Kinoclub Sursee

«Wir sind schon etwas stur»

Das Stadttheater Sursee hat die Lesung von Herbert Steiner nach Protest abgesagt. (Bild: zvg)

Er ist wie ein Gallier, der sich einfach nicht unterkriegen lässt: Der Kinoclub Sursee. Seit 17 Jahren zeigt er Filme, die es nicht in die Kinos schaffen. Regelmässig besuchen über 100 Leute die Vorstellungen im Stadttheater. Dabei spielen die Pausen in der Filmmitte eine wichtige Rolle. So auch am Festival, das kommendes Wochenende stattfinden wird.

«Mainstream-Filme hätten bei uns keinen Erfolg. Diese Filme haben ja alle schon gesehen», sagt Rolf Winz vom Kinoclub Sursee. Er, der nicht für «Titanic» oder «Der Hobbit» ins Kino geht. Diese Filme interessieren ihn nicht. 

Als Student war Rolf Winz Mitglied in drei Kinoclubs. Mit Gleichgesinnten traf er sich so drei Mal die Woche für einen Kinobesuch: «Ich gehe ins Kino, um mich selber zu finden – oder zu vergessen» zitiert Winz Akira Kurosawa, den Regisseur seines Lieblingsfilms «Dodes’ka-den». Ein Film, den keiner kennt. Wie auch die 16 Filme aus aller Welt, die der Kinoclub ab Mittwoch im Rahmen seines Festivals zeigt. «Beim Kinobesuch will ich mich nicht einfach berieseln lassen, sondern in eine andere Welt abtauchen.» Diese Art von Filmen nennt Winz «Kino für den Kopf».

Warum Winz Filme aus fernen Ländern so fesseln? «Früher kam man weniger um die Welt, das ist vielleicht der Grund.» Der Film bietet ihm die Möglichkeit, andere Kulturen aus deren Blickwinkeln kennen zu lernen. Die Filme des sechsten Sursee Kinofestivals zeigen «die andere Kinodimension», so das Motto des Festivals (siehe Box). Zwei Filme sind dabei aus dem Iran: «Wenn ein Westler in den Iran geht und dort einen Film dreht, ist das nicht das gleiche, wie ein Film, der von einem iranischen Regisseur gedreht wird.» 

Das iranische Filmschaffen am Festival Sursee

Das Sursee Kinofestival zeigt am Mittwoch um 21 Uhr «Gabbeh». Ein iranischer Film, der erstmals 1996 in Cannes in der Sektion «Un Certain Regard» gezeigt wurde. Diesen Film wird der Kinoclub nicht mit dem digitalen Projektor zeigen, sondern ab einer 35mm-Filmrolle. Der andere iranische Film im Festivalprogramm heisst «Une famille respectable» und gewann in Cannes 2012 eine Auszeichnung. Im weiteren Programm sind unter anderen Filme aus der Türkei, Kenya, Saudiarabien, Mexiko, China, Japan oder Indien.

 

«Früher war der Kinoclub noch belehrend»

Vor den Filmen gab es jeweils halbstündige Vorträge über das Herkunftsland des Filmes. Davon ist man weggekommen. Heute sind die Einführungen kurz und gehen nicht auf den Inhalt des Filmes ein. Der Film soll vermitteln. Darauf besteht Rolf Winz vom Kinoclub. Auch darauf, dass Filme nicht synchronisiert, sondern untertitelt sind: «Da sind wir schon etwas stur.»

Diese Sturheit zeigt sich auch im Bestehen auf eine Pause in der Filmmitte. Eingefleischte Kinofans goutieren dies nicht, doch für den Kinoclub sei die Pause essenziell. In der Pause könne man sich über den Film austauschen – oder über andere Sachen. Dabei gibt es oft Snacks, die etwas mit dem Film oder dessen Herkunftsland zu tun haben. «Letztes mal servierten wir kleine Cervelats. Es war ein Schweizer Film.» Nach der Pause ist die Stimmung anders. Die Leute seien aufgeräumter, nachdem sie sich über den Film haben austauschen können.

«Konzentration auf einen Kinoabend im Monat»

Der Kinoclub Sursee ist einer der grössten des Landes. Er hat weit über 300 Mitglieder. Dass er so gut läuft, erklärt sich Winz mit dem sozialen Aspekt: «Im Gegensatz zu einem Spartenkino, das täglich Filme zeigt, konzentrieren wir unsere Vorstellungen.» Der Kinoclub macht den Kinobesuch zu einem Event. Einmal im Monat, wenn sich der Kinoclub trifft, erstrahlt das Stadttheater in vollem Glanz. «Wir schauen, dass es schön beleuchtet ist, die Bar in Betrieb ist und es etwas Gutes zu essen gibt.»

Den Verantwortlichen gehen die Ideen nicht aus. Kaum ist das diesjährige Festival vorbei, sind Abende mit Monumentalfilmen geplant. «Wer hat schon ‹Spiel mir das Lied vom Tod› im Kino gesehen, ausser in den 60er-Jahren?», stellt Rolf Winz die rhetorische Frage. «Diese Filme zu Hause zu schauen ist einfach nicht dasselbe.» Und Winz zählt genüsslich weitere Beispiele auf: «‹Doktor Schiwago› oder ‹Der Pate›».

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