewinne ein Barquartett

zentralplus verschenkt vier Spielsets des Luzerner Barquartetts Bars2Be. Hier geht’s zur Verlosung. Teilnahmeschluss ist am Sonntag, 13. November, 23 Uhr. Die Gewinner werden ausgelost und per E-Mail informiert.

Teilnahmeberechtigt sind alle Community-Mitglieder von zentralplus. Mit einer Teilnahme erklären Sie sich mit unseren AGB einverstanden.

«Auf Anhieb war eine grosse gegenseitige Begeisterung für das jeweilige Projekt vorhanden», sagt Lior Etter, Co-Geschäftsführer bei Wasser für Wasser. Beeindruckt habe ihn besonders die grosse Wertschätzung für lokale Gastroinstitutionen, die eine Stadt prägen. «Dies zu verbinden mit einem so simplen Gesellschaftsspiel wie Quartett – einfach eine tolle Idee», sagt Etter.

Man hat sich gefunden: Ein Teil des Verkaufspreises fliesst in Wasser-für-Wasser-Projekte in Sambia. Wie viel, stehe aber noch nicht fest, so Scheidegger. «Wir denken an 1 Franken pro verkauftes Set oder einen Pauschalbetrag.»

«So werden einige Leute unsere Bar neu entdecken. Gleichzeitig lernen unsere Stammkunden die vielfältige Barlandschaft in Luzern kennen.»

Rolf Tschuppert, Tschuppi’s Wonderbar

Die meisten Lokale spendieren ein zweites Bier oder einen zweiten Kaffee beim Kauf von einem. Sie bestimmen selber, was sie offerieren, bezahlt werden sie dafür aber nicht. Was bringt ihnen das Ganze? «Wir machen damit natürlich auch Werbung für sie», sagt Philippe Scheidegger. Zudem bescherten ihnen die 2-für-1-Aktionen mehr Gäste, sodass die Rechnung am Ende aufgehe.

Viele machen auch einfach aus Sympathie mit – so etwa Rolf «Tschuppi» Tschuppert. «Ich unterstütze dieses Projekt, weil ich es eine gute Idee finde», sagt der Inhaber von Tschuppi’s Wonderbar. «So werden bestimmt einige Leute unsere Bar neu entdecken und gleichzeitig werden Stammkunden von uns die vielfältige Barlandschaft in der Stadt Luzern kennenlernen.»

«Es ist für uns auch eine gute Möglichkeit, Werbung zu machen.»

Doris Hafenmayer, CrazyCupCake Café

Auch beim Teehaus Blend in der Altstadt freut man sich, dass mit dem Spiel die Luzerner Lokale bekannter werden. Und der holländischen Inhaberin Bloem Mustafa gefällt die Idee des Barquartetts: «Wir haben mitgemacht, weil Blend wie eine Stube der ideale Ort für Gesellschaftsspiele ist und es deswegen einfach genau passend war.»

Doris Hafenmayer vom CrazyCupCake Café im Bruchquartier lobt, dass das Barquartett über die üblichen Gutscheine hinausgehe. «Man hat auch bevor und nachdem man die Gutscheine einlöst, noch etwas vom Spiel», sagt Hafenmayer. Zudem sei es für ihr Café auch eine gute Möglichkeit, Werbung zu machen.

Neidisch auf Luzerns Barszene

Am Ursprung der Idee stand der Umzug von Waber und Scheidegger nach Bern. «Wir sassen immer in dieser einen Bar, bis wir uns mal sagten: Ist ja eigentlich schade.» Sie zogen aus, um die Beizen Berns zu entdecken, und merkten, dass viele Lokale versteckt sind. «Wir wollten das bekannt machen, aber nicht mit einer App, sondern mit etwas, das man in den Händen hält und verschenken kann.» Etwas Analoges sollte es also sein. Irgendwann kam die Idee, ein Quartett zu drucken.

«In Luzern gibt es Ecken, in denen das Nachtleben noch akzeptiert ist.»

Michael Waber, Gründer Bars2be

Die anfänglichen Reaktionen fielen sehr positiv aus, die ersten Exemplare waren bald ausverkauft – und so zog die Idee immer grössere Kreise. In Bern, dem Ausgangspunkt, ist das Produkt inzwischen auch in der Buchhandlung Orell Füssli erhältlich. In Luzern ist das Quartett, das 29 Franken kostet, bei den beteiligten Lokalen zu beziehen (siehe Liste am Ende des Artikels).

32 Bars, Cafés und Clubs konnten Philippe Scheidegger (links) und Michael Waber für ihr Quartett gewinnen.

32 Bars, Cafés und Clubs konnten Philippe Scheidegger (links) und Michael Waber für ihr Quartett gewinnen.

(Bild: jal)

In Bern und Zürich sei die Auswahl riesig gewesen, sagen Scheidegger und Waber. In Luzern erwarteten sie darum grössere Schwierigkeiten, 32 Bars zu finden. «Doch das Angebot ist für die Grösse der Stadt fast beneidenswert.» Auch die Toleranz in Luzern überraschte die beiden. «Mir gefällt das Gebiet rund um die Gewerbehalle an der Baselstrasse», sagt Waber. «Eine Ecke, wo das Nachtleben noch akzeptiert ist. In Bern wäre das so nicht möglich.» Allerdings merke man, dass die Clubs es zurzeit relativ schwierig haben. «Dafür boomen Bars, die auch mal einen Brunch, ein Mittagessen oder kleine Konzerte anbieten.»

Hoffen auf Weihnachtsgeschäft

1000 Luzerner Barquartette sind gedruckt. Die beiden machen keinen Hehl daraus, dass sie auf ein gutes Weihnachtsgeschäft hoffen. «Natürlich besteht ein wirtschaftliches Interesse von unserer Seite, schliesslich investieren wir jeweils enorm viel Zeit in ein neues Quartett», sagt Michael Waber, der Wirtschaft studiert hat und das Barquartett als Hobby nebst seinem Vollzeitjob stemmt.

«Irgendwann können wir die perfekte Bar eröffnen.»

Michael Waber, Gründer Bars2be

Gleichzeitig sei es aber auch spannend, neue Städte kennenzulernen – an Orten, wo sie lebt. «In unseren Gesprächen mit den Barbetreibern erfahren wir oft sehr viel über die Städte.» Und ganz am Ende winkt für Philippe Scheidegger und Michael Waber noch ein weiteres Plus: «Durch all die Quartette können wir irgendwann die perfekte Bar eröffnen.»

 

Diese 32 Lokale sind mit dabei

Meyer Kulturbeiz, Jazzkantine, Treibhaus, CrazyCupCake Café, Neubad, Car-Bar Max, The BruchBrothers, Buvette im Inselipark, Pastarazzi, Schüür, Sedel, Parterre, Madeleine, Bettstatt-Bar, Südpol Bistro, Peperoncini Obergrund, The Phrontistery, Haifish Bar, Chez Cassis, Tschuppi’s Wonderbar, Das Schwarze Schaf, Das Weisse Schaf, Blend Teehaus, Nachbar, Gewerbehalle, Eichhof Garten, Uferlos, Bourbaki, Volière, Houdini, El Barrio, Gartenhaus 1313.

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