Glencore-Absturz: Gefahr für Gemeinden?

«Wir sind absolut machtlos»

Hauptsitz von Glencore in Baar: Der Rohstoffkonzern erscheint in 30'000 Dokumenten der «Paradise Papers».

(Bild: pbu)

Der Zuger Rohstoffkonzern Glencore ist im Sinkflug – zumindest an der Börse. Das wird auch die Managerlöhne hinunterziehen. Die Gleichung ist simpel: Weniger Lohn = weniger Steuern. Das müsste die Zuger Gemeinden in Alarmbereitschaft versetzen.

Starker Rückgang der Rohstoffpreise und eine hohe Unternehmensverschuldung. Die Zukunftsaussichten von Glencore sehen nicht rosig aus. Anfang Woche dann der Absturz: Die Glencore-Aktie erleidet den grössten Tagesverlust überhaupt, seit das Unternehmen an der Börse ist (zentral+ berichtete). Zwischenzeitlich hat sich die Aktie zwar wieder erholt. Fragezeichen aber bleiben, insbesondere mit Blick auf die Entwicklung der Rohstoffpreise. Sollten sich diese nicht erholen, dürfte Glencore zunehmend von seinen Schulden erdrückt werden.

Vom Sinkflug an der Börse über wachsende Schuldenberge und Imageverlust hin zu Steuerschäden? Die jüngste Entwicklung des Rohstoffkonzerns dürfte Zuger Gemeinden aufhorchen lassen. Namentlich Walchwil und Baar dürften die Geschehnisse mit mulmigen Gefühlen beobachten. Werden in den Zuger Gemeinden nun Steuereinbussen befürchtet?

«Wir sind nicht existenziell gefährdet.»

Andreas Hotz, Gemeindepräsident Baar

«Keine existenzielle Gefährdung»

«Ich würde nicht von Befürchtung sprechen», sagt Andreas Hotz, Gemeindepräsident von Baar. Er wirkt relativ gelassen und betont, dass die Turbulenzen rund um den Rohstoffgiganten mit Hauptsitz in Baar keine dramatischen Auswirkungen auf die Gemeindesteuereinnahmen zeitigen werden. Denn es habe sich schon früher gezeigt, dass bei der Glencore kein Klumpenrisiko bestünde. «Wir sind nicht existenziell gefährdet», sagt Hotz.

In Walchwil stellt sich die Frage nach etwaigen Steuereinbussen insofern, als einige Topshots von Glencore ihren steuerlichen Wohnsitz dort haben. Aber auch hier bleibt man gelassen – winkt sogar ab. Für Tobias Hürlimann, Gemeindepräsident von Walchwil, stellt sich die Frage nämlich schon gar nicht erst: «Die Frage ist müssig», sagt er und führt aus: «Wir sind diesbezüglich absolut machtlos. Wir haben keinen Einfluss auf diese Entwicklung und müssen sie nehmen, wie sie kommt.»

Schliesslich könne sich der Aktienkurs plötzlich wieder in die andere Richtung entwickeln, konstatiert er. «Niemand kann das vorhersagen.» Das ist wohl wahr. Aber trotzdem: Gut verdienende Mitarbeiter von Glencore wohnen in Walchwil und die jüngsten Entwicklungen rund um den Konzern bedrohen deren fürstliche Gehälter. Da werden doch steuertechnische Befürchtungen laut, oder? «Wir haben keine Angst vor oder Bedenken über allfällige Steuereinbussen», so Hürlimann.

«Wir haben weder ein Notfallszenario noch sonstige Massnahmen geplant.»

Peter Hegglin, Finanzdirektor Kanton Zug

Budget bereits vorgestellt

Auch beim Kanton schaut man einigermassen gelassen auf die Geschehnisse an der Börse. Dennoch, so sagt Finanzdirektor Peter Hegglin, könne die Debatte rund um Glencore Einfluss auf die Vermögenssteuerwerte haben: «In der Regel macht die eine Branche Negativentwicklungen einer anderen wett. Heute ist das aber nicht so.»

Trotzdem dürfe man, was Steuereinnahmen betrifft, die Betrachtung nicht nur auf eine Frima reduzieren. «Wir haben weder ein Notfallszenario noch sonstige Massnahmen geplant», betont Hegglin. Das Budget sei bereits vorgestellt und man müsse wegen Glencore nicht noch einmal über die Bücher.

Die Sache nehmen, wie sie kommt, das scheint die allgemeine Devise zu sein. Die Schwankungen auf dem Aktienmarkt erschweren es ungemein, verlässliche Prognosen zu erstellen. Die Glencore-Aktie hat sich zwischenzeitlich wieder einigermassen gefangen, die Anleger sind beruhigt. Am Dienstag teilte das Unternehmen mit: «Unser Geschäft bleibt operativ und finanziell robust – wir haben einen positiven Cashflow, gute Liquidität und absolut keine Probleme mit der Zahlungsfähigkeit.»

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