Luzern: Aus «Meyer» wird «Houdini»

«Wir wollen mehr Frauen»

Geschäftlich ein Paar: Anouschka Barrus und Sandro Hodel (Bild: ybi)

Das Leben im ehemaligen «Meyer» geht weiter: Als Gastgeber wirten neu «Barkoryphäe» Anouschka Barrus und Sandro Hodel. Sie entfesseln diesen Freitag das «Houdini», eine fast schon grossstädtische kleine Bar. Raucher müssen sich zwar neu orientieren, aber nur zum Teil.

Die hohen Glasfenster sind noch mit Papier verdeckt, doch der Schriftzug «Houdini» klebt schon in Grossbuchstaben an der Scheibe und kündigt Luzerns neustes Bar-Baby an. Einzig das Meyer Schild erinnert an nicht allzu ferne Zeiten (zentral+ berichtete). Innen herrscht Chaos vor dem Sturm: Kabel, Kisten, Kessel und Krimskrams. Als Erstes fällt die Bar ins Auge: Das braune Holz ist einem poppigen Blau gewichen, und die Abstellfläche strahlt nun im silbernem Chromstahl. «Ich mag den Klang, wenn man das Glas auf den Tresen stellt», sagt Sandro Hodel und demonstriert den hellen, metallig klingenden Ton.

Wirtepaar per Zufall

Dass Anouschka Barrus und Sandro Hodel, beides erfahrene Barleute, gemeinsam Meyers Nachfolger werden, ist Zufall: «Domi Meyer, mit dem wir befreundet sind, hat uns unabhängig voneinander angefragt», erzählt Barrus. Als sie dies herausfanden, haben sie sich entschieden, es gemeinsam anzupacken.

Die beiden kennen sich, seit sie mit 14 auf dem Töffli durch Kriens düsten, Hodel vorne, Barrus auf dem Rücksitz. Barrus, die vom «Kulturmagazin» kürzlich als Barkoriphäe bezeichnet wurde, spielte mit 20 in einer Frauenband mit Proberaum im Sedel. «Wenn man die Miete nicht zahlen konnte, musste man halt hinter die Bar stehen», erinnert sie sich lachend. So hatte das angefangen. Auf ihrem Streifzug durch die Luzerner Barlokale – Magdi, Seebadi, UG, Neustädtli und am Schluss als Barchefin im Südpol – ist sie auch Hodel immer wieder begegnet. Dieser rutschte nach seiner Elektrikerlehre durch das Restaurant Hopfenkranz in die hiesige Gastroszene und arbeitete zuletzt an der Buvette. 

Nun folgt ihre «Entfesslung», ganz wie es Houdini, der diese Kunst wie kein Zweiter beherrschte, getan hätte: «Wir wollen uns befreien und aus diesem Raum etwas eigenes machen», schwärmt Barrus. Der Traum, der nun in Erfüllung geht, wäre ohne die finanzielle Unterstützung von Kollegen und Verwandten nicht möglich gewesen. Und auch im Gastgewerbe winkt für gewöhnlich nicht das grosse Geld. Was also macht den Reiz der Beiz aus? «Der Kontakt mit den Leuten», sagen sie einstimmig. «Mit unserer eigenen Beiz können wir nun zum ersten Mal selbst entscheiden und dürfen den Erfolg oder den Misserfolg direkt spüren. Als Angestellter sickert ja nie ganz durch, wie gut du deinen Job wirklich machst», erklärt Hodel. 

Mittagsmenü statt Zigaretten

Der Name hat geändert, die Bezeichnung «Café Bar Apéro» ist geblieben. Geraucht wird nicht mehr den ganzen Tag, sondern erst ab fünf Uhr. Dafür gibt es etwas zu beissen: «Wir bieten ein Mittagsmenü wie bei Mami und am Abend verschiedene Tapas», so Hodel. Es sollen kleine Portionen zu kleinen Preisen geboten werden. Sinnvolle Produkte und ein regionaler Fokus seien selbstverständlich und nicht etwas, das sie sich erst auf die Fahne schreiben müssen. Im Wirteduett wird Hodel eher den Kochlöffel schwingen und Barrus öfters die Barlady geben.

Einen Wunsch haben die beiden: «Wir wollen mehr Frauen als Gäste.» Das Wichtigste sei aber die Mischung: «Von Rock’n’Roll bis Hip Hop sind alle willkommen», sagt Hodel und fügt lachend hinzu: «Vielleicht nicht gerade alle miteinander.»

Tag der Entfesslung: Freitag, 3. Oktober mit Tapas und Musik.

Houdini
Winkelriedstrasse 64
Luzern
Öffnungszeiten

Montag – Mittwoch
8 bis 22 Uhr 
Donnerstag – Samstag
8 bis 24 Uhr

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